Papst zu jungen Irakern: ?H?rt nie auf, zu tr?umen“
Christine Seuss und Federico Piana - Vatikanstadt
Immer wieder sprach der Papst von den Zukunftsaussichten der jungen Menschen in einem Land wie dem Irak, das viele Jahre des Krieges und der Spaltungen erlebt hat. Gleich am ersten Reisetag, nach einem dichten Programm, hatte er eine Delegation der päpstlichen Organisation Scholas Occurentes empfangen, die in 190 Nationen in Schulen und Bildungseinrichtungen aller Glaubensrichtungen aktiv ist.
Die jungen Menschen, die den Papst treffen durften, haben im Rahmen von Scholas ein Projekt in der irakischen Hauptstadt lanciert, das Musik, Kunst und Sport einbindet. Das Projekt war nur kurz vor dem Papstbesuch aus der Taufe gehoben worden, berichtet Mario Del Verme, Sportkoordinator von Scholas Italia.
Viele Türen öffnen sich mit dem Papstbesuch
?Wie es immer geschieht, wenn der Papst kommt, haben sich viele Türen für Zusammenarbeit und Dialog geöffnet. Wie immer!“, lacht Del Verme. Am Donnerstag vor der Begegnung mit dem Papst hätte er selbst sich schon mit rund dreißig jungen Leuten getroffen, die in das Projekt eingebunden sind. Sie habe er nach den Schwierigkeiten, aber auch den Träumen gefragt, die sie gerne mit Franziskus teilen würden.
?Und es sind viele Schwierigkeiten genannt worden, die das Land hat und die die jungen Menschen heute haben. Ich nenne nur zwei Hauptpunkte: Das Fehlen von Menschlichkeit und das Fehlen von Rechtsstaatlichkeit. Das haben sowohl die Christen als auch die Muslime gesagt.“
Auf einem weißen Blatt sollten die jungen Menschen auch ihre Träume auf Arabisch niederschreiben. Die Gruppe wählte dann ein kleine Delegation aus, die sie dem Papst am nächsten Tag übergeben sollte, erzählt Del Verme. ?Ich muss sagen, es war wirklich bewegend. Der Papst hat uns am Ende seines sehr intensiven Tages auf wirklich unglaubliche Weise empfangen, und es gab zwei wichtige Momente. Einer war, als Nina dem Papst ihren Traum übergeben hat. Und der Papst hat ihr gesagt: Du musst weiter träumen. Denn die jungen Menschen, die nicht träumen, sterben. Deshalb schau in deinen Träumen zu den Sternen.“
Eine Fahne, befleckt mit dem Blut eines getöteten Christen
Der andere Moment, der die Herzen aller berührt habe, betraf einen jungen Muslim: ?Mustafà wollte dem Papst eine kleine irakische Fahne schenken. Sie war mit dem Blut seines christlichen Freundes befleckt, der bei einem Angriff der Terroristen ums Leben gekommen ist. Er hat die Fahne geküsst und sie dann dem Papst übergeben. Papst Franziskus hat die Fahne an genau der Stelle geküsst, an der der Blutfleck war, und dann hat er gesagt: diese Fahne muss in deinen Händen bleiben, denn sie stellt deine Erinnerung dar, und das kann die Erinnerung aller sein.“
Die Begegnung bestand nicht nur in einem langen (50-minütigen) und intensiven Dialog, sondern auch in einem intensivem Austausch von Blicken, unterstreicht Mario Del Verme: ?Der Papst hat bei seinem Apostolischen Segen erklärt, dass man nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen muss, um ein Volk zu sein, sondern dass man denselben Blick haben muss. Unter den jungen Irakern kamen vor allem zwei Worte auf: Koexistenz, was nicht bedeutet, den anderen zu tolerieren, sondern seine Unterschiede zu akzeptieren, und das Wort Harmonie. Nur so kann Freundschaft entstehen, haben die Jugendlichen auf Arabisch geschrieben.“
(vatican news)
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