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Bei der Audienz am Samstag Bei der Audienz am Samstag  (Vatican Media)

Papst: Künstliche Intelligenz menschenwürdig gestalten

Der Papst ruft zu einer menschenwürdigen Gestaltung von Künstlicher Intelligenz (KI) und der Erforschung ihrer Effekte auf. Bei einer Audienz für die Stiftung „Centesimus Annus pro Pontifice“ am Samstag im Vatikan nannte Franziskus konkrete Felder, die es weiter zu erforschen gilt. Die Stiftung hat in den letzten Tagen eine Konferenz zum Thema ausgerichtet.

Anne Preckel – Vatikanstadt

In seiner Ansprache rief der Papst das Szenario der Verselbständigung der KI ins Gedächtnis, das der weltbekannte Wissenschaftler Stephen Hawking entworfen hatte: Eine vollständige, sich selbst immer schneller vermehrende Künstliche Intelligenz würde den Menschen irgendwann überholen, sagte der britische Astrophysiker und Mathematiker in einem BBC-Interview. Hawking kommunizierte wegen einer degenerativen Erkrankung zu Lebzeiten mittels Sprachcomputer.

KI gestalten

„Ist es das, was wir wollen?“

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„Ist es das, was wir wollen?“, griff der Papst vor Vertretern der „Centesimus Annus“-Stiftung das Szenario einer den Menschen überholenden KI auf. Er hatte zuletzt auf dem G7-Gipfel in Italien mehr Ethik für Künstliche Intelligenz angemahnt, die heute in vielen Bereichen bis hin zum Krieg zum Einsatz kommt. Die technische Entwicklung habe entscheidenden Einfluss auf die Zukunft der Wirtschaft, Zivilisation und Menschheit, erinnerte der Papst. Darauf gelte es nicht nur prompt zu reagieren, so Franziskus, es brauche Umsicht, Gestaltungswillen - und auch die Begrenzung der Monopolmacht „einiger weniger“:

„Wir dürfen die Gelegenheit nicht verpassen, neu zu denken und zu handeln, mit Verstand, Herz und Händen, um die Innovation auf eine Gestaltung auszurichten, in deren Mittelpunkt das Primat der Menschenwürde steht – darüber gibt es nichts zu diskutieren: Innovation, die Entwicklung, Wohlergehen und friedliches Zusammenleben fördert und die am meisten Benachteiligten schützt. Und dies erfordert ein regulatorisches, wirtschaftliches und finanzielles Umfeld, das die Monopolmacht einiger weniger begrenzt und eine Entwicklung ermöglicht, die der gesamten Menschheit zugutekommt.“

Monopol durchbrechen, Ethik verankern

Um Ethik in der KI zu verankern, müsse man die technische Innovation und ihre Auswirkungen verstehen. Hier gebe es viele Aspekte zu erforschen, so Franziskus, der als Beispiel sieben konkrete Felder benannte, die es zu vertiefen gelte: die Frage der Verantwortung für Entscheidungen, die unter Einsatz von KI getroffen werden; die Frage der Regulierung, um ethische Innovationen zu fördern und schädliche Auswirkungen zu unterbinden; die Frage eines geschulten und mündigen Umgangs mit KI, der allseits gefördert werden müsse; die Auswirkungen der KI auf die Arbeitswelt, in der KI bereits viele Arbeitskräfte ersetzt; die Folgen für den Bereich Sicherheit und Privatsphäre; die Auswirkungen der KI auf die relativen und kognitiven Fähigkeiten des Menschen und sein Verhalten; sowie der hohe Energieverbrauch, der für KI-Entwicklung erforderlich ist.

„Sind wir sicher, dass wir weiterhin ,Intelligenz‘ nennen wollen, was keine Intelligenz ist?“, fragte der Papst provokativ und warnte vor negativen Auswirkungen der neuen Technologie in menschlichen und internationalen Beziehungen, Gesellschaften, der Wirtschaft sowie der Umwelt. „Denken wir darüber nach und fragen wir uns, ob der Missbrauch dieses so wichtigen, so menschlichen Wortes nicht bereits eine Kapitulation vor der technokratischen Macht darstellt“, gab er zu bedenken.

Es braucht Wissen und Regulierung

Ki sei „ein Werkzeug in den Händen des Menschen“ und müsse dies auch bleiben, bekräftigte Franziskus, der unter anderem auf seine Rede beim G7-Gipfel in Italien zurückgriff. Damit dieses Werkzeug nach ethischen Gesichtspunkten entwickelt und genutzt werde, brauche es Regulierung, erinnerte der Papst, der hier vor allem die Politik, aber auch die Forschung in der Pflicht sieht. Begleitende interdisziplinäre Forschung zur neuen Technologie sei „unerlässlich“, um aktuelle und künftige Vorteile und Risiken der KI zu verstehen, hob er hervor.

Unter diesem Zeichen fand auch die internationale Konferenz von „Centesimus Annus pro Pontifice“ in dieser Woche am Augustinianum in Rom statt, die Franziskus ausdrücklich begrüßte. Er lobte zudem den Start eines Forschungsprojektes der Stiftung gemeinsam mit dem katholischen Forschungsverbund SACRU zum Thema, das angelaufen ist. „Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden“, zeigte sich Franziskus interessiert.

Papst, Vatikan und katholische Kirchenvertreter bringen sich in die Debatte um KI proaktiv ein. Papst Franziskus hat sich mehrfach zum Thema ausführlich geäußert, so etwa in seiner Enzaklika Laudato sì, dem Apostolischen Schreiben Laudate Deum sowie seiner diesjährigen Botschaft zum Weltfriedenstag.

(vatican news – pr)

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22. Juni 2024, 11:03