Papst ruft in Griechenland zu guter Politik in Europa auf
Aus der „Wiege“ sei inzwischen ein „Haus“ geworden, nämlich die Europäische Union, sagte das Kirchenoberhaupt an diesem Samstag im Präsidentschaftspalast von Athen. Leider sei in Europa und auch anderswo „ein Rückschritt an Demokratie zu verzeichnen“, und in Ländern, die großen Wert auf Sicherheit und Konsum legen, zeigten müde und unzufriedene Bürger eine gewisse „Demokratieskepsis“. „Aber die Partizipation aller ist ein grundlegendes Erfordernis; nicht nur, um gemeinsame Ziele zu erreichen, sondern weil sie dem entspricht, was wir sind: soziale Wesen, unwiederholbar und zugleich voneinander abhängig“, wiederholte der Papst das Bekenntnis der Kirche zur Demokratie in der heutigen Welt.
Statt Populismus: gute Politik
Was kann die Politik gegen „Demokratieskepsis“ tun? Franziskus riet ab von einer „zwanghaften Suche nach Popularität“ und „der Ankündigung unmöglicher Versprechen“. Das Heilmittel für Demokratiemüdigkeit sei vielmehr „gute Politik“, eine moralisch hochstehende Politik also, die sich als „Kunst des Gemeinwohls“ versteht. „Damit das Gute wirklich geteilt werden kann, muss den schwächsten Schichten besondere, ich würde sagen, vorrangige Aufmerksamkeit, zugewendet werden“, unterstrich der Papst. Während jeden Tag in sozialen Medien „Ängste verbreitet und Theorien entwickelt“ werden, die Spaltung vorantreiben, sollten Bürger und Bürgerinnen einander helfen, „von der Parteinahme zur Partizipation überzugehen“, das heißt, „dass wir uns nicht mehr nur für unsere eigene Seite, sondern uns aktiv für die Förderung aller einsetzen“.
Der Papst nannte vier Bereiche, die den Einsatz aller für alle brauchen: das Klima, die Pandemie, den Gemeinsamen Markt „und vor allem die weit verbreitete Armut“. Er lobte Griechenland für die massive Aufnahme von Geflüchteten und Migranten und sprach von der „Zögerlichkeit Europas“, hier zu helfen. Mehr noch:
„Die von nationalistischen Egoismen zerrissene Europäische Gemeinschaft wirkt zuweilen blockiert und unkoordiniert, anstatt eine treibende Kraft der Solidarität zu sein. Während einst ideologische Gegensätze den Brückenschlag zwischen dem Osten und dem Westen des Kontinents verhinderten, hat die Flüchtlingsfrage heute auch Gräben zwischen dem Süden und dem Norden aufgerissen. Ich möchte erneut zu einer umfassenden, gemeinschaftlichen Sichtweise auf das Thema der Migration aufrufen und dazu ermutigen, denen, die am meisten Not leiden, die Aufmerksamkeit zuzuwenden, damit sie entsprechend den Möglichkeiten jedes Landes unter voller Achtung ihrer Menschenrechte und ihrer Würde aufgenommen, geschützt, gefördert und integriert werden können“ – eine vierfache Handlungsanweisung, die Franziskus in seiner ausformuliert hatte.
Die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulos fand ihrerseits ausdrücklich lobende Worte für das Wirken von Papst Franziskus. Unter anderem würdigte sie seinen „unermüdlichen und selbstlosen Einsatz für den Nächsten“ und sein Engagement für Rechtsstaatlichkeit, Grundprinzip der liberalen Demokratie. Der Papstbesuch habe für Griechenland auch eine große symbolische Bedeutung, weil soeben der 200. Jahrestag des Beginns der griechischen Revolution gegen die osmanischen Besatzer gefeiert wird. Die Präsidentin sprach auch die Angelegenheit „Hagia Sohpia“ an: 2020 hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das als Kirche erbaute, dann zur Moschee gemachte und seit 1935 als Museum genutzte Gebäude wieder zur Moschee umgewidmet.
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.