Wortlaut: Predigt des Papstes beim Bu?ritus in St. Peter
Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer amtlichen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.
Liebe Brüder und Schwestern,
wie Jesus Sirach sagt: ?Das Gebet der Armen durchdringt die Wolken“ (vgl. 35,20). Wir sind hier als Bittsteller um die Barmherzigkeit des Vaters. Die Kirche ist immer die Kirche der Armen im Geiste und der Sünder, die um Vergebung bitten. Eine Kirche der Gerechten und der Heiligen, die sich als Arme und Sünder erkennen.
Ich wollte die Bitten um Vergebung, die von einigen Kardinälen verlesen worden sind, formulieren, weil es notwendig war, unsere großen Sünden beim Namen zu nennen... Sünde ist immer eine Wunde in Beziehungen: in der Beziehung zu Gott und in der Beziehung zu den Brüdern und Schwestern. ... Niemand wird allein gerettet, aber es ist ebenso wahr, dass die Sünde eines Einzelnen Auswirkungen auf viele hat: So wie alles im Guten verbunden ist, ist es auch im Bösen verbunden.
Die Kirche ist in ihrem Wesen des Glaubens und der Verkündigung immer beziehungsorientiert, und nur durch die Heilung kranker Beziehungen können wir eine synodale Kirche werden. Wie könnten wir im Hinausgehen glaubwürdig sein, wenn wir unsere Fehler nicht anerkennen und uns nicht bemühen, die Wunden zu heilen, die wir durch unsere Sünden verursacht haben?
Die Heilung der Wunde beginnt mit dem Bekenntnis der Sünde, die wir begangen haben.
Das Gleichnis aus dem Lukasevangelium, das wir gehört haben, stellt uns zwei Männer vor, einen Pharisäer und einen Zöllner, die beide in den Tempel gehen, um zu beten. Der eine steht mit erhobener Stirn da, der andere mit gesenktem Blick. Der Pharisäer füllt die Szene mit seiner Statur aus, die alle Blicke auf sich zieht, und stellt sich selbst als Vorbild dar. Auf diese Weise maßt er sich an zu beten, aber in Wirklichkeit feiert er sich selbst und überspielt mit seiner flüchtigen Zuversicht seine Schwächen.
Was erwartet er von Gott? Er erwartet eine Belohnung für seine Verdienste, und so beraubt er sich selbst der Überraschung der Unentgeltlichkeit des Heils, indem er sich einen Gott erschafft, der nichts anderes tun kann, als ein Zertifikat über seine vermeintliche Vollkommenheit zu unterschreiben... Sein Ego gibt nichts und niemandem Raum, nicht einmal Gott.
Wie oft verhalten wir uns in der Kirche auf diese Weise? Wie oft haben wir den ganzen Raum für uns beansprucht, mit unseren Worten, unseren Urteilen, unseren Titeln, unserem Glauben, dass wir nur Verdienst haben? Und auf diese Weise setzen wir fort, was geschah, als Josef und Maria mit dem Sohn Gottes im Mutterleib an Türen klopften und um Gastfreundschaft baten. Jesus wurde in einer Krippe geboren, weil, wie das Evangelium berichtet, ?in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7).
Wir sind heute alle wie der Zöllner, mit gesenktem Blick und beschämt über unsere Sünden... Wie er bleiben wir hinten stehen und räumen den Platz der Eitelkeit, der Heuchelei und des Stolzes...
Wir könnten den Namen Gottes nicht anrufen, ohne unsere Brüder und Schwestern, die Erde und alle Geschöpfe um Vergebung zu bitten... Und wie könnten wir eine synodale Kirche sein ohne Versöhnung? Wie könnten wir behaupten, gemeinsam vorangehen zu wollen, ohne die Vergebung zu empfangen und zu geben, die die Gemeinschaft in Christus wiederherstellt? Vergebung, die erbeten und gegeben wird, schafft eine neue Eintracht, in der die Unterschiede nicht mehr trennen und Wolf und Lamm zusammenleben können (vgl. Jesaja 11,6). Mutig, dieses Beispiel des Jesaja!
Angesichts des Bösen und des Leidens von Unschuldigen fragen wir: Wo bist du, Herr? Aber die Frage muss auch an uns gerichtet werden, und wir müssen uns nach unserer Verantwortung fragen, wenn es uns nicht gelingt, das Böse durch das Gute zu stoppen. Wir können nicht erwarten, dass wir Konflikte lösen, indem wir Gewalt schüren, die immer abscheulicher wird. Dass wir uns voranbringen, indem wir Schmerz verursachen. Dass wir uns durch den Tod anderer retten. Wie können wir ein Glück anstreben, das mit dem Unglück unserer Brüder und Schwestern bezahlt wird? ...
Am Vorabend des Beginns der Synodenversammlung ist das Schuldbekenntnis eine Gelegenheit, das Vertrauen in der Kirche und in die Kirche wiederherzustellen, ein Vertrauen, das durch unsere Fehler und Sünden erschüttert wurde, und damit zu beginnen, die Wunden zu heilen, die nicht aufhören zu bluten, und ?die Ketten der Bosheit“ (vgl. Jesaja 58,6) zu sprengen.
Im Adsumus-Gebet, mit dem wir die morgige Feier der Synode einleiten, sagen wir sinngemäß: ?Wir sind hier, belastet durch unsere Sünde.“ ... Wir wollen nicht, dass diese Last den Weg des Reiches Gottes in der Geschichte verlangsamt. Wir haben unseren Teil getan, auch was Fehler betrifft. Wir setzen unsere Mission fort, soweit wir können, aber jetzt wenden wir uns an euch junge Menschen, die darauf warten, dass wir Zeugnis ablegen, und bitten auch euch um Vergebung, wenn wir keine glaubwürdigen Zeugen gewesen sind.
Am liturgischen Gedenktag der heiligen Therese vom Kinde Jesu, der Patronin der Mission, bitten wir um ihre Fürsprache.
Kurze Pause der Stille. Dann erheben sich alle und verneigen sich. Der Heilige Vater ergreift wieder das Wort und betet:
O Vater, wir sind hier versammelt im Bewusstsein, dass wir deinen liebevollen Blick brauchen. Unsere Hände sind leer, wir können nur so viel empfangen, wie du uns geben kannst. Wir bitten dich um Vergebung für alle unsere Sünden, hilf uns, dein Gesicht wiederherzustellen, das wir durch unsere Untreue entstellt haben. Wir bitten diejenigen um Vergebung, die durch unsere Sünden verletzt wurden, und schämen uns dafür.
Gib uns den Mut zur aufrichtigen Reue für eine echte Umkehr.
Wir bitten darum, indem wir den Heiligen Geist anrufen, er möge die Herzen, die du in Christus Jesus, unserem Herrn, geschaffen hast, mit seiner Gnade erfüllen. Wir alle bitten um Vergebung - wir alle sind Sünder. Aber alle tragen wir die Hoffnung auf deine Liebe im Herzen, Herr!
(vatican news)
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