Deutsche Botschafterin zu Papst-Diplomatenrede: Sehr bewegend
Stefanie Stahlhofen - Lissabon
Radio Vatikan: Bei der ersten Rede von Papst Franziskus an die Politiker und die Diplomaten hier in Lissabon waren Sie als deutsche Botschafterin natürlich auch dabei. Wie haben Sie diese Rede von Papst Franziskus wahrgenommen?
Julia Monar, deutsche Botschafterin in Portugal und Kap Verde, Leiterin deutsche Botschaft Lissabon:
Eingeladen waren das gesamte diplomatische Korps und auch die Zivilgesellschaft und die höchsten Spitzen des Staates. Der Papst hat eine sehr bewegende Rede gehalten, in der er auf Portugal und Lissabon als die Gastgeber und Ausrichter dieses Weltjugendtags eingegangen ist. Er hat sich sehr bei ihnen bedankt für diese Organisation, die doch sehr herausfordernd ist.
Er hat uns auch als Deutschland, als Mitgliedsstaat der Europäischen Union, dazu aufgerufen, uns an die Ideale der Europäischen Union zu erinnern. Die Europäische Union möge doch ihren Beitrag dazu leisten, dass auf der Erde Frieden und Stabilität und Sicherheit herrschen. Er hat dazu natürlich auf den Lissabonner Vertrag der Europäischen Union Bezug genommen. Und er hat zum Schluss nochmals einen Aufruf für Umwelt und Klimaschutz geleistet. Er hat uns auch dazu aufgerufen, an die Zukunft zu denken, besonders für die junge Generation, die hier versammelt ist. Und er hat appelliert an das Prinzip der Geschwisterlichkeit, das uns im christlichen Glauben auch alle zusammenhalten sollte, und vor allen Dingen ein Band zwischen jungen und älteren Menschen schaffen sollte.
Radio Vatikan: Sie haben gerade schon gesagt, dass Papst Franziskus nochmal alle aufgerufen hat, mehr für Frieden zu tun und dass er da auch Europa in der Pflicht sieht als Brückenbauer. Er hat sich ja auch sehr konkret und kritisch geäußert zu den Themen Euthanasie und Abtreibung. Da hat er kein Blatt vor den Mund genommen - Wie ist das angekommen?
Monar: Ich glaube, dass das Publikum hier in Portugal - sowohl das portugiesische Publikum, als auch die anwesenden Vertreter des diplomatischen Korps - natürlich diesen Hinweis verstanden haben. Es ist sicherlich auch zu sehen vor der Tatsache, dass hier vor kurzem ein Gesetz zur Sterbehilfe verabschiedet wurde. Der Präsident Marcelo Rebelo de Sousa war ja bei dieser Veranstaltung mit auf der Bühne und der Präsident hat dieses Gesetz auch mehrfach zurückgeschickt an die Regierung. Natürlich sind dies Fragen, die hier in Portugal auch sehr umstritten waren. Aber wir erinnern uns, auch in Deutschland ist Sterbehilfe ist ein sehr, sehr schwieriges Thema. Das portugiesische Parlament hat hier seine Entscheidung getroffen. Und sicherlich sind diese Worte des Papstes natürlich hier bei manchen auf offene Ohren gestoßen.
Radio Vatikan: Was ist Ihr Eindruck, wie ist Papst Franziskus insgesamt empfangen worden? Wie sind die Portugiesen, wie ist Lissabon dem Papst gestimmt?
Monar: Ich glaube, nach diesen Monaten der Vorbereitung - viele, viele junge Leute haben sich freiwillig bereit erklärt, diese verschiedensten Aspekte dieser dieses Weltjugendtages zu organisieren, mitzuhelfen - ich glaube, dass jetzt, nach dieser ganzen Anspannung, der Vorbereitung, nur noch Freude darauf herrscht und erwartungsvoll den Hauptveranstaltungen des Weltjugendtages entgegengeblickt wird. Man merkte auch heute Morgen schon, nach der Ankunft des Papstes, einfach nur Erleichterung und Freude, ihn tatsächlich hier auf portugiesischem Boden zu sehen. Wir erinnern uns: Vor ein paar Monaten nach seiner Operation war hier so ein gewisses Bangen, ob er tatsächlich diese Reise würde antreten können. Und nachdem ihn heute alle gesehen haben, glaube ich, freuen sich alle nur auf diese kommenden fünf Tage.
(vatican news - sst)
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