Requiem im Petersdom für Kardinal Tauran: ?Mutig und unvergesslich"
Anne Preckel - Vatikanstadt
Das Requiem fand in der Petersbasilika am Cathedra-Altar statt, geleitet wurde es von Kardinal Angelo Sodano. Tauran habe trotz seiner langjährigen Parkinson-Erkrankung ?mutig“ der Kirche gedient, würdigte der Kardinaldekan den ehemaligen Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, den Sodano als ?unvergesslichen Kardinal“ bezeichnete. Beigesetzt werden soll Kardinal Tauran in seiner römischen Titelkirche Sant’Apollinare in Nähe der Piazza Navona.
Papst Franziskus nahm am Ende der Zeremonie im Petersdom die Riten Aussegnen und Abschiednehmen persönlich vor. In einem Beileidstelegramm hatte der Papst Tauran unmittelbar nach dessen Tod als ?Mann tiefen Glaubens“ gewürdigt. Der Kardinal habe es verstanden, mit der islamischen Welt ?Beziehungen des Vertrauens und der Wertschätzung“ zu knüpfen, schrieb Franziskus. Das Leben der Weltkirche habe er zutiefst geprägt, mutig habe er seinen Dienst an der Weltkirche trotz schwerer Krankheit bis zuletzt ausgeübt.
Kardinal Tauran in Saudi-Arabien: ?Religion darf niemals aufgezwungen werden"
Nach den Terroranschlägen von New York 2001 hatte Tauran verstärkt das Gespräch mit Islamvertretern gesucht. Noch im April, wenige Wochen vor seinem Tod, hatte er in Saudi-Arabien den saudischen König Salman bin Abdulaziz Al und hohe Islamvertretern getroffen. Es war der erste Besuch eines Dikasterien-Leiters in Saudi-Arabien gewesen, er wurde von der arabischen Presse mit Aufmerksamkeit verfolgt. Bei seiner Visite warb der Kurienkardinal für eine ?geistliche Gastfreundschaft“ von Christen und Muslimen, für ?religiösen Pluralismus“ und die Religionsfreiheit - als einer der ersten Ausländer dort überhaupt: ?Religion kann jemandem angeboten werden, so dass er sie annehmen oder ablehnen kann; sie darf aber nie aufgezwungen werden.“
Und weiter befand Tauran in Riad: ?Was uns alle bedroht, ist kein Zusammenprall der Kulturen, sondern der Zusammenprall von Ignoranz und Radikalismus. Was das Zusammenleben bedroht, ist vor allem die Ignoranz; sich zu treffen, zu sprechen und etwas gemeinsam aufzubauen sind hingegen eine Einladung zur Begegnung mit dem Anderen. Was auch bedeutet, sich selbst zu entdecken“, unterstrich der Kardinal. Tauran warb bei seinen Treffen vor allem dafür, dass Schulen Toleranz gegenüber anderen Religionen lehrten und dass Christen dort nicht negativ dargestellt würden.
In allen Religionen gebe es Radikalismen, fügte er an, Fundamentalismus und Extremismus bedeuteten eine ?Entstellung“ der Religion. In der Sicht der Fanatiker seien all diejenigen, die deren Sicht nicht teilten, Ungläubige, die ?bekehrt oder entfernt“ werden müssten, um die ?Reinheit des Glaubens“ zu bewahren. Sie würden durch Gehirnwäsche davon überzeugt, Gott zu dienen, die Wahrheit aber sei, ?dass sie sich nur selbst verletzen, indem sie andere und das Bild ihrer eigenen Religion und Mitgläubigen zerstören. Deshalb brauchen sie unser Gebet und unsere Hilfe“, so der Kurienkardinal.
Kardinal Tauran war am 5. Juli im US-amerikanischen Hartford, wo er sich einer Behandlung unterzog, mit 75 Jahren verstorben.
Mehr als zehn Jahre hat er den Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog geleitet. Der Kardinal war es auch, der im März 2013 von der Mittelloggia des Petersdoms aus die Wahl des damaligen Kardinals Jorge Mario Bergoglio zum Papst verkündete.
Im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles stand der Franzose seit 1975. Zu seinen ersten Außenstationen zählten die Dominikanische Republik und der Libanon, später nahm er an verschiedenenen Sondermissionen teil. Zudem saß Tauran in Vatikan-Delegationen bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der UN-Konferenz für Abrüstung. Ab Ende der 1990er Jahre wirkte er für insgesamt 13 Jahre an der Spitze des vatikanischen Außenministeriums.
Nach Taurans Tod besteht das Kardinalskollegium aus 225 Kardinälen, davon wären 124 in einem Konklave wahlberechtigt, weil sie das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
(vatican news – pr)
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