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Franziskus am Freitag mit einer Migrantin auf Zypern Franziskus am Freitag mit einer Migrantin auf Zypern

Der Papst auf Zypern: Versuch einer Bilanz

Unsere Redakteurin Christine Seuss hat für uns in Nikosia die zwei Tage des Besuchs von Papst Franziskus aus n?chster N?he beobachtet. Hier ist ihre Bilanz.

Christine Seuss - Nikosia

Dieser zweite und letzte Tag der Papstreise nach Zypern beinhaltete gewissermaßen nochmals alles, was dem Papst an dieser Reise wichtig war. Er traf den orthodoxen Erzbischof von Zypern, Chrysostomos II., hatte eine intensive ökumenische Begegnung mit dem Heiligen Synod der orthodoxen Kirche und hielt dann die große Messe im neuen Stadion von Nikosia, zu der statt der ursprünglich veranschlagten 7.000 am Ende doch 10.000 Menschen kamen. Wahrscheinlich wären auch noch mehr gekommen, aber es gab einfach keine Plätze mehr!

Und gekrönt wurde der Tag von der Begegnung mit den Migranten in der Heilig-Kreuz-Kirche von Nikosia, die unglaublich intensiv war. Die Migranten, die ihre Zeugnisse ablegten, über die Misshandlungen, die Verachtung, die sie auf ihrem Weg erfahren haben, aber auch das Unverständnis und die mehr oder weniger verhohlene Frage an ihren Ankunftsorten, ob sie denn eigentlich vorhaben zu bleiben oder nicht doch lieber weiterziehen wollen?

Christine Seuss im Gespräch mit dem Präsidenten Zyperns
Christine Seuss im Gespräch mit dem Präsidenten Zyperns

Wie wichtig dem Papst selbst diese Begegnung war, ließ sich auch an der Tatsache ablesen, wie oft er seinen Text beiseitelegen wollte, wie oft er “von Herzen” sprechen wollte (das hat er tatsächlich so genannt), wie intensiv er alle aufgefordert hat, nicht wegzuschauen, sondern Verantwortung zu übernehmen und vor allem Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es eben nicht normal werden darf, dass man sich nicht daran gewöhnen darf, wenn Boote voll mit Menschen, mit Männern, Frauen und Kindern, auf dem Mittelmeer kentern und niemand mehr etwas von ihnen hört. Gleichzeitig darf die internationale Gemeinschaft Zypern bei dieser Herausforderung nicht alleinlassen, das hat der Papst ebenfalls während des Treffens betont.

Wie ernst ihm mit dieser Botschaft ist, die eben nicht nur rhetorisch sein sollte, zeigt auch die Tatsache, dass im Rahmen eines Umsiedlungsprogramms in Verantwortung des Vatikans rund 50 Migranten von Zypern nach Rom gebracht werden sollen. Praktisch ausgearbeitet hat dieses Programm die Gemeinschaft Sant’Egidio, die schon vor einigen Jahren in Italien die humanitären Korridore, also die sichere und legale Einreise von Migranten mit darauffolgender Betreuung durch die Gemeinschaft, etabliert hat. Dieses Mal wird das zwar nicht mit dem Papstflieger geschehen, wie seinerzeit mit den Migranten aus Lesbos, aber in den kommenden Wochen werden diese Menschen auf mehrere Flüge verteilt nach Italien gebracht und dort durch den Heiligen Stuhl finanziell unterstützt und in verschiedenen italienischen Gemeinden integriert.

Während seiner Begegnungen bei diesen zwei Besuchstagen fehlten auch die wohlplatzierten politischen Aussagen nicht, es ging um Einheit, um Gemeinschaft, Großzügigkeit, um das Niederreißen von Mauern und um Frieden… Und nicht zuletzt, der Papst hat mit seinem Besuch in der Kirche der katholischen Gemeinschaft von Zypern, bei der winzigen Minderheit an Katholiken, die es auf der Insel gibt, nochmals klargemacht, dass sie zählen, dass ihre Präsenz auf Zypern für die Weltkirche etwas zählt und dass auch sie dem Papst, dem Kirchenoberhaupt etwas zu sagen haben.

(vatican news)

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03. Dezember 2021, 17:19