Generalaudienz: Im Vatikan ist heute schon 1. Mai
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Franziskus sprach nämlich über den Wert der Arbeit: Sie sei ?nicht nur ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen“, sondern vor allem ?ein Grundrecht und eine Grundpflicht des Menschen, die seine Würde zum Ausdruck bringt und mehrt“. Bei Treffen mit Basisbewegungen aus dem globalen Süden spricht der lateinamerikanische Papst gern von den drei ?großen T“, auf die der Mensch ein Recht habe: ?tierra“ (Erde), ?techo“ (Dach überm Kopf) und eben ?trabajo“ (Arbeit).
?Oft frage ich mich: Mit welchem Geist gehen wir unserer täglichen Arbeit nach? Wie gehen wir mit Müdigkeit um? Sehen wir unsere Tätigkeit nur mit unserem eigenen Schicksal verbunden oder auch mit dem Schicksal anderer? Tatsächlich ist Arbeit ein Ausdruck unserer Persönlichkeit, die von Natur aus beziehungsorientiert ist.“
Der Nährvater Jesu, St. Josef, sei Zimmermann oder Bauhandwerker gewesen, habe also Schwerstarbeit geleistet, ohne sonderlich viel zu verdienen. Und auch den jungen Jesus habe er in sein Handwerk eingeführt. Das lasse ihn an alle Arbeitenden weltweit denken, vor allem an Schwarzarbeiter, Ausgebeutete, an Kinderarbeiter oder an Menschen, die auf der Suche nach etwas Brauchbarem Müllhalden durchstöbern.
Das Drama der Arbeitslosigkeit
?Aber ich denke auch an diejenigen, die arbeitslos sind; an diejenigen, die sich mit Recht in ihrer Würde verletzt fühlen, weil sie keine Arbeit finden. Viele junge Menschen, viele Väter und Mütter erleben das Drama, keinen Arbeitsplatz zu haben, der ihnen ein friedliches Leben ermöglicht. Und oft gestaltet sich die Suche danach so dramatisch, dass sie schließlich alle Hoffnung und Freude am Leben verlieren. In diesen Zeiten der Pandemie haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, und einige haben sich, erdrückt von einer unerträglichen Last, das Leben genommen. Ich möchte heute an jeden einzelnen von ihnen und ihre Familien denken.“
Es werde zu wenig berücksichtigt, dass die Arbeit ?ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens“ sei. Leider seien viele Arbeitsplätze heute ein Schauplatz sozialer Ungerechtigkeit.
?Es ist schön, sich vorzustellen, dass Jesus selbst gearbeitet hat und dass er dieses Handwerk vom heiligen Josef gelernt hat. Wir sollten uns heute fragen, was wir tun können, um den Wert der Arbeit wiederzugewinnen, und welchen Beitrag wir als Kirche leisten können, damit Arbeit aus der Logik des bloßen Profits herausgelöst wird…“
Der heutige Papst jobbte in seiner Kindheit als Putzkraft
Franziskus weiß, wovon er spricht: Auf Betreiben seines Vaters hat der heutige Papst schon als 13-Jähriger in Buenos Aires neben der Schule gejobbt, unter anderem als Putzkraft in einer Strumpffabrik. Später arbeitete er vormittags in einem Chemielabor, nachmittags hatte er Unterricht. ?Die Arbeit war eines der wenigen Dinge in meinem Leben, die mir sehr gut getan haben“, sagte er rückblickend als Kardinal (vgl. Jorge Bergoglio, Mein Leben – mein Weg, Freiburg 2013, S. 25 und 36).
(vatican news – sk)
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