Papst: Entschlossen den Weg der Familienliebe einschlagen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Das zehnte Welttreffen der Familien in Rom geht zuende. Den Auftakt hatte am Mittwoch ein buntes Festival der Familien mit dem Papst in der Audienzhalle gebildet. An den folgenden Tagen gab es im Vatikan viele Moment der Reflexion und des Austausches mit den Delegierten des Weltfamilientreffens sowie ein Klassik-Konzert vor der suggestiven Kulisse des Innenhofs des Lateranpalasts. Die Botschaft war ein klares "Ja" zur Familie.
Höhepunkt der Veranstaltungen rund um das Großereignis war die Abschlussmesse, die am Samstagabend in festlicher Atmosphäre auf dem Petersplatz gefeiert wurde. Stellvertretend für Papst Franziskus, der noch immer in seiner Mobilität stark eingeschränkt ist, stand Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, in Anwesenheit des Papstes der Messe vor. Zuvor hatte Franziskus auf dem Petersplatz noch eine Runde im Papamobil gedreht - sehr zur Freude einer Gruppe von Kindern, die mit ihm mitfahren durften.
In der von ihm selbst verlesenen Predigt ging Franziskus von den Lesungen aus, die die Tagesliturgie vorgelegt hat. Das Pauluswort von der Freiheit, ?eines der am meisten geschätzten und begehrten Güter des modernen zeitgenössischen Menschen“, legte Franziskus wie folgt auf die Familien um:
?Ihr Eheleute habt bei der Gründung eurer Familien alle mit der Gnade Christi diese mutige Entscheidung getroffen, eure Freiheit nicht für euch selbst zu nutzen, sondern die Menschen zu lieben, die Gott euch an die Seite gestellt hat. Anstatt als ?Inseln“ zu leben, habt ihr euch ?in einen gegenseitigen Dienst“ gestellt. So lebt man Freiheit in der Familie! Da gibt es keine ?Planeten“ oder ?Satelliten“, die jeweils auf ihrer eigenen Umlaufbahn unterwegs sind. Die Familie ist der Ort der Begegnung, wo man teilt und aus sich heraustritt, um den anderen anzunehmen und ihm/ihr nahe zu sein. Sie ist der erste Ort, an dem man lernt zu lieben.“
Die Familie, Ort der Begegnung
Doch gerade in der heutigen Zeit habe man immer mehr das Gefühl, die Schönheit der Familie verteidigen zu müssen, gab der Papst zu bedenken und forderte: ?Wir dürfen nicht zulassen, dass sie durch die Gifte des Egoismus, des Individualismus, der Kultur der Gleichgültigkeit sowie der Wegwerfmentalität verunreinigt wird und so ihre ?DNS“, nämlich die Bereitschaft einander anzunehmen und den Geist des Dienens, verliert.“
Auch die Beziehung zwischen den Generationen sei oft nicht einfach, führte Franziskus weiter aus. Viele Eltern hätten Angst, dass sich ihre Kinder ?in der Unübersichtlichkeit unserer Gesellschaften, in denen alles chaotisch und unsicher erscheint, nicht zurechtfinden und schließlich die Orientierung verlieren werden.“ Und diese Angst mache manche Eltern unruhig, andere überfürsorglich, ja manchmal blockiere sie sogar den Wunsch, neues Leben in die Welt zu setzen. Doch hier brauche es Vertrauen:
?Gott liebt die jungen Menschen, aber das bedeutet nicht, dass er sie vor jedem Risiko, jeder Herausforderung und jedem Leid bewahrt. Er ist nicht ängstlich und überfürsorglich; im Gegenteil, er vertraut ihnen und beruft einen jeden zu einem anspruchsvollen Leben und zu einem großen Dienst,“ betonte Franziskus und gab den Eltern folgenden Rat:
?Liebe Eltern, das Wort Gottes weist uns den Weg: Ihr sollt eure Kinder nicht vor jeder Art von Schwierigkeiten und Leiden bewahren, sondern versuchen, ihnen die Leidenschaft für das Leben zu vermitteln, in ihnen den Wunsch zu wecken, ihre Berufung zu finden und den großen Auftrag anzunehmen, den Gott für sie vorgesehen hat… Wenn ihr euren Kindern helft, ihre Berufung zu entdecken und anzunehmen, werdet ihr sehen, dass sie von dieser Sendung ?ergriffen“ werden und die Kraft haben werden, die Schwierigkeiten des Lebens zu meistern.“
Danach ging der Papst noch einmal auf das Motto des zehnten Weltfamilientreffens ein: ?Familienliebe: Berufung und Weg zur Heiligkeit“.
?Mit der Kraft dieses Wortes des Lebens ermutige ich euch, entschlossen den Weg der Familienliebe einzuschlagen und mit allen Familienmitgliedern die Freude über diese Berufung zu teilen. Möge die Liebe, die ihr untereinander lebt, stets offen und nach außen gerichtet sein, fähig, die Schwachen und die Verwundeten zu ?berühren“, denen ihr auf eurem Weg begegnet: allen, die unter körperlichen und seelischen Gebrechen leiden. Die Liebe, auch die Liebe in der Familie, wird geläutert und gestärkt, wenn sie weitergegeben wird…. Möge der Herr euch jeden Tag helfen, in Einheit, Frieden und Freude zu leben und allen zu zeigen, dass Gott Liebe und Lebensgemeinschaft ist.“
Am Ende der Messe verlas Papst Franziskus folgendes Gebet zur Aussendung der Familien:
Liebe Familien,
Ich lade euch ein, eure Reise fortzusetzen
Und auf den Vater zu hören, der euch zuruft:
Macht euch zu Missionaren auf den Wegen der Welt!
Geht nicht allein!
Ihr, junge Familien, lasst euch führen von denen, die den Weg kennen;
ihr, die ihr vorausgeht, seid Wegbegleiter für die anderen.
Ihr, die ihr euch in den Schwierigkeiten verirrt habt,
Lasst euch nicht von Traurigkeit übermannen,
vertraut auf die Liebe, die Gott in euch gelegt hat,
fleht den Geist jeden Tag an, sie neu zu beleben.
Verkündet mit Freude die Schönheit des Familienlebens!
Verkündet den Kindern und Jugendlichen die Gnade der christlichen Ehe.
Gebt jenen Hoffnung, die keine haben.
Handelt so, als hinge alles von euch ab,
in dem Wissen, dass alles Gott anvertraut werden muss.
Seid ihr es, die das Gewebe der Gesellschaft und einer synodalen Kirche "flechten",
die Beziehungen schafft und Liebe und Leben vermehrt.
Seid ein Zeichen für den lebendigen Christus,
Habt keine Angst vor dem, was der Herr von euch verlangt,
und fürchtet euch nicht, ihm gegenüber großzügig zu sein.
Öffnet euch Christus, hört auf ihn in der Stille des Gebets.
Begleitet die Schwachen,
nehmt euch derer an, die allein, auf der Flucht, verlassen sind.
Seid der Same einer geschwisterlicheren Welt
Seid Familien mit einem großen Herzen!
Seid das einladende Gesicht der Kirche!
Und bitte – hört nie auf zu beten!
Maria, unsere Mutter, stehe euch bei, wenn es keinen Wein mehr gibt,
sie begleite euch in der Zeit der Stille und der Prüfung, sie helfe euch, gemeinsam mit ihrem auferstandenen Sohn zu gehen.
(vaticannews -skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.