Synode: Worum es bei den Debatten hinter verschlossenen Türen geht
Isabella Piro und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
?Viele sprechen heute von den Jungen, aber nicht viele sprechen zu den Jungen": Paul VI., der in zehn Tagen heiliggesprochen wird, hat dies bekräftigt, die Synode wiederholt es heute – und geht noch einen Schritt weiter. Die Jugend will gehört werden, sagten Synodenväter: in der digitalen Welt etwa, wo eine ?Computer-Bulimie“ oft mit einer ?Magersucht der Träume“ einhergehe und mit der Gefahr einer ?Informations-Fettsucht“. Ebenso nötig ist es, das positive Gesicht der Jungen und Mädchen von heute zu sehen. Die Jugend ist Trägerin großer menschlicher und geistlicher Ressourcen, sagte einer der Redner und nannte Freundschaft, Solidarität, Freiwilligendienst - und auch die Forderung von Jugendlichen, die Kirche möge freudiger und missionarischer werden.
Ein konstruktiver Vergleich mit Erwachsenen ist erforderlich
Junge Menschen brauchen, auch das war in der Synodenaula zu hören, Erwachsene, die ihnen Zeit widmen, sie mit Empathie und Respekt empfangen und sie nicht verurteilen. Problematisiert wurde die zunehmende Neigung von Erwachsenen, sich selbst wie Jugendliche zu gerieren, was junge Leute verwirrt und ihnen Bezugspunkte nimmt.
Die Jugend als ?theologischen Ort, an dem sich die Kirche erkennt“
Synodenväter forderten auch eine Stärkung des sakramentalen und des Gebetslebens in der Kirche ein; dies ziehe junge Menschen an, binde sie ein und ermutige sie, eine führende Rolle zu spielen. Mitreißende Musik und gute Predigten leisteten hier gute Dienste, bessere jedenfalls als das Auswendiglernen von Gebeten und Formeln, denn, so war zu hören: ?Die Jugendlichen müssen mit dem Kopf verstehen und mit dem Herzen glauben“. Nur so können sie tatsächlich auf ihre Art Apostel unter Gleichaltrigen sein. Als Akteure des Wandels, als Gestalter des Friedens und der Einheit in der Welt müssten Jugendliche in der Kirche verstanden werden – die Jugend als ?theologischer Ort, an dem sich die Kirche erkennt“.
Bündnis zwischen Kirche und Familie
Klar erkannten Synodenväter das Bündnis zwischen Familien und Kirche an. In den Familien erfolgt die Erziehung von Kindern, daher muss die auf christlicher Ehe basierende Familie heute neu bewertet werden. Aus den Familien kommen auch Berufungen für das Seminar, sagte einer der Synodenväter. Aus diesem Grund sei heute neu über die Vaterfigur nachzudenken, die ?Säule für die Weitergabe des Glaubens und für die Entwicklung der Identität von Kindern“. Dies ist eine Rolle, die, wie in der Synodenaula betont wurde, in Zusammenarbeit mit der Mutterfigur und nicht im Wettbewerb mit ihr ausgeübt werden müsse.
Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten
Die Synode forderte auch die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten, oft jungen Menschen, deren Würde so häufig verletzt wird. Das Schlüsselwort heißt Solidarität, erinnern sich die Bischöfe, damit sich junge Flüchtlinge wirklich willkommen und integriert fühlen. Es gelte darauf hinzuwirken, dass Menschen nicht zur Migration gezwungen werden, sondern in ihren Herkunftsländern bleiben können.
Der Dienst des Zuhörens
Der Sondergast der Synode, Bruder Alois Löser, Prior der Gemeinschaft von Taizé, erinnerte an den ?Dienst des Zuhörens", der vielleicht auch den Laien anvertraut werden sollte. Frère Roger, Gründer der Gemeinschaft von Taizé, habe gesagt: ?Wenn die Kirche zuhört, wird sie zu dem, was sie ist: eine Gemeinschaft der Liebe".
Danach sprachen Hörerinnen und Hörer im jugendlichen Alter, rund 40 von ihnen sind zur Synode eingeladen. Jugendliche sind nicht nur statistische Kategorien, so hieß es in einer der Reden, sondern sie wollten Teil der Lösung für die gegenwärtigen Schwierigkeiten sein. Daraus ergibt sich ein Appell an die Welt, sich für eine solche Form der Teilhabe zu öffnen. Gefährdet durch Systeme, die aussortieren und keine Gleichheit und Gerechtigkeit fördern, müssten junge Menschen angehört und unterstützt werden – sonst riskieren sie, die Armen unserer Zeit oder Opfer der ?Wegwerfkultur " zu werden.
(Pope – gs)
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