Papst: Erwachsene sollen von Kindern lernen
Mario Galgano - Vatikanstadt
Der Papst erinnert in dem Vorwort, dass vor mehr als fünfzig Jahren, am 5. Juni 1972, in Stockholm die erste große Konferenz der Vereinten Nationen über die menschliche Umwelt stattfand. Dieses Treffen sei der Beginn eines Weges gewesen, der die internationale Gemeinschaft dazu gebracht habe, ?die Frage der Sorge für unser gemeinsames Haus zu diskutieren“. So wurde dieses Datum, der 5. Juni, zum heutigen Weltumwelttag. ?Ich vergesse nicht, wie ich 2014 auf Einladung des Europäischen Parlaments die Umweltministerin Ségolène Royal traf. Mit ihr sprach ich über meinen Textbeitrag über die Umwelt und das Projekt einer gemeinsamen Arbeit mit Wissenschaftlern und Theologen“, so der Papst. ?Bitte veröffentlichen Sie es vor der Pariser Klimakonferenz“, habe ihm die Ministerin geantwortet. ?Und tatsächlich war 2015 das Jahr der “, hob Franziskus hervor.
Nach Paris lief es doch nicht so gut
Aber nach Paris seien die Dinge ?leider“ nicht so gelaufen, wie er es gehofft hatte, und das beunruhige ihn auch weiterhin. Im Jahr 2020 kehrte der Papst zu diesem Thema zurück, als er das veröffentlichte. ?Ich habe immer gedacht, dass die ökologische Krise die andere Seite der sozialen, kulturellen und spirituellen Krise der Moderne ist“, schreibt der Papst. ?Wenn die ökologische Krise eine Erscheinung oder Manifestation der ethischen, kulturellen und spirituellen Krise der Moderne ist, dann dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass wir unsere Beziehung zur Natur und zur Umwelt heilen können, ohne alle grundlegenden menschlichen Beziehungen zu heilen“, zitierte er aus Laudato si' (119).
Wie Adenauer zu sagen pflegte
Ökologie und Geschwisterlichkeit verliefen auf demselben Weg: ?Wenn wir das Problem der Sorge um unseren Planeten wirksam lösen wollen, müssen wir zunächst eine Umkehr des Herzens vollziehen. In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an ein Zitat von Konrad Adenauer aus dem Jahr 1952: Die Zukunft des Westens ist nicht so sehr durch politische Spannungen bedroht als durch die Gefahr der Massifizierung, der Uniformität des Denkens und Fühlens, kurz gesagt, durch das ganze System des Lebens, die Flucht aus der Verantwortung, bei der die einzige Sorge dem eigenen Ich gilt.“
Das Phänomen des Klimawandels erinnere uns eindringlich an unsere Verantwortung: Es trifft vor allem die Ärmsten und Schwächsten, diejenigen, die am wenigsten zu seiner Entwicklung beigetragen haben, so Franziskus. Es sei zunächst eine Frage der Gerechtigkeit und dann der Solidarität. Der Klimawandel erinnere uns aber auch daran, unser Handeln auf eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit aller zu stützen: ?Unsere Welt ist heute zu sehr voneinander abhängig und kann es sich nicht leisten, in Länderblöcke aufgeteilt zu werden, die ihre eigenen Interessen auf isolierte oder nicht nachhaltige Weise fördern.“ Es sei heute notwendig, dass die gesamte internationale Gemeinschaft ?der Umsetzung kollegialer, solidarischer und zukunftsorientierter Maßnahmen Vorrang einräumt“ (Botschaft an den Präsidenten der COP26, 29. Oktober 2021), indem sie ?die Größe, die Dringlichkeit und die Schönheit der vor uns liegenden Herausforderung“ (Laudato si', 15) wieder anerkenne.
Kurswechsel nötig
Eine dringende und ?schöne“ Herausforderung, die eine kohärente und proaktive Dynamik erfordere, sei eine ?große“ und anspruchsvolle Herausforderung, denn sie erfordere einen Kurswechsel, eine entscheidende Änderung des derzeitigen Konsum- und Produktionsmodells, das allzu oft von einer Kultur der Gleichgültigkeit und der Verschwendung, der Verschwendung der Umwelt und der Verschwendung von Menschen geprägt sei, erinnert der Papst in dem Vorwort.
Vor kurzem hätte man ?die unglaubliche Rettungsaktion“ der vier kolumbianischen Kinder miterlebt, die nach vierzig Tagen Suche im Dschungel verschollen waren. ?Gerettet dank ihrer Stärke, ihrer "Lebenskraft", die wir Erwachsenen oft unterschätzen, und gerettet dank der wertvollen Lehren ihrer Großmutter mütterlicherseits, jenem unverzichtbaren Vermächtnis zwischen den Generationen, das bewusster gepflegt und gehegt werden sollte“, so der Papst. Es handele sich unter anderem um eine Rettungsaktion, die von der Armee durchgeführt wurde, und er freue sich, dass die Streitkräfte in diesem Fall nicht nur im Krieg eingesetzt wurden.
Aber Wunder geschehen dort, wo diese angestammte Verbindung zwischen den Generationen noch bestehe, und zwar, was noch wichtiger sei, zwischen Großeltern und Enkeln, in diesem Fall in einer anderen Kultur als der des Westens. Es sei daher notwendig, diesen Kurswechsel zugunsten einer Kultur der Fürsorge für die Kinder zu beschleunigen, die die Würde des Menschen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stelle und von ?jenem Bündnis zwischen Mensch und Umwelt genährt wird, das die schöpferische Liebe Gottes widerspiegeln muss, von dem wir kommen und zu dem wir unterwegs sind“, zitierte er aus (50).
Auch eine symbolische Übergabe von Erwachsenen an Kinder sei notwendig. Was wir bräuchten, sei eine Pflege des gemeinsamen Hauses, ?dieses missbrauchten Planeten, mit einer mehr oder weniger großen Mitverantwortung von uns allen“. Nur dieser Paradigmenwechsel, bei dem Kinder die Erwachsenen unterrichten und sensibilisieren, könne echte Hoffnung auf Veränderung bringen. Kinder seien Hüter eines noch intakten Sinns für Schönheit. ?Lassen wir sie zu uns sprechen. Und so wie sie ihren Großeltern zuhören, versuchen wir, ihnen zuzuhören. Lasst uns der nächsten Generation nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft rauben“, so der Appell des Papstes. ?Liebe Kinder, ich umarme euch und versichere euch, dass euer Papst und euer "Großvater" alles tun wird, damit ihr in einer schönen und guten Welt leben könnt. Der heilige Franziskus, ein schönes und ermutigendes Beispiel, möge euch auf diesem Weg begleiten. Er, der ein aufmerksamer Zuhörer der Frohen Botschaft war.“
(vatican news)
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