Papst: ?Beten wir für die Ukraine, die unter der Brutalit?t leidet“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die ukrainische Gruppe ist vom 24. bis 26. Januar in Rom. Der Papst versicherte der vor der Generalaudienz empfangenen Delegation seine Nähe und dankte ihr dafür, dass sie ein Beispiel der Einheit sei: ?Ich bin mit Ihnen, wenn es darum geht, die Rechte der Gläubigen aller Religionsgemeinschaften zu verteidigen, insbesondere derjenigen, die unter Missbrauch und Verfolgung leiden.“
Es gebe keine ?jüdische Ukraine, christliche Ukraine, orthodoxe Ukraine, katholische Ukraine, islamische Ukraine“. ?Nein, es gibt nur eine Ukraine, eine ,Mutter´, die darunter leidet, die Brutalität zu sehen, die ihren Kindern seit etwa einem Jahr angetan wird“, so der Papst an die Gruppe. Für diese ?Mutter“ bete Papst Franziskus und versichere seine ?ständigen Gedanken und seine Nähe“: ?Habt keinen Zweifel... Ich trage euch in meinem Herzen und bitte Gott, sich dieses mutigen Volkes zu erbarmen“, sagte der Papst zu der Delegation des Pan-Ukrainischen Rates der Kirchen und religiösen Organisationen, die er vor der Generalaudienz empfing und die er am Ende der Generalaudienz in seinen Grüßen nannte, indem er die Gläubigen aufforderte, gemeinsam für den ?endgültigen Frieden“ in dem gequälten Land zu beten.
Reise nach Rom
Der Rat ist seit Dienstag in Rom und wird bis diesen Donnerstag in der Ewigen Stadt bleiben. An diesem Mittwochnachmittag werden die Vertreter der verschiedenen Konfessionen an der Vesper in St. Paul vor den Mauern teilnehmen, die der Papst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen leitet. Am Dienstag traf die Delegation mit den Leitern einiger Dikasterien der römischen Kurie zusammen, darunter das Dikasterium für den interreligiösen Dialog und das Dikasterium für Kommunikation. An diesem Mittwochmorgen fand die Audienz mit dem Papst in einem Nebenraum der Audienzhalle statt und es sei ?das zentrale Ereignis des Besuchs“ gewesen, so die Vertreter des Rates. An dem Treffen mit dem Papst nahmen unter anderem Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Großerzbischof und Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sowie Bischof Mieczyslaw Mokrzycki, römisch-katholischer Erzbischof von Lemberg und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz, sowie Vertreter der ukrainisch-orthodoxen, der armenisch-apostolischen und der lutherischen Kirche sowie der jüdischen und der muslimischen Gemeinschaft teil. Die ukrainische Bibelgesellschaft, die überkonfessionell ist, war ebenfalls zugegen.
Beispiel für einen Dialog
Sie zeigten eine große Vielfalt, die für Franziskus ein Vorbild für den Dialog und das friedliche Zusammenleben sei. Der Pan-Ukrainische Rat habe in diesen Kriegsmonaten und allgemein seit 2015 gemeinsame Initiativen durchgeführt, darunter öffentliche Erklärungen und Interventionen in den Konfliktgebieten. In den letzten Monaten hatten die Mitglieder des Gremiums auch einen Brief an den Papst geschickt. ?Ich betrachte es als eine Gnade Gottes, dass all diese Initiativen gemeinsam beschlossen und durchgeführt werden, als Brüder. Dies ist ein konkretes Zeugnis des Friedens in einem Land, das unter Krieg leidet“, sagte Franziskus in seiner Ansprache. ?Ihre Aktion, die Sie mit Beharrlichkeit und Mut durchgeführt haben, bereitet tatsächlich die Zukunft vor, eine Zukunft des Friedens, in der die wirtschaftlichen und politischen Interessen, die den Krieg hervorbringen, endlich dem gemeinsamen Wohl der Völker weichen werden. Dafür bete ich jeden Tag“, fügte Franziskus an.
