Der Papst und der ?Arzt der Armen“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Am 30. April 2021 wurde der Arzt José Gregorio Hernández in Caracas seliggesprochen. Obwohl für seine Heiligsprechung noch ein zweites Wunder nötig wäre, hat er in seiner Heimat Venezuela längst ein unvergessliches Vermächtnis hinterlassen.
Mit dem Glauben habe ihn seine Mutter vertraut gemacht, ließ der Papst das Leben des Seligen bei der dieswöchigen Generalaudienz Revue passieren. ?So hat er selbst erzählt: "Meine Mutter lehrte mich schon in der Wiege die Tugendhaftigkeit, sie ließ mich in der Erkenntnis Gottes aufwachsen und gab mir die Nächstenliebe als Richtschnur." Aufgepasst: Es sind die Mütter, die den Glauben weitergeben. Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben, also in der Sprache der Mütter, in jenem Dialekt, den Mütter mit ihren Kindern sprechen.“
Später sei Josè Gregorio leitender Arzt eines Krankenhauses und Universitätsprofessor geworden. Das Volk habe ihn als ?Doktor der Armen“ geliebt, den seine eigenen gesundheitlichen Probleme für die Not der anderen nur noch sensibler hätten werden lassen.
Dem Reichtum des Geldes den Reichtum des Evangeliums vorziehen
?Dem Reichtum des Geldes zog er den Reichtum des Evangeliums vor, indem er sein Leben damit zubrachte, seinen bedürftigen Mitmenschen zu helfen,“ so Franziskus weiter. ?In den Armen, den Kranken, den Migranten, den Leidenden sah José Gregorio Jesus. Und der Erfolg, den er in der Welt nie gesucht hat, wurde und wird ihm immer noch zuteil durch die Menschen, die ihn "Nationalheiliger", "Apostel der Nächstenliebe" und "Missionar der Hoffnung" nennen.“
Sein apostolischer Eifer habe sich darin gezeigt, dem Plan Gottes und nicht seinen eigenen Bestrebungen zu folgen, den Glauben also ?nicht mit Worten, sondern mit seinem Beispiel zu bezeugen.“ Die Kraft aus der er geschöpft habe, sei seine Vertrautheit mit Gott gewesen – und so habe er als Mann des Gebets dem Herrn sein eigenes Leben angeboten für den Frieden im fernen Europa, wo zu jener Zeit der Erste Weltkrieg tobte. Kurz nach dem ersehnten Friedensschluss nahm Gott die Gabe seines Lebens an.
?Auch an jenem Morgen war er wie üblich zur Messe gegangen, wollte einem hilfsbedürftigen Patienten noch Medizin vorbeibringen. Als er die Straße überquerte, wurde er angefahren; man brachte ihn ins Krankenhaus – doch dort starb er, den Namen der Muttergottes auf den Lippen. So endete seine irdische Reise: auf einer Straße, während er ein Werk der Barmherzigkeit verrichtete, und in eben jenem Krankenhaus, wo er als Arzt so viel Gutes gewirkt hatte.“
Abschließend rief das Kirchenoberhaupt seine Zuhörer dazu auf, dem Weg des seligen Gregorio zu folgen: dieses Laien und Doktors, den der apostolische Eifer dazu getrieben hat, sein ganzes Leben lang Nächstenliebe zu üben.
Sich die Hände schmutzig machen...
?José Gregorio regt uns dazu an, uns angesichts der großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen von heute zu engagieren. So viele reden darüber, so viele kritisieren und sagen, dass alles schiefläuft. Aber dazu ist der Christ nicht berufen. An den Christen ergeht vielmehr der Ruf, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, sich die Hände schmutzig zu machen und vor allem – wie Paulus sagt – zu beten; sich also nicht mit Geschwätz zu beschäftigen - das Geschwätz ist eine Pest -, sondern das Gute zu fördern, Frieden und Gerechtigkeit in der Wahrheit aufzubauen. Auch das ist apostolischer Eifer, Verkündigung des Evangeliums, christliche Seligkeit: ?Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9).
(vaticannews – skr)
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