Papst: Eltern mit der Schule, nicht gegen sie
Anne Preckel – Vatikanstadt
Franziskus ging in seiner Ansprache vor dem Verlag „La Scuola“ mit Sitz im norditalienischen Brescia vom Ideal eines gesellschaftlichen Erziehungspaktes aus, dass er als Papst selbst proaktiv fördert. Familie, Schule und Gesellschaft müssten zusammenarbeiten, um die künftigen Generationen zu bilden. Vor diesem Hintergrund kritisierte der Papst, dass die „Einheit von Schule und Familie“ bröckele. Er nannte eine Begebenheit aus seiner Kindheit, um dies zu veranschaulichen.
Lehrerin, Mutter, Kind
„Ich erinnere mich, dass es zu unserer Zeit eine große Einheit und auch eine Zusammenarbeit (zwischen Schule und Familie, Anm.) gab. Ich habe einmal - da war ich neun Jahre alt - ein böses Wort zu einer Lehrerin gesagt. Die Lehrerin - eine Frau, die ich sehr liebe, ich habe sie bis zu ihrem Tod besucht - rief meine Mutter an, sie unterhielten sich und riefen dann mich an. Meine Mutter sagte zu mir: 'Entschuldige dich bei der Lehrerin'. Ich habe mich entschuldigt. Und ich ging zurück ins Klassenzimmer, glücklich darüber, dass es so einfach gegangen war, aber das war es nicht. Im zweiten Akt des Stücks bin ich nach Hause gekommen, und da haben sie mir den zweiten Teil gegeben! Da war eine Einheit“, berichtete Franziskus, ohne hier konkreter zu werden.
Heute sei es vielerorts „umgekehrt“, so Franziskus mit Verweis wohl auf eine Tendenz von Eltern, die Lehrerautorität ständig anzuzweifeln: „Die Eltern gehen hin und beschweren sich, weil der Lehrer das mit dem Kind gemacht hat, das ist schrecklich. Es ist gut für uns, an diese Erinnerungen zurückzudenken...“
Laut Papst braucht es mehr Zusammenarbeit zwischen den Institutionen Familie und Schule, um eine Erziehung zu fördern, die zur ganzheitlichen Entwicklung junger Menschen beitragen kann. In diese Richtung gehen gemeinsame Werte in der Erziehung, regelmäßige Absprachen zwischen Eltern und Lehrern und Kohärenz.
Blinde Hörigkeit gegenüber Lehrenden, Rechtfertigung von Gewalt in der Erziehung oder Desinteresse der Eltern am schulischen Ergehen der eigenen Kinder können hier wohl als anderes Extrem angeführt werden, das zu verurteilen ist.
Für eine ganzheitliche Erziehung
Katholische Erziehung bedeute in besonderer Weise Offenheit, „eine Haltung des Dialoges mit allen“, ohne aber die „Angst, die eigene Identität zu verlieren“, so der Papst in seiner Ansprache weiter. Die Schule spiele hier eine besondere Rolle, so Franziskus, der für eine ganzheitliche und nachhaltige Erziehung warb - mit „Herz, Kopf und Händen“, wie er erläuterte:
„Die Schule ist in der Tat in erster Linie ein Ort, an dem man lernt, seinen Geist und sein Herz der Welt zu öffnen. ,Erziehung besteht nicht darin, den Kopf mit Ideen zu füllen, sondern darin, die Schüler auf dem Weg des menschlichen und geistigen Wachstums zu begleiten und zu ermutigen und ihnen zu zeigen, wie sehr die Freundschaft mit dem auferstandenen Jesus das Herz weitet und das Leben menschlicher macht‘. Erziehen heißt „helfen, gut zu denken, gut zu fühlen [...] und gut zu handeln“ (Franziskus, Katechese, 28. Juni 2023). Die drei Sprachen: die Sprache des Herzens - um gut zu fühlen -, die Sprache des Kopfes - um gut zu denken -, die Sprache der Hände - um gut zu tun -, aber alle in Harmonie: tun, was man fühlt und denkt; fühlen, was man denkt und tut; denken, was man fühlt und tut.“
Diese Vision sei gerade heute aktuell, wo es einen neuen Erziehungspakt zwischen Familien, Schulen und der gesamten Gesellschaft brauche, so Franziskus, der Initiator des internationalen Bildungsnetzwerks und eines globalen Bildungspaktes ist.
(vatican news – pr)
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