Papst: Steuern bedeuten Gerechtigkeit und nicht Diebstahl
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der kleinste Staat der Welt ist so klein und finanziell übersichtlich, dass es dort kein Steuersystem oder Steueramt gibt. Doch alle Vatikanangestellte und der Heilige Stuhl selber als Besitzer von Immobilien und Güter in Italien zahlen dort direkt oder indirekt Steuern.
Bei der Audienz für die Delegation der italienischen Steuereintreiber ging es aber nicht um die Steuererklärung der Vatikan-Angestellten oder des Papstes, vielmehr ging Franziskus auf den prinzipiellen Umgang mit Geldern und Gütern der Allgemeinheit ein.
Für Transparenz beim Umgang mit Steuergeldern
?Es besteht die Gefahr des Misstrauens und der Unzufriedenheit gegenüber denjenigen, die das Geld und die Güter aller verwalten. Diese tragen die große Verantwortung, sich nicht zu bereichern.“ Nach Ansicht des Papstes sollte ?die Transparenz bei der Verwaltung der Gelder“ eine grundlegende Einstellung eines jeden Staatsbeamten sein. Bei den Steuergeldern handele sich um ?das Ergebnis der Opfer vieler arbeitender Männer und Frauen“, so der Papst. Mit den Steuergeldern sollten die geistige Freiheit und die Motivation der Menschen gefördert werden.
?Die Steuererhebung trägt vor allem dazu bei, Ungleichheiten zu überwinden, Investitionen zu tätigen, damit mehr Arbeit entsteht, ein gutes Gesundheitswesen und Bildung für alle zu gewährleisten und Infrastrukturen zu schaffen, die das soziale Leben und die Wirtschaft erleichtern“, zählte der Papst auf. Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig das Gesundheitssystem sei, das von öffentlichen Geldern finanziert werde. Steuern eintreiben werde so zu einem Zeichen der Gerechtigkeit und nicht zum Symbol von ?staatlichem Diebstahl“, fuhr er fort.
Mit Steuermitteln Gesundheitssystem kostenlos machen
?Die Steuerbehörden unterstützen Ärzte. Bitte setzen Sie das kostenlose Gesundheitssystem fort - das kommt vom Steuerzahler. Verteidigen Sie es, denn wir sollten nicht in ein kostenpflichtiges Gesundheitssystem fallen, in dem die Armen keinen Zugang oder keinen Anspruch auf irgendetwas haben. Eines der schönsten Dinge, die Italien hat, ist dies. Bitte bewahren Sie es!“
Der Papst zitierte dann den italienischen Priester Primo Mazzolari, der 1948 an die ins Parlament gewählten katholischen Politiker schrieb: ?Viel wird denen vergeben werden, die, da sie nicht für alle Nöte der anderen sorgen konnten, nicht für ihre eigenen gesorgt haben werden. Es ist nicht immer möglich, das Elend unseres Nächsten zu lindern, aber es ist immer möglich, sich nicht selbst aus dem Elend zu befreien. Dies ist die erste Pflicht, das erste christliche Zeugnis. Im Angesicht der allgemeinen Bedrängnis scheinen reine Hände eine dürftige Vorstellung zu sein, aber die Armen denken nicht so. Daran messen die Armen nicht unsere Ehrlichkeit, sondern unsere Solidarität, die dann das Maß unserer Liebe ist.“
Transparenz in der Verwaltung des Geldes, so Franziskus weiter, offenbare nicht nur die Freiheit des Geistes, sondern motiviere die Menschen, Steuern zu zahlen, vor allem, wenn die Steuererhebung dazu beitrage, auf dem Weg der Legalität, Unparteilichkeit und Transparenz zu bleiben.
(vatican news)
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