Abendmahlsmesse: ?Die Eucharistie ist ein Aufruf zur geschwisterlichen Liebe“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Mit dem Gründonnerstag beginnt das sogenannte österliche Triduum, also das Gedächtnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Eigentlich hat Papst Franziskus die feierliche Abendmahls-Messe immer in einer Haftanstalt oder in einem Flüchtlingszentrum gefeiert. Doch die Feierlichkeiten der Kar- und Ostertage im Vatikan sind auch 2021 durch die Pandemie beeinträchtigt. Wie schon die Chrisammesse am Morgen, wurde auch der Gottesdienst vom Letzten Abendmahl am Kathedra-Altar im Petersdom gefeiert – coronabedingt wie schon im Vorjahr ohne traditionelle Fußwaschung.
?Diese Eucharistiefeier, die so reich ist an Gefühlen und Gedanken, lässt uns den Abend wieder erleben, an dem Christus, umgeben von den Aposteln im Abendmahlssaal, die Eucharistie und das Priestertum eingesetzt und uns das Gebot der geschwisterlichen Liebe aufgetragen hat,“ leitete Kardinal Giovanni Battista Re seine Predigt ein.
Die Eucharistie: Mittelpunkt und Herz des Lebens der Kirche
Der Abend des Gründonnerstag erinnere uns daran, dass der Sohn Gottes in seiner grenzenlosen Liebe zu uns sich selbst – seinen Leib und sein Blut – hingegeben habe. Und deshalb müsse die Eucharistie, die Mittelpunkt und Herz des Lebens der Kirche ist, auch Mittelpunkt und Herz des Lebens eines jeden Christen sein.
?Wer an die Eucharistie glaubt, fühlt sich im Leben nie allein,“ gab Kardinal Re zu bedenken. ?Er weiß, dass es im Halbdunkel und in der Stille aller Kirchen Einen gibt, der seinen Namen und seine Geschichte kennt; Einen, der ihn liebt, der ihn erwartet und ihm bereitwillig zuhört. Und vor dem Tabernakel kann jeder loswerden, was ihm auf dem Herzen liegt; hier kann er Trost, Kraft und Herzensfrieden finden.“
Doch diese grenzenlose Liebe Christi zu uns müsse auch erwidert werden, und zwar mit konkreten Taten:
?Die Eucharistie ist ein Aufruf zur Offenheit gegenüber den anderen, zur geschwisterlichen Liebe, zur Fähigkeit zu vergeben und jenen zu Hilfe zu kommen, die in Not sind,“ fuhr der Kardinaldekan fort. ?Sie ist eine Einladung zur Solidarität; dazu, einander zu unterstützen, niemanden im Stich zu lassen. Sie ist ein Aufruf zum aktiven Einsatz für die Armen, die Leidenden, die Ausgegrenzten; sie ist ein Licht, das uns im Antlitz unsere Brüder und Schwestern das Antlitz Christi erkennen lässt; besonders in den Leidenden und Bedürftigen.“
Aus Jesus, die Kraft schöpfen, die wir in der Pandemie so nötig haben...
Danach ging Kardinal Re kurz auf die Coronakrise ein, die uns noch immer fest im Griff hat. In den Gestalten von Brot und Wein habe Jesus als unser Weggefährte in unserer Mitte gegenwärtig bleiben wollen, und aus ihm könnten wir auch die Kraft schöpfen, die wir in diesen Zeiten der Pandemie so dringend bräuchten, so sein Rat.
?Wir haben erlebt, wie ein kleines Virus die ganze Welt in die Knie zwingen kann. Um diesem Drama ein Ende zu setzen, müssen wir auf alle menschlichen Mittel zurückgreifen, die uns die Wissenschaft zur Verfügung stellt, aber wir müssen auch noch einen Schritt weitergehen: Wir müssen einmütig darum beten, dass die Hand Gottes uns zu Hilfe kommt und dieser tragischen Situation ein Ende macht, die sich in besorgniserregender Weise auf die Bereiche Gesundheit, Arbeit, Wirtschaft und Bildung, ja auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt.“
Gründonnerstag: Ein Aufruf, unser Leben in Ordnung zu bringen
Der Gründonnerstag sei vor allem auch ?ein Aufruf, unser Leben in Ordnung zu bringen und den Weg der Reue und der Erneuerung einzuschlagen, um von Gott Vergebung zu erlangen,“ betonte der Kardinal abschließend.
?In der Eucharistie ist Gott uns so nahe gekommen, dass wir uns nie verlassen fühlen müssen, weil wir immer von ihm gesucht, geliebt und eingeladen werden, durch Reue und das Sakrament der Versöhnung die Freude seiner Vergebung zu erlangen und eine geistliche Erneuerung zu beginnen – mit einem Herzen, das offen ist für Gott und für alle unsere Brüder und Schwestern,“ schloss der Kardinal seine Predigt.
(vaticannews - skr)
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