Papst an junge Wirtschaftsleute: ?Wir müssen zusammenarbeiten“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Bogotà, Nairobi, Shanghai, Washington: Dies waren nur einige der vierzig Städte auf der ganzen Welt, die an diesem Samstagnachmittag in Assisi zum diesjährigen Treffen von ?“ ?virtuell zusammenkamen“. Es handelt sich um die vom Papst gewünschte Initiative, die junge Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer und ?Changemaker“ aus der ganzen Welt zusammenbringt, vereint in der gemeinsamen Verpflichtung, eine neue Art von Wirtschaft konkret zu überdenken. Die Veranstaltung war live per Streaming auf dem YouTube-Kanal von ?“ zu sehen.
?Ihr seid vielleicht die letzte Generation, die uns retten kann, und ich übertreibe nicht“, so der Papst. Franziskus bedankte sich bei den Teilnehmern für ihren ?Enthusiasmus“, der ?Wirtschaft eine neue Seele zu geben“. Und rief zugleich alle dazu auf, ?die Geschwisterlichkeit wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft zu stellen“. Die Covid-19-Pandemie habe die tiefgreifenden Ungleichheiten nicht nur offenbart, sondern viele verstärkt. Zugleich habe die Pandemie die große Abhängigkeit voneinander verdeutlicht. ?Dies ist ein guter Zeitpunkt, um wieder einmal zu spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung füreinander und für die Welt haben“, so Franziskus. Viel zu oft werde vergessen, wie wichtig menschliche Zusammenarbeit und globale Solidarität seien. Oder aber, dass es eine ?verantwortungsvolle, wechselseitige Beziehung“ zwischen Mensch und Natur gebe. ?Wir sind Verwalter der Güter, nicht ihre Besitzer“, mahnte Franziskus.
Alles begang mit einem Brief
Es war der zweite Termin, seit Franziskus dieses Projekt am 1. Mai 2019 mit einem Brief an junge Unternehmer ins Leben rief. Das Treffen an diesem Samstag in Assisi wollte die Früchte dieser mehr als zwei Jahre dauernden gemeinsamen Reise aufzeigen. Daran erinnerte der Papst in seiner Videobotschaft, die am Schluss der Veranstaltung gezeigt wurde. Darin sagte Franziskus:
?Diese Aufgabe der Wirtschaft umfasst jedoch auch die Erneuerung aller unserer Sozialsysteme: Wenn wir die Werte der Geschwisterlichkeit, der Solidarität, der Sorge für unsere Erde und der Güter in all unseren Strukturen verankern, werden wir in der Lage sein, die größten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, von Hunger und Unterernährung bis hin zur gerechten Verteilung von Impfstoffen gegen Covid-19. Wir müssen zusammenarbeiten und große Träume haben. Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, werden wir die Inspiration finden, eine neue Welt zu gestalten, und den Mut, gemeinsam in eine bessere Zukunft zu gehen.“
Den jungen Menschen stelle er erneut die Aufgabe, die wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft zu stellen, fuhr Franziskus fort. In keinen anderen Zeiten wie die jetzige bräuchten wir junge Menschen, die durch Studium und Praxis zeigen könnten, dass es eine andere Wirtschaft geben könne, so der Papst:
?Lasst euch nicht entmutigen, sondern lasst euch von der Liebe des Evangeliums leiten, das der Ausgangspunkt für alle Veränderungen ist und uns dazu drängt, in die Wunden der Geschichte einzudringen und aufzustehen. Lasst euch mit Kreativität auf den Aufbau einer neuen Zeit ein, mit Sensibilität für die Stimme der Armen und mit der Verpflichtung, sie in den Aufbau unserer gemeinsamen Zukunft einzubeziehen. Unsere Zeit braucht angesichts der Bedeutung und Dringlichkeit der Wirtschaft eine neue Generation von Wirtschaftswissenschaftlern, die das Evangelium in Unternehmen, Schulen, Fabriken, Banken und Märkten leben. Folgt dem Zeugnis der neuen Händler, die Jesus nicht aus dem Tempel vertreiben würde, denn ihr seid seine Freunde und Verbündete in seinem Reich.“
Auf den Spuren der beiden Franziskus - von Assisi und aus Buenos Aires
Es gebe Tausende von jungen Ökonomen, die sich unter dem Namen von Franziskus, dem Papst und dem Heiligen aus Assisi, auf den Weg gemacht hätten, um der Wirtschaft eine Seele zu geben und sie zu verändern, erklärt gegenüber Radio Vatikan Luigino Bruni. Er ist Wirtschaftswissenschaftler und wissenschaftlicher Koordinator der Veranstaltung von ?The Economy of Francesco“: ?In einer Zeit, in der junge Menschen eine führende Rolle übernehmen - man denke nur an diese Tage in Mailand mit Greta Thunberg zum Thema Umwelt - sagen diese jungen Menschen, dass man die Umwelt nicht ändern kann, wenn man nicht die Wirtschaft ändert.“
Die Bewegung ?Friday for Futures“ nahm am Freitag an den Protestmärschen in der norditalienischen Wirtschaftsmetropole teil. Greta Thunberg und ihre Kolleginnnen und Kollegen waren jedoch nicht in Assisi. Stattdessen waren international bekannte Persönlichkeiten dabei, mit denen die Jugendlichen in den letzten Monaten einen fruchtbaren Dialog geführt haben: Vandana Shiva, Jennifer Nedelsky, Partha Dasgupta, Sabina Alkine, Helen Alford und Jeffrey Sachs sprachen vor Ort mit den jungen Wirtschaftsexperten. Auch der Wissenschaftler Stefano Mancuso, Direktor des Labors für Pflanzenneurobiologie in Florenz und laut New York Times einer der ?World Changer of the Planet“ war dabei.
?Ihr seid nicht die Zukunft, ihr seid die Gegenwart. Ihr seid ein weiteres Geschenk. Die Welt braucht jetzt euren Mut“, schloss der Papst seine Videobotschaft an die Teilnehmer von ?The Economy of Francesco“ in Assisi.
(vatican news)
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