Papst: Klimawandel und Artensterben stoppen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Der Vatikan veröffentlichte das Schreiben von Papst Franziskus zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung diesen Donnerstag. Mit dem Tag am 1. September beginnt die katholische Kirche die Schöpfungszeit, in der sie bis zum 4. Oktober besonders die Bewahrung der Umwelt ins Zentrum stellt. ?Höre auf die Stimme der Schöpfung“ lautet das diesjährige Motto. Aus der Stimme sei jedoch oftmals ein Schrei der Erde und ihrer Geschöpfe geworden, die unter ?Konsumexzessen" und ?Missbrauch" litten, macht Franziskus in seinem Schreiben deutlich. Als Folgen nennt der Papst etwa zunehmende und intensivere Dürren und Hitzewellen, Überschwemmungen und Wirbelstürme - vielen dürfte dies in der aktuellen Lage nur zu bekannt vorkommen.
?Wir müssen handeln, wir alle, und zwar mit Entschlossenheit. Wir gelangen gerade zu einem ,Bruch`", mahnt das Kirchenoberhaupt angesichts der Situation. ", die er bereits im Jahr 2015 veröffentlichte, noch einmal auf den Tisch. Besonderes Anliegen sind dem Papst das Stoppen des Klimawandels und des Artensterbens. In eindringlichem Ton fordert Franziskus ganz konkret im Namen der Kirche:
Vier Schlüsselprinzipien
?Um den weiteren Zusammenbruch des ,Netzes des Lebens` - der biologischen Vielfalt -, das Gott uns geschenkt hat, aufzuhalten, bitten wir und rufen die Nationen auf, sich auf vier Schlüsselprinzipien zu einigen: 1. eine klare ethische Grundlage für den Wandel schaffen, den wir brauchen, um die biologische Vielfalt zu retten; 2. den Verlust der biologischen Vielfalt bekämpfen, ihre Erhaltung und Wiederherstellung unterstützen und die Bedürfnisse der Menschen auf nachhaltige Weise erfüllen; 3. Förderung der weltweiten Solidarität angesichts der Tatsache, dass die biologische Vielfalt ein globales Allgemeingut ist, das ein gemeinsames Engagement erfordert; 4. Menschen in Situationen der Schwäche in den Mittelpunkt rücken, einschließlich derjenigen, die am stärksten vom Verlust der biologischen Vielfalt betroffen sind, wie indigene Völker, ältere Menschen und junge Menschen."
Wirtschaftsnationen und Unternehmen sollen ?ökologische Schuld" begleichen
Wie bereits in ?Laudato si" bescheinigt der Papst den wirtschaftlich reicheren Nationen eine ?ökologische Schuld", da sie ?in den letzten zwei Jahrhunderten am meisten verschmutzt haben". Von daher müssten die reichen Nationen diese Schuld anerkennen und die bevorstehenden Umweltschutzgipfel - den COP27-Klimagipfel im November 2022 in Ägypten und den COP15-Gipfel zur biologischen Vielfalt im Dezember in Kanada - zur Wiedergutmachung nutzen:
?Das bedeutet, dass sie nicht nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen entschlossen handeln, sondern auch ihre Zusagen zur finanziellen und technischen Unterstützung der wirtschaftlich ärmeren Länder einhalten, die bereits die größte Last der Klimakrise tragen", erklärt der Papst.
Konkret nimmt das Kirchenoberhaupt auch weitere Umweltsünder in die Pflicht:
?Ich wiederhole: ,Ich möchte im Namen Gottes die großen Bergbau-, Erdöl-, Forst-, Immobilien- und Agrarunternehmen auffordern, mit der Zerstörung von Wäldern, Feuchtgebieten und Bergen, der Verschmutzung von Flüssen und Meeren und der Vergiftung von Menschen und Lebensmitteln aufzuhören.`"
Konkrete Wünsche an COP-27 und COP-15
Auch für den Klimagipfel COP-27 und den Artenschutzgipfel COP-15 äußert Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Welttag der Schöpfung deutliche Handlungswünsche. Das Pariser-Klimaabkommen, das die Erwärmung auf 1,5 Prozent maximal fordert, müsse wirksam umgesetzt werden, mahnt das Kirchenoberhaupt. Es brauche dazu Zusammenarbeit aller Nationen, sowie ?anspruchsvollere Klimapläne oder national festgelegte Beiträge", um die Netto-Treibhausgasemissionen ?so schnell wie möglich auf Null zu reduzieren". Alle Menschen müssten zudem ihren Lebenswandel und ihr Konsumverhalten kritisch hinterfragen und zu verantwortungsvollem und achtsamen Umgang mit der Schöpfung und den Nächsten finden, mahnt Franziskus. Den COP-15-Gipfel zur biologischen Vielfalt sollten die Regierungen aus Sicht des Pontifex nutzen, ?ein neues multilaterales Abkommen zu schließen, um die Zerstörung der Ökosysteme und das Artensterben zu stoppen".
Auch die wirtschaftlich weniger wohlhabenden Länder haben aus Sicht des Papstes übrigens eine ?erhebliche, aber ,diversifizierte` Verantwortung". Die Fehler der anderen könnten nämlich ?niemals die eigene Untätigkeit rechtfertigen." Schließlich ruft Papst Franziskus zum Gebet:
?Lasst uns in dieser Zeit der Schöpfung dafür beten, dass die Gipfeltreffen COP27 und COP15 die Menschheitsfamilie vereinen, um die doppelte Krise des Klimas und der Verringerung der biologischen Vielfalt entschlossen anzugehen."
(vatican news-sst)
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