Vatikan/Frankreich: Z?he Arbeit für Kinderschutz
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
In einem Interview mit dem französischen Magazin L'Express sagte die 63-jährige Spezialistin für Fälle von Kindesmissbrauch, sie habe vergangenen Juni ihren Verzicht in einem Brief an Papst Franziskus erklärt. Als Grund nannte Bonnet, sie habe in der Kommission keine Mehrheit für ihr Anliegen gefunden, Bischöfe und Ordensobere im Fall eines jeden Missbrauchsverdachts von Priestern zur Anzeige bei zivilen Behörden zu verpflichten.
Papst Franziskus hat die Kinderschutzkommission, deren dreijähriges Mandat bereits im Dezember ausgelaufen war, jüngst in Teilen neu besetzt. Bonnet äußerte in dem Interview Anerkennung für die Profile der neun neu ernannten Mitglieder, von denen auffallend viele Rechtsgelehrte sind. ?Eine Kommission wie diese muss Empfehlungen abgeben, aber nicht nur“, sagte Bonnet, ?es braucht auch eine Änderung bei den Gesetzen, denn das ist das einzige, was (Täter) fürchten.“
Eine rechtliche Verpflichtung, Verdachtsfälle anzuzeigen, würde die Verantwortung der Bischöfe und Ordensoberen betonen, argumentierte Bonnet. Es werde damit einfacher, Kirchenverantwortliche zu belangen, die Missbrauch vertuschen und so den Opfern die Hoffnung auf Gerechtigkeit nehmen.
Kritisch äußerte sich die Kinderschutzfachfrau über die langsame Umsetzung des Dekrets ?Wie eine liebende Mutter“, mit dem Papst Franziskus die Absetzung von Bischöfen und Ordensoberen regelt, die Missbrauch verschweigen oder unzureichend darauf reagieren. Das Dekret hätte im September 2016 in Kraft treten sollen, ?aber bis auf den heutigen Tag wurde in keinem einzigen Fall ermittelt“, erklärte Bonnet. Auch habe die Kommission zunächst einen anderslautenden Vorschlag unterbreitet, nämlich die Schaffung eines eigenen Gerichts für solche Fälle. Diesen Vorschlag hätten der Kardinalsrat K9 und Papst Franziskus im Juni 2015 gebilligt, aber nicht verwirklicht.
Für grundlegend hält Bonnet, den Opfern von Missbrauch zuzuhören. In diesem Zusammenhang äußerte sie Kritik an der Zusammenarbeit mit der vatikanischen Glaubenskongregation, an der die Frage des kirchlichen Umgangs mit Pädophilie angesiedelt ist. ?Das war nicht einfach“, so Bonnet. ?Um die Dinge zu verbessern“, habe der Papst den Kommissionsvorsitzenden Kardinal O´Malley zum Mitglied der Glaubenskongregation gemacht. Günstig wäre es jedenfalls, wenn der Papst an den Vollversammlungen der Kinderschutzkommission teilnähme und ?man die Dinge mit ihm diskutieren“ könne, empfahl Bonnet.
Der Vatikan gab die Ernennungen für die Kinderschutzkommission vergangene Woche bekannt, die Kommission selbst nannte die bestätigten Mitglieder. Neu ernannt wurden neun Fachleute, vier Männer und fünf Frauen, darunter die in Erfurt lehrende niederländische Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens. Unter den bestätigten sieben Mitgliedern ist der deutsche Jesuit und Psychologieprofessor Hans Zollner. Ebenfalls bestätigt wurde der Präsident der Kommission, Kardinal Sean O´Malley. Unter den neu ernannten Mitgliedern sind Überlebende von Missbrauch, die dies aber nur im kleinen Kreis einbringen wollen, wie die Kommission bekanntgab.
Die neu ernannten Mitglieder der Kinderschutzkommission sind:
- Schwester Jane Bertelsen, F.M.D.M. (Großbritannien);
- Schwester Arina Gonsalves, R.J.M. (Indien);
- Prof. Ernesto Caffo (Italien);
- Prof. Neville John Owen (Australien);
- Prof. Benyam Dawit Mezmur (Äthiopien);
- Hr. Nelson Giovanelli Rosendo dos Santos (Brasilien);
- Prof.in Myriam Wijlens (Niederlande/Deutschland);
- Fr. Sinalelea Fe'ao (Tonga);
- Fr. Teresa Kettelkamp (USA).
Die im Amt bestätigten Mitglieder der Kinderschutzkommission sind:
Dr. Gabriel Dy-Liacco (Philippinen)
Bischof Luis Manuel Alí Herrera (Kolumbien)
Pater Hans Zollner, SJ (Deutschland)
Prof.in Hannah Suchocka (Polen)
Schwester Kayula Lesa, RSC (Sambia)
Schwester Hermenegild Makoro, CPS (Südafrika)
Mons. Robert Oliver (USA).
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