Papst: Menschliche Zerstörungswut heilen und an der Wurzel packen
Die derzeit tagende Konferenz ziele keineswegs darauf ab, sich „mit der Vergangenheit zu befassen“, sondern wolle vielmehr „sich mit ihrem wertvollen Erbe den Herausforderungen der Zukunft stellen“, so Franziskus mit Blick auf das gewählte Thema „Adam, wo bist du? - Die anthropologische Frage heute“ (vgl. Gen 3,9). Diese Frage stelle sich in der gegenwärtigen Situation der Welt „mit großer Kraft“ und stelle auch uns selbst in Frage, erschüttere und lade uns zu „einer ernsthaften Gewissensprüfung und Umkehr“ ein. Denn die Welt befinde sich heute „in einer tiefen anthropologischen Krise“ (vgl. Apostolisches Schreiben , 55), auf die die Kirche „angemessen und wirksam reagieren“ müsse, betont Franziskus mit einer kaum verhohlen Anspielung auf den Krieg in der Ukraine:
„Vor unseren Augen entfaltet sich wieder einmal die schreckliche Tragödie des Krieges, die die schlimmste Folge der menschlichen Zerstörungswut ist, sowohl der individuellen als auch der systemischen, die nicht ernst genug genommen und nicht an der Wurzel gepackt und ausgemerzt wird.“
Es sei in diesem Zusammenhang nötig, „zu lernen, nein zum Bösen zu sagen“, „all jene aufzurichten, die in ihrer Würde verletzt oder gekränkt sind“ und „Menschen auszubilden, die ihrerseits in der Lage sind, Ausbilder mit einer soliden anthropologischen Vorbereitung zu schmieden“. Angesichts dieser „dringenden Notwendigkeit“ erwarte sich die Kirche von dem Psychologie-Institut der Gregoriana weiterhin einen qualitativ hochwertigen Dienst, der „auf den Kenntnissen der Psychologie mit den Beiträgen der Theologie und der Philosophie“ beruhe, so die Ermunterung des Papstes an die „Ausbilder-Schmiede“.
Spezialisten für die Ausbildung anderer
Aus dem Institut seien in den 50 Jahren seiner Tätigkeit bereits über 500 Absolventen hervorgegangen, die nun weltweit als Multiplikatoren fungierten, betont Franziskus in seiner Botschaft. Dabei hätte es den schon durch das II. Vatikanische Konzil geforderten „interdisziplinären Ansatz in der Seelsorge mutig verfolgt“, sowohl was die wissenschaftliche Betrachtung angehe als auch die pastorale und pädagogische Praxis. In diesem Zusammenhang würdigte der Papst, dass an dem Institut nach dem „ignatianischen Prinzip der cura personalis“ Spezialisten ausgebildet worden seien, „die in der Lage sind, Spiritualität und Psychologie in apostolische und erzieherische Aktivitäten in verschiedenen geografischen und kulturellen Kontexten der Kirche zu integrieren“.
Er hoffe, dass die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Institutes dessen Einsatz für Forschung, Lehre und die Sorge um die Menschen nur noch weiter beflügelten, so Franziskus. Auf diese Weise diene das Institut einer „Kirche auf dem Weg nach draußen, an die existenziellen Ränder”. Allen gemein sei das Bedürfnis nach Unterstützung und neuem Schwung, um die Herausforderungen des Lebens anzugehen, so der Papst, der dem Institut und der Päpstlichen Universität abschließend für ihren Dienst bei der Mission der Kirche dankte.
Das Institut für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana
Das 1971 gegründete Institut für Psychologie an der Gregoriana hat sich zum Ziel gesetzt, Fachleute auszubilden, die die spirituelle und psychologische Dimension in die apostolische und erzieherische Tätigkeit integrieren, die ihnen in ihrem jeweiligen geografischen und kulturellen Umfeld anvertraut wird. Heute arbeiten die rund 600 Absolventen des Instituts als Ausbilder und Pädagogen sowie in anderen verantwortungsvollen Positionen auf der ganzen Welt. Schon das hatte gefordert, die Wissenschaften, „vor allem die Psychologie und die Soziologie“, zur Läuterung und Reifung des Glaubenslebens zu nutzen. Als Antwort darauf will das Institut eine Sicht der Person vermitteln, die unter Berücksichtigung der christlichen Werte und der Bedeutung der unbewussten Motivationen eine solide Grundlage für die Aufgabe bietet, anderen zu helfen, in ihrer Berufung zu wachsen.
Ziel der aktuellen Veranstaltung ist es, zu analysieren, wie sich die heutigen Herausforderungen - Globalisierung, neue Technologien, ökologische Krise, Posthumanismus - auf die menschliche Person und ihre transzendente Würde auswirken - aber auch, ob und wie die Kirche in der Lage sein wird, kreativ und zukunftsorientiert darauf zu reagieren. Dabei werden die Fragen von einer psychologischen, philosophischen, theologischen und soziologischen Perspektive aus behandelt.
(vatican news - cs)
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