Papst bei Generalaudienz: Die Gotteskindschaft kennt keine Unterschiede
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
In der achten Folge seiner Katechesenreihe zum Galaterbrief behandelte Papst Franziskus das Thema ?Wir sind Kinder Gottes.“ Paulus unterstreiche, dass es uns der Glaube erlaubt habe, in Jesus Christus wirklich Gottes Kinder und Erben zu werden.
?Wir Christen betrachten es oft als selbstverständlich, dass wir Kinder Gottes sind,“ leitete der Papst seine Überlegungen ein. ?Stattdessen ist es gut, sich immer wieder dankbar an den Moment zu erinnern, in dem wir dies geworden sind – nämlich an unsere Taufe. Wenn ich euch heute fragen würde: wer von euch kennt sein Taufdatum?, dann würde ich wohl nicht viele erhobene Hände sehen. Und dabei ist das doch das Datum, an dem wir gerettet wurden; das Datum, an dem wir Kinder Gottes geworden sind. Wer es nicht kennt, sollte seinen Taufpaten, seine Taufpatin, seinen Vater, seine Mutter, den Onkel oder die Tante fragen: ,Wann bin ich getauft worden?` und dann sollte man sich jedes Jahr an dieses Datum erinnern: Es ist das Datum, an dem wir Kinder Gottes geworden sind,“ so der Rat des Papstes.
Und diese Gotteskindschaft kenne keine Unterschiede - weder im ethnisch-religiösen Bereich noch, was die sozialen Differenzen oder das Geschlecht betrifft, betonte Franziskus. Gegenüber der gemeinsamen Würde, Kinder Gottes zu sein, werde jede Besonderheit zweitrangig.
Die neuen Sklaven unserer Zeit...
Als Paulus den Galatern geschrieben habe, dass es in Christus ?nicht mehr Juden und Griechen" gebe, sei dies im ethnisch-religiösen Bereich einem echten Umsturz gleichgekommen. In der Gesellschaft der Antike hätten die freien Bürger dem Gesetz nach alle Rechte genossen, während den Sklaven nicht einmal die Menschenwürde zuerkannt worden sei, erklärte der Papst und schlug folgenden Bogen zu unserer Zeit:
?Und das passiert auch heute: viele Menschen auf der Welt, Millionen, haben kein Recht auf Nahrung, auf Bildung, auf Arbeit: sie sind die neuen Sklaven, die Menschen in den Randgebieten, die von allen ausgebeutet werden. Auch heute gibt es Sklaverei: denken wir darüber nach. Wir verwehren diesen Menschen die Menschenwürde. Sie sind Sklaven. Die Gleichheit in Christus überwindet die sozialen Unterschiede zwischen den Geschlechtern und stellt eine Gleichheit zwischen Mann und Frau her, die damals revolutionär war und die heute erneut bekräftigt werden muss. Wie oft hören wir, wie über Frauen herablassend gesprochen wird! Und dabei haben der Mann und die Frau doch dieselbe Würde! In der Geschichte - auch heute - gibt es diese Versklavung der Frauen: Frauen haben nicht dieselben Möglichkeiten wie Männer. Wir müssen wieder lesen, was Paulus sagt: wir sind gleich in Christus Jesus.“
Wir seien also Kinder Gottes, weil Jesus Christus uns erlöst habe und wir durch die Taufe in diese Würde eingetreten seien. Auch heute sei es für uns alle wichtig, die Schönheit wiederzuentdecken, die darin liege, Kinder Gottes, Brüder und Schwestern, zu sein, weil wir in Christus hineingenommen sind, der uns erlöst hat.
?Unterschiede und Gegensätze, die zu Trennungen führen, sollten unter Christgläubigen keinen Platz haben,“ betonte Franziskus abschließend. ?Unsere Berufung ist vor allem jene, die Bestimmung zur Einheit des ganzen Menschengeschlechts in Christus immer wieder sichtbar und konkret zu machen. Was auch immer die Unterschiede zwischen den Menschen verschärft und oft zu Diskriminierung führt, all das hat vor Gott keine Bedeutung mehr, dank des in Christus erlangten Heils. Was zählt, ist der Glaube, der den Weg der Einheit geht, den uns der Heilige Geist weist. Es liegt in unserer Verantwortung, entschlossen diesen Weg der Gleichheit zu gehen, den uns die Erlösung durch Jesus erschlossen hat. Danke - und vergesst nicht, wenn ihr nach Haus kommt zu fragen: ,Wann bin ich getauft worden?`. Fragt nach diesem Datum und merkt es euch. Und wenn es sich dann jährt, dann feiert es! Danke.“
(vatican news – skr)
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