Franziskus: Laien sind nicht einfach ?nur G?ste“ in der Kirche
Mario Galgano - Vatikanstadt
?Gott zeigt der Kirche den Weg der Gemeinschaft, des gemeinsamen Gehens“ und dies sei eine Einladung, ?die parallelen Wege zu überwinden, die sich sonst nie treffen“. Dies sagte der Papst, als er an diesem Samstagmorgen in der Synodenaula bei der Audienzhalle die Vorsitzenden und Referenten der Laienkommissionen der Bischofskonferenzen empfing, die an der vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben veranstalteten Konferenz teilnehmen. Dabei erinnerte Franziskus daran, dass ?die Notwendigkeit, die Laien wertzuschätzen, nicht von irgendeiner theologischen Neuerung abhängt“, sondern auf ?einer richtigen Sicht der Kirche“ beruhe, nämlich ?der Kirche als Volk Gottes, zu dem die Laien zusammen mit den geweihten Amtsträgern voll gehören“. Der Papst forderte die etwa zweihundert Anwesenden auf, ?zu einer integralen Ekklesiologie zurückzufinden“, die die Einheit und nicht die Trennung betone, in der ?der Laie nicht der Nicht-Geweihte, sondern der Getaufte“ sei und auf den der Begriff ?Jünger, Bruder und Schwester“ angewandt werde, wie er im Neuen Testament auf alle, ?gläubige Laien und geweihte Amtsträger“, angewandt wurde.
Überwindung autonomer Handlungsweisen
Franziskus erinnerte die Anwesenden zu Beginn daran, dass ?die Kirche noch einen weiten Weg vor sich hat, um als Leib, als wahres Volk zu leben“, aber dass es Gott sei, der den Weg nach vorne weise, der ?intensiver und konkreter in Gemeinschaft lebt“. So sprach der Papst von den vielen ?parallelen Gleisen, die sich nie treffen“ und die wir zu überwinden aufgerufen seien und zählte dann auf:
?Der Klerus, der von den Laien getrennt ist; die Geweihten, die vom Klerus und den Gläubigen getrennt sind; der intellektuelle Glaube gewisser Eliten, der vom Volksglauben getrennt ist; die römische Kurie, die von den Ortskirchen getrennt ist; die Bischöfe, die von den Priestern getrennt sind; die Jungen, die von den Alten getrennt sind; die Ehegatten und Familien, die wenig in das Gemeinschaftsleben eingebunden sind; die charismatischen Bewegungen, die von den Pfarreien getrennt sind, und so weiter. Dies ist die größte Versuchung in dieser Zeit.“
Ein in der Mission geeintes Volk
Der Papst betonte, dass das ganze Volk Gottes durch einen einzigen Glauben geeint sei. Es sei ?weder Populismus noch Elitismus, sondern das heilige, gläubige Volk Gottes“, das ?von demselben heiligmachenden Geist beseelt und auf dieselbe Sendung der Verkündigung der barmherzigen Liebe Gottes des Vaters ausgerichtet ist“. Dieser letzte Aspekt, die Einheit in der Sendung, sei entscheidend:
?Die Synodalität hat ihren Ursprung und ihr letztes Ziel in der Mission: Sie entsteht aus der Mission und ist auf die Mission ausgerichtet. Das Teilen der Mission bringt in der Tat Pfarrer und Laien einander näher, schafft Gemeinschaft der Absichten, macht die Komplementarität der verschiedenen Charismen deutlich und weckt daher in allen den Wunsch, gemeinsam zu gehen.“
An Beispielen mangele es nicht, angefangen bei Christus, über den heiligen Paulus bis hin zu den ?großen Momenten des missionarischen Aufbruchs in der Kirche“, fuhr Franziskus fort:
?Wir sehen dies bei Jesus selbst, der sich von Anfang an mit einer Gruppe von Jüngern, Männern und Frauen, umgab und mit ihnen sein öffentliches Wirken ausübte. Er war nie allein. Und als er die Zwölf aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden, sandte er sie 'zu zweit'. Dasselbe sehen wir beim heiligen Paulus, der immer zusammen mit Mitarbeitern evangelisierte, darunter Laien und Ehepaare. Nicht allein. Und so war es auch in den Momenten der großen Erneuerung und des missionarischen Aufbruchs in der Geschichte der Kirche: Hirten und gläubige Laien zusammen. Nicht isolierte Individuen, sondern ein Volk, das evangelisiert! Das ist das heilige Volk Gottes."
