Vatikan: Benefizversteigerung für Corona-Krankenh?user
Ravasi stammt selbst aus der Lombardi, der am schlimmsten vom Corona-Virus getroffenen Region Italiens. Im Vatikan ist er Präsident des päpstlichen Kulturrates, der sich in einer betont weiten Fassung des Kulturbegriffs auch für Aktivitäten wie Sport interessiert.
Am 8. Juni beginnt auf der digitalen Plattform charitystars.com die Wohltätigkeitsauktion ?We Run Together". Organisiert haben das der Verein Athletica Vaticana, der ?Vorhof der Völker”, eine Dialogoffensive des Kulturrates mit Nichtglaubenden, die italienische Finanzpolizei und die Sektion Latium des italienischen Leichtathletikverbandes. Der Erlös der Versteigerung geht an das Personal der Krankenhäuser von Brescia und Bergamo.
?Es ist gewissermaßen ein virtueller Lauf”, erklärt Ravasi. ?Vom 8. Juni bis zum 8. August wird jede Woche eine Versteigerung stattfinden, teils mit symbolischen Objekten, aber es sind auch wertvolle Gegenstände darunter. Wir beginnen mit einem Objekt des Papstes, das er, ein wenig überraschend, beschlossen hat uns zu geben. Franziskus hat uns ein Rennrad in den Farben des Heiligen Stuhles und Argentiniens geschenkt, das er vom slowakischen Weltmeister Peter Sagan erhalten hat. Auch andere Objekte hat er uns für diese Versteigerung überlassen, weil er sich ideell daran beteiligen möchte. Und so wird jede Woche ein besonderer Gegenstand des Papstes zur Versteigerung gelangen.”
?We Run Together" war ursprünglich ganz anders geplant, als Benefizlauf in Castelporziano bei Rom. Dann kam die coronabedinge Umwandlung des Wettbewerbs in eine Online-Auktion, doch der Papst empfing eine kleine Abordnung jener, die hätten teilnehmen sollen, am 20. Mai in Audienz und hörte von der Wohltätigkeitsveranstaltung. Dabei fing er Feuer für das Vorhaben, wie Kardinal Ravasi erzählt. Denn ?We Run Together", zu Deutsch Wir laufen zusammen, sollte Athleten und Athletinnen ganz verschiedener Herkunft in einem Wettbewerb vereinen: Paralympiker, Sportler mit geistigem Handicap, Amateure, Geflüchtete, Migranten, Häftlinge. Der Papst empfing an jenem Tag unter anderem eine elfjährige Sportlerin im Rollstuhl und eine Fußballerin, die im Gefängnis Rebibbia einsitzt und Kapitänin des dortigen Frauenfußballteams ist.
?Franziskus hat diese Privataudienz gewissermaßen selbst organisiert”, erzählt Ravasi. Er selbst habe gar nicht darum nachgesucht. Der Papst habe die Gruppe dann nach der Generalaudienz in der Bibliothek empfangen und bei der Gelegenheit ?eine Menge gesagt, was seine leidenschaftliche Unterstützung dieser Initiative zeigte”. Ravasi, von Haus aus Biblist, hat auch einen Verdacht, woran genau sich das wache Interesse von Papst Franziskus entzündete.
Fair Play, biblisch begründet
?,We run together' heißt auf Latein, und das ist immerhin die Amtssprache des Heiligen Stuhles, etwas frei übersetzt: ,simul currebant'. Dahinter verbirgt sich ein Zitat, das der Heilige Vater sofort wiedererkannt hat. Es stammt aus dem 20. Kapitel des Evangeliums nach Johannes, als am Ostermorgen zwei Jünger, nämlich der, den Jesus liebte, der dann als Johannes identifiziert wurde, und Petrus, gemeinsam zum Grab laufen. Es heißt wörtlich in der lateinischen Übersetzung: ,simul currebant'. Sie rannten zum Grab, weil sie gehört hatten, dass vielleicht etwas Unerwartetes geschehen war. Aber dieses Laufen hat eine Besonderheit. Der Jünger, den Jesus liebt, der jüngere, läuft schneller, während Petrus zurückbleibt. Aber als er vor dem Grab Jesu ankommt, bleibt Johannes stehen und in einer Art sportlichem Fair Play wartet er auf Petrus und lässt ihm den Vortritt, damit Petrus als erstes ins Grab tritt. Diesen Satz hat der Papst kommentiert. Er ist der Kern der Initiative, denn die teilnehmenden olympischen Athleten sind dazu bereit, jenen aus den anderen Kategorien den Vortritt zu lassen.”
Auch zu ersteigern: Abendessen mit Spitzenathleten
Viele der Sportler und Sportlerinnen, die zunächst am Wettlauf teilnehmen wollten und jetzt stattdessen an der Benefiz-Versteigerung mitwirken, hätten auch ganz persönliche Dinge zur Verfügung gestellt, sagt Ravasi. Da gebe es für die gute Sache also nicht nur olympische Skischuhe und Trikots zu ersteigern. Einige der Spitzenathleten – wie der frühere italienische Kanute Antonio Rossi - bieten persönliche Abendessen bei sich zu Hause.
(vatican news – gs)
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