Papst bei Christmette: Um die Gnade der Kleinheit bitten
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Wegen der erneut verschärften Coronabeschränkungen wurde die Christmette in Rom wie schon im Vorjahr auf 19.30 Uhr vorverlegt. Feierlich war sie aber trotzdem. Beim Gloria läuteten die Glocken von St. Peter, Kinder aus verschiedenen Nationen legten am vor dem Confessio-Altar aufgebauten Thron mit dem Jesuskind Blumen nieder.
Ausgehend von den Worten des Lukasevangeliums ?Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt« (Lk 2,12) betonte Franziskus, dass Gott die Kleinheit gewählt habe, damit wir uns wieder auf das besinnen, was zählt.
?Gott kommt nicht hoch erhaben daher, sondern er begibt sich hinab in das Kleine,“ erklärte der Papst. ?Derjenige, der das Universum umspannt, muss im Arm getragen werden. Er, der die Sonne gemacht hat, muss gewärmt werden. Der die Zärtlichkeit selbst ist, muss liebkost werden. Die unendliche Liebe hat ein kleines schwach schlagendes Herz. Das ewige Wort ist ein Baby, unfähig zu sprechen. Das Brot des Lebens muss gefüttert werden. Der Schöpfer der Welt ist obdachlos. Heute ist alles umgekehrt: Gott kommt klein in die Welt. Seine Größe schenkt sich uns in der Kleinheit.“
Doch statt um die Gnade der Kleinheit zu bitten, würden wir Gott oft nicht verstehen und lieber nach Größe und Ansehen streben.
?Gott steigt herab, und wir wollen auf das Podest klettern. Der Allerhöchste zeigt Demut, und wir wollen groß herauskommen. Gott sucht die Hirten, die Unsichtbaren; wir wollen gesehen werden. Jesus wurde geboren, um zu dienen, und wir verbringen unsere Jahre damit, dem Erfolg nachzujagen. Gott sucht nicht Stärke und Macht, er wünscht Zärtlichkeit und innere Bescheidenheit.“
Die kleinen Dinge des Lebens schätzen
Jesus lade uns also ein, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und neu zu entdecken, betonte Franziskus. Aber er wolle uns auch in unserer ?Kleinheit“ nah sein: dort, wo wir uns schwach, zerbrechlich, unzulänglich, ja vielleicht sogar gescheitert fühlten:
?Liebe Schwestern und Brüder, wenn dich, wie in Betlehem, die Dunkelheit der Nacht umgibt, wenn du eine kalte Gleichgültigkeit um dich herum spürst, wenn die Wunden, die du in dir trägst, schreien: Du zählst wenig, du bist nichts wert, du wirst nie so geliebt werden, wie du es möchtest, dann gibt Gott heute Nacht darauf eine Antwort. Er sagt heute Nacht zu dir: Ich liebe dich so, wie du bist. Deine Kleinheit erschreckt mich nicht, deine Gebrechlichkeit beunruhigt mich nicht. Ich habe mich für dich klein gemacht. Um dein Gott zu sein, bin ich dein Bruder geworden.“
Jesus in den ?Kleinen“ dienen
Es ginge aber nicht nur darum, unsere eigene ?Kleinheit“ anzunehmen, betonte Franziskus. Dass Jesus schon bei seiner Geburt von Armen umgeben gewesen sei, zeige uns auch, wie wichtig es sei, Jesus in den ?Kleinen“ zu dienen: den Armen, mit denen er sich identifiziert habe.
?Und Jesus kommt dort zur Welt, in ihrer Nähe, in der Nähe der Vergessenen der Peripherien. Er kommt dorthin, wo die Menschenwürde auf die Probe gestellt wird. Er kommt, um die Ausgeschlossenen zu adeln, und offenbart sich vor allem ihnen: nicht den gebildeten und bedeutenden Menschen, sondern der armen arbeitenden Bevölkerung,“ erklärte der Papst und gab abschließend folgenden Denkanstoß:
?Kehren wir also zurück nach Betlehem, liebe Brüder und Schwestern, zurück zu den Ursprüngen: zum Wesentlichen des Glaubens, zur ersten Liebe, zur Anbetung und zur Nächstenliebe. Schauen wir auf die pilgernden Sterndeuter und machen wir uns als synodale Kirche auf den Weg nach Betlehem, wo Gott im Menschen und der Mensch in Gott ist; wo der Herr an erster Stelle steht und angebetet wird; wo die Letzten den Platz einnehmen, der ihm am nächsten ist; wo Hirten und Sterndeuter in einer Geschwisterlichkeit zusammenstehen, die stärker ist als jedes Klassendenken. Gott lasse uns eine anbetende, arme und geschwisterliche Kirche sein. Das ist das Wesentliche. Kehren wir zurück nach Betlehem.“
(vaticannews – skr)
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