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Die Weltsynode (hier das wei?russische Logo) ist ein gro?es Projekt: Mitmachen sollen wirklich alle  Die Weltsynode (hier das wei?russische Logo) ist ein gro?es Projekt: Mitmachen sollen wirklich alle  

Weltsynoden-Start: Womit l?sst sich arbeiten?

Am vergangenen Sonntag hat die di?zesane Phase in dem vom Papst angesto?enen Synodalen Prozess begonnen. Erste Begegnungen gab es vielerorts bereits, und die Ortskirchen gestalten diesen Prozess selber aus. Was haben sie dafür vom Vatikan an die Hand bekommen, womit wird konkret gearbeitet? Dazu hat sich Anne Preckel von Radio Vatikan schlau gemacht.

Stefanie Stahlhofen (Radio Vatikan): Was haben die Ortskirchen vom Vatikan an die Hand bekommen, um den Synodalen Prozess durchzuführen?

Anne Preckel (Radio Vatikan): Es gibt einen ?Fahrplan“, also Vorschläge des Vatikans für die Befragung und Begegnung der Gläubigen in den jeweiligen Diözesen, und zur Weltsynode wurde eine Internetseite () auf Englisch, Italienisch und Spanisch eingerichtet. Als wichtigster Bezugspunkt wird auf dieser Plattform nochmal auf das verwiesen. Dieses Vorbereitungsdokument zeigt den großen Problemkontext auf, in dem der Synodale Prozess eigentlich stattfindet, und zwar weltweit: Pandemie, Konflikte, Klimawandel, Migration, sexueller Missbrauch – die Kirche muss synodaler handeln, um diese Probleme überhaupt wirkungsvoll angehen zu können. Sie braucht eine erneuerte Vision ihrer eigentlichen Berufung, und dafür wird jeder einzelne gebraucht.

Zweites gibt es ein offizielles Handbuch des Vatikans, ein ?“ zur Weltsynode, um diesen Prozess in Fahrt zu bringen. Dieses Handbuch ist für die in den jeweiligen Diözesen gedacht und eine Art ?Leitfaden“, um Begegnungen in den Ortskirchen durchzuführen. Bei diesen Begegnungen geht es nicht darum, bereits Ziele vorzugeben, es geht auch nicht darum, Papier zu produzieren. Der Papst wünscht sich vielmehr, dass die Leute konkrete Erfahrungen von Synodalität machen, eine gemeinsame Haltung finden. Und dafür gibt der Vatikan ?Methoden des Dialoges“ an die Hand.

Hier das Gespräch von Stefanie Stahlhofen und Anne Preckel in voller Länge

Ein Leitfaden

Stahlhofen: Was sind das für Dialogmethoden und wer ist dazu eingeladen?

Preckel: Anliegen ist es, alle Getauften in den Synodalen Prozess einzubeziehen, es geht um ein ?Höchstmaß an Inklusion und Teilhabe“, wie der Vatikan deutlich gemacht hat, vor allem auch von Menschen am Rande, die sonst wenig gehört werden. Konkret geht es darum, Treffen zu organisieren und sich gemeinsam auszutauschen. Zuständig dafür sind der Diözesen, die unter Koordination des Bischofs diese Phase leiten und mit Leben füllen sollen. Diese Katalysatoren sollten sollten etwa die Gabe haben,Menschen in Kontakt zu bringen und den vielfachen Input, den sie bekommen, zusammenzufassen – und sie haben ganz klar definierte Aufgaben. Die Treffen können gemeindeübergreifend organisiert werden oder über bestehende katholische Strukturen wie Krankenseelsorge, Lehreinrichtungen, Ordensgemeinschaften, Laienbewegungen und ökumenische Gruppen.

