Vatikan: Flüchtlingshilfe ist der h?chste Dienst
Mario Galgano und Marco Guerra - Vatikanstadt
Die Situation der Migranten an Europas Grenzen, die versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, bleibt dramatisch. Die EU-Grenzwache Frontex zeigt einen Anstieg der Migrationsströme um 53 Prozent im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Papst Franziskus hat jetzt durch Kardinal Michael Czerny eine neue Botschaft der Unterstützung an diejenigen gesendet, die an vorderster Front stehen, um Menschen zu helfen, die über das Meer vor Gewalt und Elend zu fliehen versuchen. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde im libyschen Tripolis eine Ansammlung von Flüchtlingen, die seit Monaten für internationalen Schutz protestieren, von den Sicherheitskräften geräumt. Mehr als 600 Personen seien in das Gefangenenlager Ain Zara gebracht worden.
Dutzende Verletzte bei Überfall der libyschen Streitkräfte
Laut mehreren Zeugenaussagen sei die Operation gewaltsam durchgeführt worden, und ein Team von ?Ärzte ohne Grenzen“ behandelte 68 Personen, die bei der Massenverhaftung verletzt worden sei. Sieben der Verwundeten mussten in ein Krankenhaus gebracht werden, so die Hilfsorganisation in einer Erklärung, während 190 Menschen psychologische Unterstützung angeboten wurde. Gabriele Ganci, Missionsleiter von Msf in Libyen, berichtet, dass ?während des wöchentlichen Besuchs des Zentrums das Ärzte ohne Grenzen-Team Menschen mit Stichwunden, Anzeichen von Schlägen und Menschen, die durch die erzwungenen Verhaftungen traumatisiert sind, behandelt hat“. Darunter - so Ganci weiter – seien Eltern, die während der Veranstaltung geschlagen und von ihren Kindern getrennt wurden. ?Die Geschehnisse zeigen einmal mehr, dass in Libyen alle Migranten willkürlich inhaftiert werden, selbst diejenigen, die um Schutz und Behandlung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht bitten“, fügt Ellen van der Velden, Einsatzleiterin von ?Ärzte ohne Grenzen“ an.
Don Ferrari: Rekordzahl von Ablehnungen
Don Mattia Ferrari, Priester der Erzdiözese Modena-Nonantola und Seelsorger von ?Mediterranea Saving Humans“, bestätigte gegenüber Radio Vatikan/Pope die Verhaftungen von Migranten in Tripolis durch libysche Sicherheitsleute. Diese hätten eine Gruppe von Flüchtlingen angegriffen, ?die seit mehr als hundert Tagen friedlich demonstriert hatten, um das Recht auf internationalen Schutz zu fordern“. Nach hundert Tagen, fuhr er fort, ?gab es keine Antwort von Europa und den libyschen Behörden, sondern nur einen Gewaltakt, der zur Verhaftung von mehreren hundert Menschen führte“. Nach Informationen des Priesters sucht nun die libysche Polizei derzeit nach Personen, die der Gefangennahme entkommen sein konnten.
?In diesem Jahr gab es eine Rekordzahl von Zurückweisungen von Migranten in Libyen“, sagt Don Mattia . Er rechnet mit etwa 30.000 Menschen, die von der Küstenwache aufgehalten worden seien. Diese werde von Frontex und Italien finanziert. Es seien Ablehnungen, die gegen die internationalen Menschenrechte verstoßen würden, fügte er an. Es gebe aber auch andere Zeichen, so sprach der Priester von der ?Hoffnung auf Geschwisterlichkeit“, die er auf dem Schiff ?Mare Jonio“ mit seinen eigenen Händen berührt habe: ?Alle Migranten, gleich welcher Religion, sehen in der Gestalt von Papst Franziskus die Verwirklichung dieser Sehnsucht, sie nehmen ihn als Vater aller Armen wahr.“
Der Brief von Kardinal Czerny an ?Mediterranea“
Kardinal Michael Czerny habe den freiwilligen Helfern von ?Mediterranea“ wenige Tage vor der Abfahrt der ?Mare Jonio“ einen Ermutigungsbrief geschickt, in dem er ihnen die Gebete von Papst Franziskus für ihre Mission zusichere. In dem Brief betonte der Kardinal, dass ?die Hilfe für unsere Brüder und Schwestern unter den Migranten der höchste Dienst ist, den Sie leisten können“. ?Ihr habt inmitten des Meeres erfahren, dass die universelle Geschwisterlichkeit durch die Liebe geheilt werden kann, die sich im Kreuz Jesu vollständig manifestiert hat“, heißt es in dem Brief weiter. Fahre fort, diesen Weg der Liebe zu gehen, ohne müde zu werden.
Unbegleitete Minderjährige auf dem Vormarsch
?Die Ereignisse in Tripolis zeigen, dass die Migranten, die sich in Libyen aufhalten, nicht unter sicheren Bedingungen leben, sie wurden in ein bereits überfülltes Haftzentrum gebracht. Wir fordern daher die lokalen Behörden auf, diesem System der Inhaftierung ein Ende zu setzen und die Europäische Union aufzufordern, diese Methoden der Migrationskontrolle nicht mehr zu finanzieren“, erklärte der Sprecher von ?Ärzte ohne Grenzen“-Italien, Maurizio Dabbane, gegenüber Radio Vatikan/Pope. ?Bei den letzten Einsätzen unseres Schiffes ist die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen stark angestiegen; wir sind bereit, wieder zur See zu fahren, um die Mängel eines Such- und Rettungssystems auszugleichen, das von der Europäischen Union demontiert worden ist“, so der Sprecher. Schließlich bestätigte Dabbane, dass die Zahl der Ausreisen von Migranten im Jahr 2021 ansteigen werde, ?Zahlen, die noch zu bewältigen sind, wenn die EU den Hilfesuchenden nicht den Rücken zukehrt“.
(vatican news)
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