Papst Franziskus: Eherichter müssen auch ans Wohl der Familie denken
In seiner Ansprache zur Eröffnung des Gerichtsjahres 2021 zählte der Papst ein paar Konstellationen auf, bei denen die Annullierung einer Ehe zu problematischen Weiterungen führen kann. Etwa, wenn aus der Ehe, die da für nichtig erklärt wird, schon Kinder hervorgegangen sind. Kinder seien ?die Frucht eines göttlichen Plans“, und das Familie-Sein lasse sich daher nicht einfach als ?suspendiert“ betrachten. Katholische Eherichter sollten daher das Wohl aller Familienmitglieder im Auge behalten.
?Daher ist es notwendig, die relevante Frage zu berücksichtigen: Was wird mit den Kindern und mit dem Partner, der die Annullierungserklärung nicht akzeptiert? … Da müssen den Prinzipienerklärungen auch angemessene Vorschläge für die faktische Umsetzung folgen, wobei man sich daran erinnern sollte, dass die Familie Grundlage der Gesellschaft ist und weiterhin die adäquateste Struktur, um Menschen das umfassende Wohl zu bieten, das sie für ihre Entwicklung brauchen.“
Wie soll man das den Kindern erklären?
Ein weiteres Problemfeld: Wenn ein Partner, dessen Ehe kirchlich annulliert wurde, eine neue kirchliche Ehe eingehen will. ?Der neue, sakramentale Bund wird sicher für diesen Menschen eine Quelle des Friedens. Aber wie soll man den Kindern erklären, dass zum Beispiel ihre Mamma, die von ihrem Vater verlassen wurde und die keine neue Ehe eingegangen ist, mit ihnen am Sonntag zur Kommunion geht, während der Vater, der vielleicht mit einer anderen Frau zusammenlebt oder auf die Annullierung wartet, nicht mit zur Kommunion gehen kann?“
Bei den Bischofssynoden von 2014 und 2015 sei es um genau diese Fragen gegangen. Und dabei hätten die Synodenväter gemerkt, dass es ?schwierig und manchmal sogar unmöglich ist, Antworten darauf anzubieten“. Franziskus wies deshalb empfehlend auf sein hin, das versuche, zu allen möglichen Fragen in diesem Bereich ?klare Anweisungen“ zu geben, ?damit keiner, vor allem die Kleinen und Leidenden, alleingelassen oder als eine Art Geisel von streitenden Eltern behandelt wird“.
?Wie ihr wisst, wird am kommenden 19. März das ?Jahr der Familie Amoris laetitia‘ beginnen. Auch ihr leistet mit eurer Arbeit einen wertvollen Beitrag zu diesem kirchlichen Weg mit den Familien und für die Familien. Liebe Richter, lasst es bei euren Urteilen nicht an dieser apostolischen Sorge der Kirche fehlen und denkt daran, dass das umfassende Wohl der Menschen es verlangt, vor den katastrophalen Folgen, die eine Entscheidung zur Annullierung einer Ehe mit sich bringen kann, nicht die Augen zu verschließen.“
Die Kirche sei ?Mutter“, so der Papst, und die Arbeit der Eherichter sei ein ?kirchlicher Dienst“. ?Übt eure Mission als Richter als einen pastoralen Dienst aus… Oft denkt man, die Ehe-Annullierung wäre ein kalter, rein juridischer Akt. Aber das ist nicht so und darf nicht so sein! Die Urteile des Eherichters dürfen nicht die Erinnerung der Ehepartner, aber auch der Kinder, außer Acht lassen, die aus Licht und Schatten gemischt sind und ein Leben geprägt haben. Ehepartner und Kinder bilden eine Gemeinschaft von Menschen, bei der es immer um das Wohl der Familie geht, selbst wenn diese zerbröselt ist.“
Allen zur Seite stehen, die unter einer Ehe-Annullierung leiden
Man dürfe nicht müde werden, ?der Familie und der christlichen Ehe alle Aufmerksamkeit und Sorge zuzuwenden“. Auch die Ortsbischöfe sollten sich mit dieser Thematik noch eingehender beschäftigen. Die Kirche müsse ?dem verlassenen Partner und eventuell den Kindern zur Seite stehen, die unter der – wenngleich gerechten und gerechtfertigten – Entscheidung einer Ehe-Annullierung leiden“.
Papst verteidigt seine Reform von Eheprozessen
Papst Franziskus wich von seinem vorbereiteten Redemanuskript ab, um die von ihm angestoßene Reform von Eheprozessen zu verteidigen. Bei den Änderungen ging es vor allem darum, die Prozesse einfacher und schneller ablaufen zu lassen.
?Aber diese Reform – vor allem der schnelle Prozess – ist auf viel Widerstand gestoßen und tut dies noch immer. Nach dieser Entscheidung habe ich sehr viele Briefe bekommen; bei vielen stellte ich fest, dass da jemand Kunden verlor, und da stellte sich also das Geld-Problem… In einigen Bistümern habe ich auch festgestellt, dass da ein Kleriker Widerstand leistete, weil er durch diese Reform an Macht einbüßte; schließlich war nicht mehr er, sondern der Bischof der Richter.“
(vatican news – sk)
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