Gleichwohl geht es darum, möglichst über den eigenen Tellerrand zu blicken, nicht nur die bekannten, sondern neue Sichtweisen anzuhören, auch die kirchenfernen, gewünscht sind bunte, interdisziplinäre Gruppen, die sich öffnen, nicht verschließen. Der Vatikan bietet für diese Begegnungen einen Impulsfragebogen an, um dieses Sprechen und Hören zu gestalten, und er gibt eine Art geistliche Begleitung an die Hand. So erinnert das Vademecum daran, dass es ums Mit-Teilen und Zuhören, um Dialog und Demut, ums gemeinsame Streben und Hoffen geht, möglichst ohne Ideologie, Vorurteile, Klischees und Klerikalismus. Um einen offenen Dialog zu begünstigen, soll eine entsprechend geistliche Atmosphäre geschaffen werden, etwa durch . Auch mit Bildern, Kunst, Theater kann gearbeitet werden, um sich den Zustand der eigenen Kirche zu vergegenwärtigen.

Gemeinsam unterwegs?

?Die Fragen haben’s schon ziemlich in sich...“

Stahlhofen: Was hat es denn mit dem Fragebogen auf sich: Worüber sollen sich die Leute gemeinsam den Kopf zerbrechen?

Preckel: Ja, ich habe ziemlich gescrollt, bevor ich die Fragen in dem langen Vademecum endlich gefunden habe. Man sucht ja, vielleicht auch typisch deutsch, immer so nach konkreten Problemstellungen, die gelöst werden sollen. Man muss dazu sagen: Der Synodale Prozess ist keine diözesane Umfrage, es geht nicht ums Fragebögen ausfüllen, sondern es geht zunächst einmal um den Austausch an sich, um ein Multiplizieren von Kontakt, Zuhören, ?Gemeinsam-Sein“ in der Kirche. Aber ja, es gibt dann auch Impulse bzw. formale Fragen für diese Begegnungen. Diese Fragen betreffen etwa die Qualität des kirchlichen Miteinanders, also sinngemäß etwa: Wer geht eigentlich gerade in unserer Kirche ?gemeinsam“, und wer ist außen vor? Wie wird zugehört und welche Möglichkeiten gibt es, das Wort zu ergreifen? Sind wir in unserem Tun tatsächlich von der kirchlichen Sendung inspiriert? Wie werden hier Entscheidungen getroffen, spielt der Heilige Geist eine Rolle? Wie wird Teilhabe und Autorität gelebt in unseren Gemeinden? - Wir merken, die Fragen haben’s schon ziemlich in sich.

Stahlhofen: Und das ist dann aber schon Pflichtprogramm?

Preckel: Die Fragen müssen gar nicht alle haarklein beantwortet werden, sagt der Vatikan, sie sollen jeweils auch regional angepasst werden – das sehen wir ja bereits schon seit Start der Weltsynode letzten Sonntag in den Ortskirchen. Es können auch andere Fragen gestellt werden, heißt es. Aber die Impulsfragen des Vatikan weisen dann doch in die Tiefe, denn sie betreffen das kirchliche Miteinander – und den Sinn dieses ganzen Miteinanders. Es wird auch ausdrücklich dazu ermutigt, ?persönliche Geschichten und tatsächlich Erlebtes“ einzubringen und bitte keine ?Lehrsätze“. Das ist schon bemerkenswert, wenn Rom so was explizit einfordert und zugleich Raum lässt, das auszugestalten. Das ist zugleich auch sehr durchdacht. Man braucht auch einen angeleiteten Prozess – nur mal machen lassen und nichts vorgeben führt letztlich zu keinem gemeinsamen Output.

Enger Zeitplan

?Die Weltsynode ist ein Riesen-Unterfangen und als Ansatz ehrgeizig, weil dabei wirklich alle Glieder der Kirche in Bewegung kommen sollen.“

Stahlhofen: Nach dieser Konsultation des Kirchenvolkes – wie geht es dann weiter?

