Vatikan: Gro?treffen der Missionare der Barmherzigkeit
Der deutsche Kapuziner Helmut Rakowski ist nicht nur selbst ein Missionar der Barmherzigkeit, er begleitete vor zwei Jahren auch die Entsendung dieser Beichtväter in Rom: Bruder Helmut wirkte damals am Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung. Wir baten ihn zum Gespräch.
Bruder Helmut: ?Im Heiligen Jahr gab es die Aussendung durch den Papst, aber diesmal kommt eine Schulung dazu, eine Reflexion über den Dienst des Beichtvaters, über den Dienst der Versöhnung, der in besonderer Weise den Missionaren der Barmherzigkeit aufgetragen ist, und ich denke, das ist das Neue: dass wir herausgefordert werden, mit Beispielen und theologischen Überlegungen, wie wir diesen Dienst noch besser tun können.“
Papst Franziskus hat die Figur des Missionars der Barmherzigkeit gewissermaßen erfunden. Was war sein Anliegen damit?
Bruder Helmut: ?Der Papst wird ja nicht müde, immer zu betonen, lass dich einmal ein auf die Erfahrung der Vergebung. Gott will vergeben, und oft sind es wir Menschen, die uns da nicht drauf einlassen mögen. Deswegen soll der Missionar der Barmherzigkeit zunächst der Beichtvater sein, der sagt, jeder soll zu mir kommen, deswegen hat er so weitgehende Vollmachten wie kein anderer. Neben diesen Vollmachten ist es auch der Auftrag des Missionars, in Vorträgen und Begegnungen und Einkehrtagen die Bedeutung des Sakramentes der Versöhnung zu vermitteln.“
Resümieren wir kurz: Welche Sünden darf der Missionar der Barmherzigkeit denn im Beichtstuhl vergeben, im Vergleich zu einem Pfarrer?
Bruder Helmut: ?Er darf alle Sünden vergeben, deren Lossprechung eigentlich dem Heiligen Stuhl vorbehalten ist. Dazu gehört Hostienschändung, die körperliche Gewalt gegen den Papst, außerdem etwas, was Priester betrifft: die Lossprechung von Mitschuldigen gegen das 6. Gebot und die direkte Verletzung des Beichtgeheimnisses. Dazu kommt in manchen Ländern noch die Abtreibung, in Deutschland ist die Lossprechung in diesem Punkt jedem Priester erlaubt, in manchen Ländern den Pfarrern vorbehalten oder manchen Ordensleuten, sodass das Angebot in gewissem Maße auch von Land zu Land variieren kann. Es gibt nur eine Sünde, die der Missionar der Barmherzigkeit nicht vergeben kann, das wären unerlaubte Bischofsweihen oder alles, was eine Kirchenspaltung begünstigt, während er alles andere vergeben kann. Deswegen ist die Botschaft die: vor Gott ist nichts unmöglich, selbst die größte Sünde können wir ihm übergeben.“
Was war Ihre schönste Erfahrung als Missionar der Barmherzigkeit?
Bruder Helmut: ?Meine schönste Erfahrung war die, dass Menschen gekommen sind – die hatten überhaupt keine Notwendigkeit für einen Missionar der Barmherzigkeit, die hätten zu jedem Pfarrer gehen können zum Beichten, die aber die Botschaft von Papst Franziskus verstanden und sich getraut haben, und gesagt haben, ja jetzt darf ich kommen. Für mich war das sehr bewegend, weil ich da Menschen vor mir hatte, die über Jahre mit einer Last herumgegangen sind und dann plötzlich das Gefühl bekommen haben, ja, ich darf das aussprechen, ich darf das vor Gott tragen, da ist jemand, der mir zuhört und der mich auch nicht ausschimpfen wird.“
Sehen Sie eine Rückkehr zur Beichte im großen Stil?
Bruder Helmut: ?Wir erleben, dass es Menschen gibt, die sich Gott zuwenden und auch den Weg der Kirche gehen wollen, den Glaubensweg; dass dort die Selbstreflektion, der Blick auf das eigene Leben, die Bereitschaft umzukehren und neu zu beginnen, ein Teil dieser Lebensentscheidung ist. Und dazu gehört dann auch das Beichtsakrament. Das sind nicht die prozentual großen Zahlen, aber es sind die Menschen, die sich bewusst für einen Glaubensweg entscheiden.“
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