Synodenblog, Tag 12: ?mter, Dienste und eine Entbindung
Donnerstag, 17.10.2019
Für mich beginnt bei der Synode jeder Tag um 6.30 Uhr mit der Hl. Messe in unserer Unterkunft beim Vatikan. Dort wohnen an die 40 sogenannte Synodenväter aus Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Brasilien, Surinam, Guyana und Deutschland. Die Messen werden fast ganz auf Spanisch oder Portugiesisch gefeiert. Wir kannten uns nicht alle, als wir nach Rom kamen. Das brüderliche und familiäre Miteinander unter uns ist ganz selbstverständlich gewachsen. Bei Tisch tauschen wir uns rege aus, vertiefen manches, was in der Synode aufkommt, halten unsere Meinungen gegeneinander. Besonders freut es mich, dass ich in diesen Tagen meine beiden Nachbarn aus der Karibik, die Bischöfe von Paramaribo und Georgetown, besser kennenlernen konnte.
Nachbessern und auf den Punkt bringen
Am Donnerstagmorgen waren wir in den kleinen Zirkeln noch schwer beschäftigt mit unseren Berichten, die jede Gruppe am Nachmittag in der Synodenaula vorstellen sollte. Das war wirklich Arbeit. Dinge mussten nachgebessert und auf den Punkt gebracht werden. Bei uns ging es um den Sendungsauftrag und die Ämter der Laien und Laiinnen, und wie dieses in einer konkreten Form sein kann. Reichen die bisherigen aus, oder müssen wir neue Ämter bzw. Dienste schaffen, die einer für die heutige Zeit angemessenen Seelsorge entsprechen? Wo können wir heute, propethisch und pastoral klug, die Ämter und Dienste berstärken und ihnen ein größeres Gewicht geben?
Nun hatten wir so viel über die Ökologie und die Schöpfung gesprochen. Daher gab es den Vorschlag, ein so genanntes ?ministério de ecologia”, einen kirchlichen Dienst für die Ökologie zu schaffen. Auch der diakonische Dienst für Männer und Frauen wurde lange besprochen. Für uns war es auf jeden Fall wichtig, dass diese Themen, wie auch andere, mit eingebracht werden in die große Diskussion. Denn nur so kann es reifen.
Die Vorsehung und eine abenteuerliche Entbindung
Meine Gedanken gingen an diesem Tag auch an den kleinen Ignácio Bernardo, der vor genau einem Jahr geboren wurde, am 17. Oktober 2018. Unter abenteuerlichen Umständen. Das kam so: Wir hatten letztes Jahr Besuch aus dem deutschen Kloster Siessen. Sr. Karin Berger und Sr. Ruth Rottbeck waren zu Besuch in Óbidos, um unsere Region und das Krankenhausschiff ?Papa Francisco” kennenzulernen. Sr. Ruth war Oberärztin in einem Krankenhaus in Stuttgart. Wir wollten sehen, ob es möglich ist, Sr. Ruth nach Amazonien zu holen, für das Krankenhausschiff (wo sie heute arbeitet - Gottseidank!).
Für den 19. Oktober planten wir einen kleinen Ausflug zum Mocambo, einer kleinen Gemeinde im Hinterland, eine Stunde mit dem Schnellboot entfernt. Als wir erfuhren, dass der Pfarrer an dem Tag auswärts sein würde, beschlossen wir kurzerhand, unseren Besuch vorzuverlegen. Um einen Tag.
Ich sah das Kind schon im Boot des Bischofs zur Welt kommen
Wir fuhren hin, und am Ende unseres Aufenthaltes, etwa um 11 Uhr, kam Senhor Luiz auf uns zu und fragte, ob wir seine 16jährige Tochter mit in die Stadt nehmen könnten. Sie war hochschwanger. Gegen Mitternacht war sie aus der Hängematte gefallen, und da setzten bei ihr die Wehen ein. Sr. Ruth und ich sahen uns groß an. Vor mir lief ein Film ab, ich sah das Kind schon im Boot des Bischofs zur Welt kommen.
Voll Vertrauen, dass alles gut geht, haben wir der jungen Frau ins Schnellboot geholfen. Wir kamen rechtzeitig in Óbidos an, der Krankenwagen stand schon da. Im Krankenhaus wurde die junge Mutter sofort per Kaiserschnitt entbunden und brachte einen kleine Jungen zur Welt, Ignácio Bernardo. Wir alle waren überglücklich. Besonders, als der zuständige Arzt uns mitteilte, dass Mutter und Kind nicht überlebt hätten, wären wir einen einzigen Tag später gekommen. Für uns alle eine großartige Fügung Gottes, die uns heute noch sehr berührt.
(vatican news)
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