Angelus: Die Katechese im Wortlaut
Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters in ihrer offiziellen Fassung veröffentlicht.
Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!
Das heutige Tagesevangelium (Mk 12,28-34) erzählt uns von einer der vielen Diskussionen, die Jesus im Tempel in Jerusalem hatte. Einer der Schriftgelehrten tritt an ihn heran und fragt ihn: ?Welches Gebot ist das erste von allen?“ (v. 28). Jesus antwortet, indem er zwei grundlegende Worte des mosaischen Gesetzes zusammenfasst: ?Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben“ und ?Du sollst deinen Nächsten lieben“ (V. 30-31)…
Mit seiner Frage sucht der Schriftgelehrte nach dem ?ersten“ der Gebote, nach einem Prinzip also, das allen Geboten zugrunde liegt; die Juden hatten viele Gebote und suchten oft nach dem grundlegenden Gebot… Und das ist auch für uns, für unser Leben und für unseren Glaubensweg wesentlich. Denn auch wir fühlen uns manchmal inmitten so vieler Dinge orientierungslos und fragen uns: Was ist eigentlich das Wichtigste von allem? Wo finde ich die Mitte meines Lebens und meines Glaubens? Jesus gibt uns die Antwort, indem er zwei bisher getrennte Gebote miteinander verbindet: die Gottesliebe und die Nächstenliebe. Das ist gewissermaßen das Herz des christlichen Lebens!
Wir alle müssen ... zum Herzen des Lebens und des Glaubens zurückkehren, denn das Herz ist ?der Ort, wo all die anderen Kräfte, Überzeugungen, Leidenschaften und Entscheidungen der konkreten Menschen entspringen und verwurzelt sind“ (Enc. Dilexit nos, 9). Und Jesus sagt uns, dass die Quelle von allem die Liebe ist; dass wir niemals Gott vom Menschen trennen dürfen. Den Jüngern aller Zeiten sagt der Herr: Worauf es auf eurem Weg ankommt, sind nicht die Brandopfer und die anderen Opfer (V. 33), sondern die Gesinnung des Herzens, mit der ihr euch Gott und euren Brüdern und Schwestern in Liebe öffnet…
Wenn der Herr kommt, wird er uns zuerst fragen: Wie sehr hast du geliebt? Es ist also wichtig, das wichtigste Gebot – du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst – in unserem Herzen zu verankern, täglich Gewissenserforschung zu betreiben und uns zu fragen: Ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten der Mittelpunkt meines Lebens? Drängt mich mein Gebet zu Gott dazu, auf meine Brüder und Schwestern zuzugehen und sie zu lieben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten? Erkenne ich in den Gesichtern der anderen die Gegenwart des Herrn?
Die Jungfrau Maria, der das Gesetz Gottes in ihr unbeflecktes Herz eingeschrieben war, helfe uns, den Herrn und unsere Brüder und Schwestern zu lieben.
(vaticannews - skr)
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