Wir sind alle Jünger
Nachdem der Papst an die Bedeutung der Ausbildung der Laien erinnert hatte, die ?unverzichtbar ist, um Mitverantwortung zu leben“, solange sie nicht ?scholastisch und auf theoretische Ideen beschränkt“, sondern ?auch praktisch“ sei, lud er alle ein, zu einer integralen Ekklesiologie zurückzukehren, ?wie sie in den ersten Jahrhunderten war, in der alles in der Zugehörigkeit zu Christus vereint ist“, und so ?eine soziologische Sichtweise zu überwinden, die Klassen und soziale Ränge unterscheidet und die im Wesentlichen auf der Macht beruht, die jeder Kategorie zugewiesen wird“:
?Die Betonung sollte auf Einheit und nicht auf Trennung liegen. Der Laie darf nicht als ´nicht-klerikal´ oder ´nicht-geweiht´ betrachtet werden, sondern als Getaufter, als Mitglied des heiligen Volkes Gottes, als das Sakrament, das alle Türen öffnet. Das Wort ´Laie´ kommt im Neuen Testament nicht vor, sondern es wird von ´Gläubigen´, ´Jüngern´, ´Brüdern´, ´Heiligen´ gesprochen, Begriffe, die auf alle zutreffen: auf die gläubigen Laien und die geweihten Amtsträger.“
Die Gedanken des Papstes gingen dann zum Brief an die Kirche von Laodizea, ?wo Jesus sagt, ich stehe vor der Tür und klopfe an“. Aber ?heute besteht das Drama der Kirche darin, dass Jesus weiterhin an die Tür klopft, aber von innen, weil wir ihn nicht herauslassen! So oft ist die Kirche gefangen, sie kann den Herrn nicht herauslassen. Der Herr ist gekommen, um zu missionieren, und er möchte, dass wir Missionare sind.“
Stärkere Zusammenarbeit
Diese gelebte Mitverantwortung zwischen Laien und Pfarrern werde es ermöglichen, ?Dichotomien, Ängste und gegenseitige Differenzen zu überwinden“. Für Franziskus sei es ?an der Zeit, dass Priester und Laien in allen Bereichen der Kirche und in allen Teilen der Welt zusammenarbeiten“. Daher der Aufruf zu einer größeren Wertschätzung der Laien, mit einem besonderen Augenmerk auf die Frauen:
?Die Laien sind keine Gäste in der Kirche, sie sind zu Hause, und deshalb sind sie aufgerufen, sich um ihre Häuser zu kümmern. Die Laien, und insbesondere die Frauen, müssen in ihren Fähigkeiten und ihren menschlichen und geistlichen Gaben für das Leben der Pfarreien und Diözesen mehr geschätzt werden. Sie können die Verkündigung des Evangeliums in ihrer Alltagssprache bringen und sich in verschiedenen Formen der Verkündigung engagieren. Sie können mit den Priestern zusammenarbeiten, um Kinder und Jugendliche auszubilden, verlobten Paaren bei ihrer Vorbereitung auf die Ehe zu helfen und sie in ihrem Ehe- und Familienleben zu begleiten. Sie müssen bei der Vorbereitung neuer pastoraler Initiativen auf allen Ebenen, d. h. auf lokaler, nationaler und universaler Ebene, stets konsultiert werden. Sie müssen in den Pastoralräten der Teilkirchen eine Stimme erhalten. Sie müssen in den Büros der Diözesen präsent sein. Sie können bei der geistlichen Begleitung anderer Laien helfen und auch ihren Beitrag zur Ausbildung von Seminaristen und Ordensleuten leisten.“
Der Papst erinnerte dann an eine Frage, die ihm gestellt wurde, nämlich ob ein Laie ein geistlicher Begleiter sein könne. Die Antwort laute, dass es sich um ?ein Laiencharisma handelt, nicht um ein priesterliches“, und dass es davon abhänge, ?ob der Herr dir die Fähigkeit dazu gibt“. Daraus ergebe sich die Bedeutung der Rolle der Laien auch im säkularen Umfeld:
?Zusammen mit den Seelsorgern müssen sie das christliche Zeugnis in der säkularen Welt geben: in der Arbeitswelt, in der Kultur, in der Politik, in der Kunst, in der sozialen Kommunikation.“
Schließlich eine Warnung des Papstes: Nicht in den Klerikalismus verfallen. ?Klerikalisierte Laien“, sagte er, ?sind eine Plage für die Kirche“.
(vatican news)
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