Papst an Hilfswerke im Kongo: ?So ist das Gute - es breitet sich aus"
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
?Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben“, so der Papst. Er würde sich wünschen, dass Medien dem Kongo und Afrika überhaupt mehr Platz einräumen – denn da gebe es viel Gutes zu berichten. ?Man wird ungeheure Talente und Geschichten von wahrer menschlicher und christlicher Größe entdecken“, so Franziskus, ?Geschichten, die in einem lauteren Klima entstanden sind, dem die Achtung vor den Kleinen, den Alten und der Schöpfung vertraut ist.“
Freilich gibt es im Kongo auch viele ausgebeutete und ausgegrenzte Menschen – ihre Geschichten zu hören, tue weh, bekannte der Papst. Er hatte zuvor im selben Saal der Nuntiatur in Kinshasa Frauen, Männer und Kinder aus dem Ostkongo empfangen, die schreckliche Gewalterfahrungen gemacht hatten und sie mit dem Papst teilten.
Einige Hilfswerk-Angehörige und weitere Betroffene selbst erzählten auch bei dieser Begegnung von unvorstellbarer Not, von Straßenkindern, Verstoßenen, Leprakranken, Opfern von Gewalt und falschen Anschuldigungen der Hexerei. ?Die Armut und die Ablehnung beleidigen den Menschen, sie entstellen seine Würde“, kommentierte Franziskus. Jeder Mensch strahle ?als Ebenbild Gottes ein helles Feuer aus, aber nur die Liebe entfernt die Asche, die es bedeckt: Nur durch das Wiederherstellen der Würde gibt man Menschlichkeit zurück!“
Kinder führten ein kleines Tänzchen für den Gast aus Rom auf und sangen ihm ein Willkommenslied. Besonders berührend war die Ansprache eines Leprakranken aus Kinshasa, der von seinen Erfahrungen berichtete.
Eine taubstumme Jugendliche hielt eine kleine Rede in Zeichensprache; darin sagte sie nicht ohne Ironie, oft seien die Menschen, denen sie begegne, tauber und stummer als sie - nämlich taub und stumm gegenüber ihren Bedürfnissen und Wünschen, aber auch gegenüber der Tatsache, dass sie ein normaler Mensch sei wie sie.
Beeindruckt zeigte sich Papst Franziskus von Menschen, die dank anderer aus ihrer furchtbaren Lage herauskamen und nun ihrerseits Benachteiligten helfen. ?So ist das Gute: Es breitet sich aus, es lässt sich nicht durch Resignation und Statistiken lähmen, sondern lädt dazu ein, den Anderen das zu geben, was man selbst unentgeltlich erhalten hat“, sagte Franziskus. ?Das sollten vor allem junge Menschen sehen: Gesichter, die die Gleichgültigkeit überwinden, indem sie den Menschen in die Augen schauen, Hände, die nicht zu den Waffen greifen und nicht mit Geld hantieren, sondern sich demjenigen zuwenden, der am Boden ist und ihn zu seiner Würde erheben, zur Würde einer Tochter und eines Sohnes Gottes.“
Franziskus warnte die Christen, die sich für Arme im Kongo einsetzen, vor der Versuchung, nach Privilegien, Sichtbarkeit und Macht zu streben. Und er unterstrich ein weiteres Mal, wie auch schon in seiner Ansprache vor den Autoritäten, dass die Reichtümer dieses vor Bodenschätzen strotzenden Landes allen, wirklich allen zugutekommen müssen. ?Die Ursache für Armut ist nicht so sehr der Mangel an Gütern und Möglichkeiten, sondern deren ungleiche Verteilung“, so der Papst. ?Die Wohlhabenden – vor allem, wenn sie Christen sind – sind aufgefordert das, was sie haben, mit denen zu teilen, denen es am Nötigen fehlt, und das umso mehr, wenn sie demselben Volk angehören. Das ist keine Frage von Güte, sondern von Gerechtigkeit. Das ist nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Glaube, denn, wie die Schrift sagt: Der Glaube ohne Werke ist tot.“
Auch Trappistinnen mit dabei
Bei der Begegnung waren sechs Hilfswerke vertreten, darunter S. Egidio mit seinem Dream-Programm zugunsten von HIV-Kranken, aber auch einige Trappistinnen aus Mvanda. Eine von ihnen begründete ihre Anwesenheit mit der schalkhaften Bemerkung, eigentlich sei auch ihr Gebetsleben eine ?charity“, ein Hilfswerk.
Ein gemeinsames Vaterunser und der Segen des Papstes beendeten das Treffen. Zuvor hatte Franziskus ebenfalls in der Nuntiatur Opfer von Gewalt aus dem Ostkongo empfangen.
(vatican news – gs)
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