Papst bei Generalaudienz: Das Gebet wirkt Wunder
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Im Zuge der Lockerungen der Coronamaßnahmen in Italien kehrt auch im Vatikan wieder mehr Normalität ein. Ab diesem Mittwoch sind die Generalaudienzen mit dem Papst wieder öffentlich. Die Anwesenden waren zwar gehalten, sich an die Corona-Auflagen wie Schutzmasken und Abstandsregeln zu halten, durften dafür aber nach langer Zeit auch wieder Rosenkränze und Andachtsobjekte von Papst segnen lassen, der über die Nähe zu den Gläubigen sichtlich erfreut war.
?Das christliche Gebet ist, wie das christliche Leben überhaupt, kein "Spaziergang", hielt der Papst zu Beginn seiner Katechese fest, die dem Thema ?Der Kampf des Betens“ gewidmet war. ?Für keinen der großen Beter, die uns in der Bibel und in der Kirchengeschichte begegnen, war Beten etwas Bequemes. Das Gebet schenkt sicherlich großen Frieden, aber damit ist auch ein innerer Kampf verbunden, der manchmal hart ist, ja lange Zeitspannen des Lebens begleiten kann.“
Wir stehen uns beim Beten oft selbst im Weg
Und beim Beten stünden wir uns oft auch selbst im Weg, resümierte Franziskus weiter. Wie oft würden wir das Gebet aufschieben, weil uns andere Dinge wichtiger erschienen – nur um dann zu merken, dass wir damit nur unsere Zeit verschwendet hätten. Beten bedeute also ein inneres Ringen mit sich selbst, einen Kampf gegen die List des Teufels, der alles daransetze, uns vom Beten und von der Vereinigung mit Gott abzuhalten, so der Papst.
Manche Heilige hätten diesen Kampf jahrelang ausdauernd gekämpft. Doch sie hätten weiter gebetet, auch wenn Gott scheinbar stumm geblieben sei. Es gebe Momente im Glaubensleben, die in Finsternis getaucht seien. Und deshalb habe der ein oder andere Heilige auch von der "Nacht des Glaubens" gesprochen: man betet und betet, aber man fühlt nichts.
?Was also tun in der Zeit der Versuchung, wenn alles ins Wanken zu geraten scheint?,“ fragte Franziskus. ?Wenn wir uns die Geschichte der Spiritualität ansehen, fällt uns auf, dass sich die großen geistlichen Lehrer über die von uns beschriebene Situation durchaus im Klaren waren. Und jeder von ihnen hat versucht, einen Ausweg aufzuzeigen: durch ein weises Wort oder einen Rat, wie man eine schwierige Zeit überstehen kann.“ Ihre Erfahrung habe uns gezeigt, wie wichtig es ist, der Versuchung zu widerstehen und im Gebet auszuharren.
In Zeiten der Prüfung sei es also gut, sich daran zu erinnern, dass wir nicht allein sind, dass einer über uns wacht und uns beschützt, betonte Franziskus und erklärte dies am konkreten Beispiel einer argentinischen Familie, die er persönlich gekannt hat und deren 9-jährige Tochter an einer unheilbaren Krankheit litt. Obwohl die Ärzte das Kind schon aufgegeben hatten, wollte sich der Vater des Mädchens nicht geschlagen geben, hätte die ganze Nacht vor der Basilika der Schutzpatron Argentiniens inbrünstig gebetet, erzählte Franziskus. Am nächsten Morgen habe er dann zu Hause erfahren, dass seine Tochter geheilt sei.
?Das Gebet wirkt Wunder, denn das Gebet trifft direkt ins Zentrum der Zärtlichkeit Gottes, der unser Vater sein will. Und wenn Er uns einmal eine Gnade nicht gewährt, dann wird Er uns eine andere schenken - das werden wir dann irgendwann später sehen. Aber da muss immer dieser Kampf des Betens sein, wenn man um eine Gnade bittet. Manchmal bitten wir um eine Gnade, die wir brauchen, aber wir bitten nur halbherzig, nicht mit Nachdruck, ohne zu kämpfen... Und so bittet man nicht um Dinge, die einem wichtig sind. Das Gebet ist ein Kampf und der Herr ist immer bei uns… Und wenn wir am Ende unseres Lebens zurückblicken, werden wir sagen können: ?Ich dachte, ich wäre allein, doch ich war es nicht: Jesus war bei mir,“ schloss der Papst seine Katechese.
(vaticannews)
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