Papst an Priester: Seid nicht blo?e Beamte des Sakralen
Mario Galgano - Vatikanstadt
?Die Kirche ist ein Haus mit offenen Türen“, sagte Franziskus in seiner Ansprache an hispanische Priester aus den Vereinigten Staaten, die er an diesem Donnerstag, 16. November, im Vatikan in Audienz empfing. Mit vielen Ergänzungen zum vorbereiteten Redemanuskript stellte Franziskus die Bedeutung eines Lebens heraus, das in einem ständigen Geist des Dienstes steht. Es sei ihm ein Anliegen, dass sich Priester besonders um die Schwächsten kümmern, so der Papst.
Eine 'verfeinerte', aber geschlossene Kirche funktioniert nicht
Er mahnte vor der Versuchung einer ?kirchlichen Raffinesse“, der es an Offenheit gegenüber den Menschen fehle. ?Das ist nicht gut“, sagte der Papst und lud stattdessen dazu ein, auf Christus zu schauen, ?jenseits aller anderen möglichen Referenzen“. Mit den Worten der heiligen Therese vom Kinde Jesus wies er darauf hin, dass Jesus das ?lebendige Buch“ sei, und deshalb sei die Person Jesu ?das Buch, von dem man sich im Apostolat ständig inspirieren lassen muss“. Dann betonte er noch die Notwendigkeit, Zeit mit der Betrachtung der Heiligen Schrift zu verbringen und dabei vor allem den Sinn der Anbetung wiederzufinden:
?Wir müssen den Herrn in der Stille der Anbetung finden. Wenn ich jetzt frage - ich werde das jetzt nicht öffentlich fragen, um niemanden erröten zu lassen -, aber wenn ich jetzt frage, wie viele Stunden Anbetung ihr jede Woche pflegt, wäre das ein guter Test. Ich werfe die Frage in den Raum, und jeder soll für sich selbst antworten. Da antwortet wohl manch einer: ´Nein, weil es zu viel Aufwand ist, weil hier, weil dort...´Wenn ihr nicht betet, ist euer Leben wenig wert.“
Frauen unter dem Kreuz
Zu den ?erhabenen“ Heiligen, die sich darauf spezialisiert haben, in der Stille vor dem Tabernakel ?dieses lebendige Buch zu lesen“, gehören der selige Carlo Acutis und der heilige Manuel Gonzáles: die beiden Persönlichkeiten, die die Schutzpatrone des Nationalen Eucharistischen Kongresses in den USA sein werden, der für das nächste Jahr vorbereitet wird. Einer Katechese des heiligen Manuel entnahm Franziskus seine Antwort auf die Fragen, die ihm ein Priester über das heutige Apostolat stellte. Das Modell sei das der Frauen unter dem Kreuz Jesu: Der Papst lud alle ein, sich in deren Gemütszustand zu versetzen:
?Die gleiche Hilflosigkeit, den gleichen Wunsch, gegen die Ungerechtigkeit vorzugehen, die die heiligen Frauen in jenen Momenten erlebten, können auch wir erleben angesichts der Probleme der Einwanderer, der Herausforderungen der Interkulturalität, der Komplexität der Verkündigung und vieler anderer Dinge.“
Er schloss seine Rede mit folgendem Wunsch:
?Bitte, denkt zuerst an eure Mitmenschen. Werdet nicht "Beamte" des Sakralen, was die Gefahr der heutigen Kultur ist. Überprüft eure Hingabe an die Menschen, eure Offenheit des Herzens.“
(vatican news)
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