Papst: ?Gottes sanftes Licht vertreibt die Dunkelheit der Spaltungen“
Mario Galgano und Benedetta Capelli - Vatikanstadt
Der Stern, der die Heiligen Drei Könige auf ihrer Reise leitete, sei auch derjenige, der uns auch heute noch als ?Suchende und nicht Besitzende“ zu Gott hinführe, so der Papst in seiner Ansprache an die Gäste aus Finnland. Trotz der Müdigkeit, der Verschnaufpausen, aber vor allem dank der Begegnungen, der Zusammenarbeit und des Miteinanders, könne diese Begegnung mit Gott möglich werden.
Der Papst äußerte diesen Gedanken bei der Audienz im Vatikan für die ökumenische Delegation aus Finnland, die sich anlässlich des Festes des heiligen Henrik, des ersten Bischofs und Märtyrers des Landes, am Vorabend des Beginns der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Rom aufhält. Zur Erinnerung: das Motto für 2022 lautet: ?Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Mt 2,2).
Die gemeinsame Reise
Gehen gehört bekanntlich zu den Schlüsselwörtern im Pontifikat von Franziskus, das er auch in seiner Rede an diesem Montag mehrmals wiederholte. Die Heiligen Drei Könige gehen, sie finden Jesus, indem sie dem Stern folgen, ?dem Zeichen“, das der Herr anbietet, weil sie die ersten waren, die ihn suchten, erinnerte Franziskus:
?Es ist schön, das Leben auf diese Weise zu verstehen, als einen Weg der Suche, der nicht von uns ausgeht, sondern von dem, der uns zuerst gesucht hat und uns mit seiner Gnade anzieht. Alles wird von der Gnade Gottes getragen, die uns anzieht. Und unsere Antwort kann nur eine ähnliche sein wie die der Heiligen Drei Könige: eine gemeinsame Reise.“
Ein Licht, das in der Geschwisterlichkeit leuchtet
Es handele sich um eine ökumenische Reise, die gemeinsam im Gefolge der Heiligen Drei Könige unternommen werde, die in der Tradition der Kirche als ?Vertreter verschiedener Kulturen und Völker“ anerkannt werden, so der Papst weiter. ?Auch für uns besteht die Herausforderung gerade in diesen Zeiten darin, unseren Bruder und unsere Schwester mit seiner konkreten Geschichte an die Hand zu nehmen, um gemeinsam voranzukommen“. Und dann fügte er an:
?Liebe Freunde, wir sind auf dem Weg, geleitet von Gottes sanftem Licht, das die Dunkelheit der Spaltung vertreibt und den Weg zur Einheit weist. Wir sind als Brüder und Schwester auf dem Weg zu einer immer umfassenderen Gemeinschaft. Helfen wir einander auf unserem ökumenischen Pilgerweg, immer mehr zu Gott zu gelangen, ,magis ac magis in Deum´, wie es in der Regel des heiligen Benedikt heißt (LXII,4). Die Welt braucht ihr Licht, und dieses Licht leuchtet nur in Liebe, Gemeinschaft und Brüderlichkeit.“
Suchende und nicht Besitzende von Gott
Gemeinsam gehen wir ?zügig und fleißig“, betonte der Papst, auf den ?vielen Wegen der Nächstenliebe, die uns dem Herrn, der in den Armen und Bedürftigen gegenwärtig ist, näher bringen und uns untereinander verbinden“. Franziskus verschwieg nicht die Schwierigkeit, dass die ?Ziele noch weit entfernt und schwer erreichbar erscheinen“, wenn Müdigkeit und Entmutigung auftreten.
?Erinnern wir uns daran, dass wir nicht als Besitzende, sondern als Gottsuchende unterwegs sind, denn wir müssen mit demütiger Geduld und immer gemeinsam voranschreiten, um uns gegenseitig zu unterstützen, denn das ist es, was Christus will.“
Nah bei Christus
Für den gemeinsamen Weg gebe es zwei wichtige Meilensteine, die es zu würdigen gelte: 2025 wird der 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa gefeiert. ?Das trinitarische und christologische Bekenntnis dieses Konzils, das Jesus als 'wahren Gott von wahrem Gott' und 'wesensgleich mit dem Vater' anerkennt“, so der Papst, ?eint uns mit allen Getauften“. Daher die Einladung zu einer ?erneuerten Begeisterung, gemeinsam den Weg Christi zu gehen, den Weg, der Christus ist!“
?Denn wir brauchen etwas von ihm, von seiner Neuheit, von seiner unvergleichlichen Freude. Nur wenn wir ihm nahe sind, können wir den Weg zur vollen Einheit gehen. Und es ist immer Er, den die Männer und Frauen aller Zeiten und damit auch von heute, wenn auch unbewusst, suchen.“
Eher bereit, dem Lauf des Himmels zu folgen
Der zweite Jahrestag sei der 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030, jenes Bekenntnisses, das - so der Papst - versuche, ?die Einheit zu bewahren“ in einer Zeit, in der die Christen unterschiedliche Wege gingen.
?Wir wissen, dass es nicht gelungen ist, die Spaltung zu verhindern, aber der Jahrestag kann eine fruchtbare Gelegenheit sein, um uns auf dem Weg der Gemeinschaft zu bestätigen und zu stärken, um dem Willen Gottes gefügiger zu werden und weniger der menschlichen Logik, um bereitwilliger den vom Himmel gewiesenen Weg vor irdische Ziele zu stellen.“
Der konkrete Seelsorger und Träumer
Franziskus erinnert daran, dass der Weg zur Einheit vom Studium der Theologen, aber auch ?vom Gebet, von Werken der Nächstenliebe und von der Zusammenarbeit“ begleitet werde. Dann hob er die Arbeit mit den Indigenen und die Träume hervor, die niemals fehlen dürfen.
?Mir fällt ein, dass ein Pfarrer konkret sein muss mit konkreten Menschen, mit seinen konkreten Menschen, aber dass er nicht aufhören darf zu träumen. Ein Pfarrer, der des Träumens müde wird, fehlt etwas.“
Zum Abschluss seiner Ansprache lud der Papst alle ein, das Vaterunser in ihrer eigenen Sprache zu beten.
Zu Beginn der Audienz begrüßte der Papst auch die Vertreter des indigenen Volkes der Lappen, die Teil der ökumenischen Delegation sind.
?Möge Gott Sie auf dem Weg der Versöhnung und der Heilung des Gedächtnisses begleiten und alle Christen frei und entschlossen machen für die aufrichtige Suche nach der Wahrheit!“, so der Papst an die Lappen.
(vatican news)
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