Papst: ?Jeder ist ein wenig distanzierter, verschlossener…“
Anne Preckel – Vatikanstadt
Der Papst sprach nicht lange, doch seine Ansprache war ein beherztes Plädoyer für Dialog, Begegnung und soziale Freundschaft – und zwar gerade unter den aktuell widrigen Bedingungen. Konkret bezog sich Franziskus auf die Corona-Pandemie, Hass-Reden in sozialen Medien und die ?Verarmung“ von Welt und Gesellschaft durch schwindende Solidarität und Nähe.
Die Pandemiekrise habe unsere Dialogfähigkeit belastet und Spuren im Leben der Menschen hinterlassen, was wohl den Corona-Einschränkungen geschuldet sei, so Franziskus: ?Jeder ist ein wenig distanzierter, verschlossener, vielleicht misstrauischer; oder wir sind einfach weniger geneigt, uns zu treffen, Seite an Seite zu arbeiten, mit der Freude und der Anstrengung, etwas gemeinsam aufzubauen.“
Dialog als ?Königsweg zu einer neuen Kultur“
Diese Verarmung von Welt und Gesellschaft schwäche die Beziehungsfähigkeit und drohe einer ?Kultur der Gleichgültigkeit in die Hände zu spielen“, warnte Franziskus. Dem gelte es eine ?tägliche Praxis der Begegnung und des Dialogs“ entgegenzusetzen, ?eine Lebensweise, die keine Schlagzeilen macht, sondern der menschlichen Gesellschaft hilft, voranzukommen und in sozialer Freundschaft zu wachsen“. Diese Entscheidung für den sozialen Dialog sei der ?Königsweg zu einer neuen Kultur“, schwor der Papst seine Gäste aus Schweden ein. Er verwies dabei auf das sechste Kapitel seiner Enzyklika ?Fratelli tutti“, das dieses Thema vertieft (vgl. , 198-224).
Soziale Medien und Relativismus
Der Papst kam dann auf soziale Medien und gesellschaftlichen Dialog zu sprechen – einen Gradmesser auch für Demokratie. ?Die allgegenwärtige Entwicklung der sozialen Medien birgt die Gefahr, dass der Dialog durch eine Vielzahl von Monologen ersetzt wird, die oft einen aggressiven Ton anschlagen“, warnte er (vgl. Fratelli tutti, 200). ?Stattdessen setzt der soziale Dialog die Fähigkeit voraus, den Standpunkt des anderen zu respektieren (vgl. 203), und zwar mit Aufrichtigkeit und ohne Verstellung.“
Dialog sei ?nicht gleichbedeutend mit Relativismus“, unterschied Franziskus dann: ?Im Gegenteil, eine Gesellschaft ist um so edler, je mehr sie die Suche nach der Wahrheit pflegt und in den Grundwahrheiten verwurzelt ist (vgl. 206-207); vor allem, wenn sie anerkennt, dass
jeder Mensch eine unveräußerliche Würde besitzt (vgl. 213).“ Dieser Grundsatz könne von Gläubigen und Nichtgläubigen gleichermaßen befolgt werden.
Angesichts dieser Herausforderungen gelte es gemeinsam eine Kultur der Begegnung zu fördern, wandte sich der Papst an die Vertreter der Schwedischen Akademie. Gegen die Krisensymptome gelte es beherzt anzugehen, so müssten die jungen Generationen mit den ?Waffen des Dialoges“ ausgerüstet werden und sie müsse ?der gute Kampf der Begegnung“ gelehrt werden (vgl. Fratelli tutti, 217).
Die Schwedische Akademie
Die ?Svenka Akademien“, deutsch ?Schwedische Akademie“, ist mit der Vergabe des Nobelpreises für Literatur beauftragt und hat sich die Förderung der schwedischen Sprache und Literatur zur Aufgabe gemacht. Das mit der Preisträger-Auswahl beauftragte Gremium dieser Akademie der Wissenschaften wird von einer etwa zehnköpfigen Gruppe von Experten aus den Bereichen Kultur, Literatur und Universität unterstützt.
Nicht zu verwechseln ist die Schwedische Akademie mit dem Nobelkomitee: dieses norwegische Gremium besteht aus fünf Vertretern des norwegischen Parlamentes und vergibt den Friedensnobelpreis, eine der renommiertesten Auszeichnungen weltweit. Unter den Trägern des Friedensnobelpreises sind etwa Nelson Mandela (1993) und Mutter Teresa (1979). Der Friedensnobelpreis wird als einziger Nobelpreis nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen.
(vatican news – pr)
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