Papst beklagt Finanzdelikte: ?Strenge Unterscheidung“ notwendig
Anne Preckel – Vatikanstadt
?In den letzten Jahren haben diese Rechtsstreitigkeiten und die damit zusammenhängenden Prozesse zugenommen, ebenso wie in nicht wenigen Fällen die Schwere der Verhaltensweisen, die in den Vordergrund treten, insbesondere im Bereich der Vermögens- und Finanzverwaltung“, sagte der Papst bei einer Audienz für Vatikanrichtern und Justizangestellte am Samstag im Vatikan.
Es gehe darum, die tieferen Ursachen dieser Tendenz zu verstehen, die schädlich für die Kirche und ihren Auftrag sei, machte Franziskus deutlich: ?Das Problem sind nicht die Prozesse an sich, sondern die Tatsachen und Verhaltensweisen, die diese Prozesse hervorrufen und die sie schmerzhaft notwendig machen. In der Tat schadet ein solches Verhalten der Mitglieder der Kirche ernsthaft ihrer Wirksamkeit, das göttliche Licht widerzuspiegeln.“
Ein anstrengendes Jahr im Vatikan...
Die Rechtspflege im Vatikan sei im vergangenen Jahr ?besonders belastend“ gewesen, so der Papst - ohne dabei jedoch auf konkrete Fälle oder Prozesse einzugehen. Er dankte den Richtern und im Justizwesen Tätigen für ihren ?großzügigen und kompetenten Einsatz“ und empfahl ihnen, mit Umsicht und Unterscheidungsvermögen auf Gerechtigkeit hinzuwirken.
?Dazu trägt eine strenge Unterscheidung bei, die ,die Entwicklung einer kalten Schreibtischmoral im Umgang mit den heikelsten Fragen verhindert‘; ebenso wie der umsichtige Rückgriff auf den Kanon der Gerechtigkeit, der helfen kann, das notwendige Gleichgewicht zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu finden. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind keine Alternativen, sondern gehen gemeinsam und gleichgewichtig auf dasselbe Ziel zu, denn die Barmherzigkeit ist nicht die Aufhebung der Gerechtigkeit, sondern ihre Vollendung (vgl. Röm 13,8-10).“
Just in dieser Woche ging im Vatikan der Prozess um verlustreiche Investitionen in eine Luxus-Immobilie in London weiter, in dem auch der ehemalige Substitut im vatikanischen Staatssekretariat Angelo Becciu angeklagt ist. Der vorsitzende Richter in dem Prozess Giuseppe Pignatone nahm am Samstag an der Papstaudienz teil.
Gerechtigkeit Basis für Frieden
Gerechtigkeit sei ?keine Abstraktion oder Utopie“, erinnerte der Papst vor ihm und anderen Richtern grundsätzlich. In der Bibel bedeute Gerechtigkeit, den Willen Gottes zu tun, im menschlichen Zusammenleben sei sie Voraussetzung für sozialen Frieden:
?Sie ist nicht nur die Frucht einer Reihe von Regeln, die mit technischem Sachverstand anzuwenden sind, sondern sie ist die Tugend, mit der wir jedem Menschen das Seine zukommen lassen, unverzichtbar für das reibungslose Funktionieren aller Bereiche des gemeinsamen Lebens und für ein gelassenes Leben aller. Eine Tugend, die durch die Verpflichtung zur persönlichen Umkehr gepflegt und zusammen mit den anderen Kardinaltugenden Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung ausgeübt werden muss.“
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.