Papst Franziskus, Paulus und Michelle Obama
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der heilige Paulus muss, vor etwa 2.000 Jahren, ähnlich gedacht haben wie Michelle Obama – so stellte es jedenfalls Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan dar.
?Gleich zu Beginn seines Briefes (an die Galater) lässt Paulus sich nicht auf die niedrige Flughöhe der Argumente ein, die seine Verleumder verbringen. Der Apostel ?fliegt hoch‘ – und zeigt uns damit auch, wie wir uns bei Konflikten in der Gemeinschaft verhalten sollen… Er bleibt nicht an der Oberfläche der Probleme stehen, wie wir es oft zu tun versucht sind, um eine sofortige Lösung zu finden, die uns vorgaukelt, dass wir doch alle mit einem Kompromiss einverstanden sein können. Paulus liebt Jesus und er weiß, dass Jesus kein Gott und Mann des Kompromisses ist. So funktioniert das mit dem Evangelium nicht!“
Nein, Paulus ist anspruchsvoller, erklärte Franziskus. Der Papst hat am letzten Mittwoch begonnen, bei seinen Mittwochsaudienzen über den Galaterbrief des Paulus zu sprechen; das war jetzt der zweite Teil dieser Katechesen-Reihe. Paulus betone, dass es ihm nicht um die Zustimmung der Menschen gehe, sondern um Gott.
?Das ist die Sorge eines Vaters, der Gemeinschaften im Glauben begründet hat. Seine Absicht ist sehr klar: Die Neuheit des Evangeliums, die die Galater durch seine Verkündigung erhalten haben, muss bekräftigt werden. Dadurch können sie dann eine Identität aufbauen, auf die sie ihr Leben gründen können. Das ist das Prinzip: die Neuheit des Evangerliums zu bekräftigen.“
Vom Saulus zum Paulus
Um die Galater davon zu überzeugen, dass er ein echter Apostel ist und dass sie sich auf sein Zeugnis verlassen können, streicht Paulus das Abrupte an seiner Bekehrung heraus, das plötzliche Damaskus-Erlebnis. Michelangelo hat diese Szene in einem Fresko in der Paulinischen Kapelle des Vatikan-Palastes eindringlich dargestellt: Der aus dem Sattel gestürzte Apostel liegt am Boden, hält sich die Hand vor Augen. Um ihn herum: desorientierte Begleiter, das scheuende Pferd. Darüber Christus, schwebend, eine Hand ausgestreckt.
?Einerseits betont Paulus nachdrücklich, dass er die Kirche heftig verfolgt habe und ?früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war‘ (1 Tim 1,13); er schont sich selbst nicht. Aber andererseits hebt er die Barmherzigkeit Gottes ihm gegenüber hervor, die zu der radikalen Veränderung geführt habe, um die alle wissen… Paulus unterstreicht also die Echtheit seiner Berufung durch den auffallenden Bruch, den es in seinem Leben gegeben hatte: vom Verfolger der Christen … war er dazu berufen worden, ein Apostel zu werden, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden...“
Wie undurchschaubar seien doch die Wege des Herrn, sagte der Papst mit einer an Paulus angelehnten Formulierung. Und wie stehe es mit uns? Hätten nicht auch wir ein Damaskus-Erlebnis in unserem Leben?
?Wir sollten nie die Zeit und die Art und Weise vergessen, in der Gott in unser Leben eingetreten ist: Halten wir in unseren Herzen und Gedanken jene Begegnung mit der Gnade fest, als Gott unser Leben verändert hat.“
?Gott webt unsere Geschichte“
Viele fragten sich, wie es denn sein könne, dass der große Gott sich schwacher, sündiger Menschen bediene. ?Und doch ist daran nichts Zufälliges, denn alles ist in Gottes Plan von jeher vorgesehen. Er webt unsere Geschichte, und wenn wir uns vertrauensvoll auf seinen Heilsplan einlassen, erkennen wir das.“
(vatican news – sk)
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