Zuhören wichtig
Der Papst verzichtete auf den vorbereiteten Text, nicht nur, weil - wie er selbst sagte – ?wir Sklaven der Zeit sind“, denn ?um fünf vor neun muss ich da sein, um mit der Generalaudienz zu beginnen, die nicht warten kann“, sondern auch, weil es sein Wunsch war, allen Anwesenden zuzuhören. Der Papst bat alle, sich ?kurz zu fassen“: ?Entschuldigen Sie, ich würde gerne den ganzen Vormittag bei Ihnen bleiben, aber wir sind auch Sklaven der Zeit.“
In Kontakt mit den Gesandten der Regierung und der Bevölkerung
In seiner kurzen Ansprache bekräftigte Franziskus noch einmal: ?Ich bin euch nahe“. Dann erklärte er, dass er regelmäßig ?Abgesandte“ von Präsident Wolodymyr Zelenskij empfange und dass er ?im Dialog mit den Vertretern des ukrainischen Volkes“ stehe: ?Das bringt mich dazu, mit Ihnen zu fühlen und zu beten.“ Dann fügte er an:
?Ich danke euch für diese Einheit, das ist für mich etwas Großartiges, wie die Kinder einer Familie, die mal hier, mal dort sind, aber wenn die Mutter krank ist, sind sie alle zusammen. Es geht nicht so sehr um die jüdische Ukraine, die christliche Ukraine, die orthodoxe Ukraine, die katholische Ukraine, die islamische Ukraine... nein, nein! Es interessiert die Ukraine, die 'Mutter' Ukraine und alle zusammen! Und das zeigt die Struktur Ihres Volkes. Es ist ein Beispiel gegen so viel Oberflächlichkeit in unserer heutigen Kultur.“
Eine Nähe, die ferne Wurzeln hat
Seine persönliche Verbundenheit mit der Ukraine habe ferne Wurzeln, seit er als Kind in Buenos Aires einem ukrainischen Priester, Pater Stepan Czmil, kennen gelernt hatte. ?Er kennt diese Geschichte‘“, sagte Franziskus und deutete auf Großerzbischof Schewtschuk, der drei Jahre lang Bischof der Ukrainer in der argentinischen Hauptstadt war.
Zusammen mit Pater Stepan Czmil lernte der junge Jorge Mario Bergoglio, die Liturgie auf Ukrainisch mitzufeiern: ?Ich war 11 Jahre alt, und von diesem Moment an wuchs meine Sympathie für die Ukraine. Es ist eine alte Sympathie, die gewachsen ist, und das bringt mich euch näher. Zweifeln Sie nicht! Ich bete für Sie“, versicherte er seinen ukrainischen Gästen. ?Ich trage Sie in meinem Herzen und bitte Gott, sich dieses mutigen Volkes zu erbarmen. Vielen Dank für diesen Besuch!“
Der Appell am Ende der Generalaudienz
Am Ende des Treffens, bevor er in den großen Saal der Audienzhalle einzog, bat Papst Franziskus die Delegation, ?in der Stille, jeder auf seine Art und Weise zu beten, die er hat, in der Stille, aber gemeinsam für die Mutter Ukraine“.
Am Ende der Mittwochsaudienz wiederholte er die gleiche Bitte um Gebet, die sich an die Gläubigen in aller Welt richtet:
?Möge die gepeinigte Ukraine, die so sehr leidet, in unseren Gedanken und Gebeten nicht fehlen. Heute Morgen“, so der Papst, ?hatte ich ein Treffen mit den Oberhäuptern der verschiedenen Konfessionen, die in der Ukraine vereint sind, und sie haben mir vom Schmerz dieses Volkes erzählt. Daher meinen erneuten Aufruf: Vergessen wir nicht, jeden Tag für den endgültigen Frieden in der Ukraine zu beten.“
(vatican news)
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