Preckel: Ja, dann geht’s rasant weiter – der Zeitplan ist eng gestrickt, das hat etwa der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Erzischof Lackner, jetzt angemerkt. Beispiel Salzburg: Die Befragung endet am 7. Dezember, die Ergebnisse fließen in einen Bericht ein und im Januar gibt’s dazu dann schon eine vorsynodale Versammlung auf Diözesanebene. Bis spätestens April 2022 sollen die nationalen Bischofskonferenzen die Ergebnisse der Diözesen vorliegen haben, der Gesamtbericht davon kommt dann auf Kontinentalebene, ehe schließlich im Herbst 2023 die Bischofssynode in Rom angesetzt ist, auf die alles zusteuert. Die Eingaben aus den Ortskirchen fließen über ein ?Arbeitsinstrument- Instrumentum laboris“ in diese Synode ein. ?Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Beteiligung und Sendung“ - der Titel ist Programm, die Weltsynode ist ein Riesen-Unterfangen und als Ansatz ehrgeizig, weil dabei wirklich alle Glieder der Kirche in Bewegung kommen sollen.

?Die Wahrscheinlichkeit, dass im Synodalen Prozess mehr Menschen Gehör finden, dass besser abgebildet wird, was in den einzelnen Ländern und an den Peripherien vor sich geht, die steigt doch ganz erheblich.“

Stahlhofen: Können wir denn davon ausgehen, dass die Anliegen, Sorgen und Träume aller Gläubigen weltweit bei diesem Prozess tatsächlich auf die ein oder andere Weise bis zum Vatikan vordringen?

Preckel: Ich denke, das steht und fällt mit der Bereitschaft der Bischöfe, diesen Prozess in ihren Diözesen auch tatsächlich durchzuführen und zu fördern. Sie sollten idealerweise auch kompetente Leute auswählen, die dazu in der Lage sind, dieses komplexe Unterfangen gut und niederschwellig durchzuführen. Einige wollen gar nicht mitmachen, einige sind voll dabei, einige sehen es vielleicht als Pflichtübung aus Rom und mit gemischten Gefühlen – wie immer in der Kirche. Die Tatsache, dass der Papst sich da so zuwendet und das Zuhören sozusagen institutionalisiert, ist aber wirklich eine Riesenchance. Unterm Strich wird das Früchte tragen, die Wahrscheinlichkeit, dass im Synodalen Prozess mehr Menschen Gehör finden, dass besser abgebildet wird, was in den einzelnen Ländern und an den Peripherien vor sich geht, die steigt doch ganz erheblich, denke ich. Fragebögen gab es auch schon im Vorfeld anderer Bischofssynoden. Aber dass der Papst jetzt Synodalität und kirchliches Miteinander zum Thema macht, das dürfte wie eine Art Spiegel wirken, den Franziskus der Kirche vorhält.

Andere Länder, andere Fragen?

Stahlhofen: Und der Synodale Weg in Deutschland, wird der jetzt ein wenig von der Weltsynode überrollt?

Preckel: Dialogprozesse auf Ebene der Gemeinden, der Bewegungen und Diözesen gab es auch vorher, und in vielen Ländern gibt es synodale Dialoge – das wird vom Vatikan auch explizit anerkannt. Er nennt etwa hier die Kirchenversammlung für Lateinamerika und die Karibik, das Plenarkonzil in Australien und eben auch den Synodalen Weg in Deutschland und in Irland. Die betreffenden Regionen und Diözesen ruft der Vatikan jetzt dazu auf, ?die bei ihnen laufenden synodalen Prozesse in kreativer Weise mit den Etappen des gesamtkirchlichen Synodalen Prozesses zu koordinieren“ - so steht das im Vademecum. Es geht nicht ums Überrollen - sondern eher um ein in Bezug-Setzen. Es kann schon auch recht spannend sein, wenn man dann merkt, dass in der katholischen Kirche anderer Länder andere Fragen auftauchen oder dass man da schon weiter ist. Oder dass Kirche anderswo ganz klar Hoffnungsträger ist und vorrangig kein Krisenfall. Oder dass auf einmal das Gewicht der Erfahrungen doch so laut wird, dass man Traditionen abändert. Wir wissen nicht, wie das ausgeht, aber hilfreich sind sicher Weitblick, ein Sich-Einlassen und ein langer Atem.

(vatican news - pr)
 

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19. Oktober 2021, 09:39