Ruffini: Medienreform im Dienst an der Kirche
Pope: Ihre Ernennung hat für große Überraschung gesorgt. Mit Ihnen steht zum ersten Mal ein verheirateter Laie an der Spitze eines Dikasteriums der römischen Kurie. Was bedeutet das für Sie?
Paolo Ruffini: Der Ruf des Papstes hat mich selbst wohl am meisten überrascht. Und mir ist natürlich klar, dass mich eine so große Aufgabe unweigerlich an meine Grenzen stoßen lassen wird; dass ich nur auf die Gnade Gottes vertrauen kann. Als ich den Heiligen Vater zum Ausklang des Jubiläumsjahres mit Lucio Brunelli interviewt habe, hat er über die Kirche gesagt: ?Die Institution Kirche wird von uns gemacht, von uns allen. Wir sind die Gemeinschaft.“ Und damit hat er auch die Laien in die Pflicht genommen. Wir dürfen uns unserer Verantwortung, unserem Kirche-Sein nicht entziehen, müssen jede Rolle wahrnehmen, die uns die Kirche zuweist. Ich denke, das ist es, was der Papst von uns erwartet…. was er in diesem konkreten Fall von mir erwartet. Auf einen solchen Ruf kann man – um es mit Paulus zu sagen - nur in dem Vertrauen darauf antworten, dass sich gerade in der Schwäche unsere Kraft zeigen wird.
Pope: In den letzten Jahren waren Sie Direktor von Tv2000 und Radio InBlu? Welche Bilanz können Sie ziehen?
Paolo Ruffini: Mit Bilanzen lassen sich Dinge, die nicht statisch, sondern lebendig, in ständiger Bewegung sind, nur schwer beschreiben. Die Jahre bei Tv2000 und InBlu waren eine wunderschöne Erfahrung; ein Weg, auf dem mich viele wirklich außergewöhnliche Menschen begleitet haben. Aber es ist kein Weg, der ein Ende nimmt, sondern ein Prozess, der schnell voranschreitet, weitergeht. In einer Welt, in der die Kommunikation viel zu oft von Dingen lebt, die alles andere als gut sind, ist die Verbreitung guter Nachrichten das erste Gebot der Stunde.
Pope: Ihnen fällt nun die Aufgabe zu, die Reform der vatikanischen Medien zu Ende zu bringen, die Papst Franziskus mit motu proprio vom 27. Juni 2015 eingeläutet hat …
Paolo Ruffini: Eine Reform wird nie von einer einzigen Person gemacht. Sie ist – wie der Papst herausgestellt hat – keine Frage der Stellenumverteilung, sondern eine Frage der Einstellung: man muss sich einen Geist zueigen machen, der dienen will. Eine Reform ist ein gemeinsamer Weg: man muss für alle ein offenes Ohr haben, die anderen mit einbeziehen. Und das bedeutet natürlich auch, dass man bereit sein muss, Veränderungen anzunehmen; dass man weiß, wie schön der Inhalt dessen ist, was wir den Männern und Frauen unserer Zeit mitteilen. Das ist die große Aufgabe, zu der uns die Kirche gerufen hat. Das ist der Weg, auf dem wir alle – und ich als erster – weitergehen müssen. Das Wort ?“Reform“ darf keine Angst machen, wie Papst Franziskus gesagt hat: es bedeutet nicht, ?dass man die Dinge ?übertüncht“: Reform bedeutet, dass man den Dingen eine andere Form gibt, sie anders organisiert.“ Das ist es, worum der Papst uns bittet.
(vatican news)
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