Papst bei Generalaudienz: Kirche ist weder Partei noch Unternehmen
Anne Preckel - Vatikanstadt
In seiner Katechese zeichnete der Papst das Leben der ersten Christen nach. In der Jerusalemer Urgemeinde seien Wegweiser der Kirche zu finden, die bis heute gültig seien, erinnerte er ausgehend von den apostolischen Schriften und der Apostelgeschichte:
?Erstens, das Hören auf die Lehre der Apostel, zweitens die Bewahrung der Gemeinschaft, drittens das Brechen des Brotes und viertens Gebet. Sie erinnern uns daran, dass die Existenz der Kirche einen Sinn hat, wenn sie fest mit Christus verbunden bleibt. (...) Predigt und Katechese legen Zeugnis ab von den Worten und Gesten des Herrn; die beständige Suche nach geschwisterlicher Gemeinschaft bewahrt vor Egoismen und Sonderinteressen; das Brechen des Brotes verwirklicht das Sakrament der Gegenwart Jesu in unserer Mitte: Er wird nie abwesend sein, Er ist gerade in der Eucharistie anwesend, Er lebt und geht mit uns. Und schließlich das Gebet, das der Raum des Dialoges mit dem Vater ist, durch Christus im Heiligen Geist.“
Wegweiser der Kirche
Alles in der Kirche, was jenseits dieser ?Koordinaten“ entstehe, sei ?ohne Fundament“ und ?nicht kirchlich", gab der Papst zu bedenken. Und er wandte sich gegen eine Vorstellung von Kirche, die einer Partei oder einem Unternehmen ähnelt.
?Die Kirche ist kein Markt, sie ist keine Gruppe von Unternehmern, die dieses neue Unternehmen vorantreiben. Die Kirche ist Werk des Heiligen Geistes, den Jesus uns gesandt hat, um uns zu versammeln. Die Kirche ist genau das Werk des Geistes in der christlichen Gemeinschaft - im Gemeinschaftsleben, der Eucharistie, im Gebet, immer. Es ist Gott, der die Kirche macht, nicht der Tatendrang der Werke. "
Synodale Prozesse sind keine Unternehmungen
Auch synodale Prozesse dürften nicht in solchen Kategorien wahrgenommen werden, warnte Franziskus - denn Geist, Gebet und spirituelles Leben seien wesentlich für das kirchliche Leben.
?Manchmal bin ich sehr traurig, wenn ich eine Gemeinschaft sehe, die guten Willens ist, aber in die falsche Richtung geht, weil sie glaubt, der Kirche mit Versammlungen zu helfen, als wäre sie eine politische Partei. ,Aber, die Mehrheit, die Minderheit, was halten Sie von diesem, jenem, dem anderen... Und das ist wie eine Synode, ein synodaler Weg, den wir einschlagen müssen...' - Ich frage mich: Wo ist der Heilige Geist dort? Wo ist das Gebet? Wo gibt es Gemeinschaftsliebe? Wo ist die Eucharistie? Ohne diese vier Koordinaten wird die Kirche zu einer menschlichen Gesellschaft, zu einer politischen Partei - Veränderungen werden vorgenommen, als wäre sie ein Unternehmen, durch Mehrheit oder Minderheit... aber es gibt keinen Heiligen Geist. Dabei ist die Gegenwart des Heiligen Geistes genau für diese vier Koordinaten garantiert."
Dynamik, die aus dem Gebet kommt
Die frühe Kirche sei einerseits dynamisch gewesen – ?unterwegs und aktiv“, wie Franziskus formulierte. Zugleich habe sie ihre Kraft aus diesen Fixpunkten geschöpft, zu denen das gemeinsame Gebet gehört: Dieser Dialog mit Gott in Gemeinschaft sei den frühen Christen ?Basis und Impuls für missionarisches Handeln“ gewesen, schloss der Papst daran an. Das gemeinsame Beten habe einen ?mächtigen Motor der Evangelisierung“ in Gang gesetzt. Dabei hätten die frühen Christen verstanden, dass Jesus im Gebet und der Überlieferung seiner Werke für sie lebendig blieb: ?Das Gebet erfüllt sie mit Licht und Wärme; die Gabe des Geistes verleiht ihnen Eifer.“
Mysterium neu in Worte fassen
Die so betende Kirche habe dabei einen Zugang zur ?ganzen Wahrheit“ gefunden, so Franziskus, der an dieser Stelle aus dem Katechismus zitierte: ?Der Heilige Geist, der seiner betenden Kirche Christus in Erinnerung ruft, führt sie auch in die ganze Wahrheit ein. Er regt an, das unergründliche Mysterium Christi, das im Leben, in den Sakramenten und in der Sendung der Kirche am Werk ist, neu in Worte zu fassen.“ (Nr. 2625)
Im Gebet seien alle Christen eins und gleichermaßen geliebt von Gott, unterstrich der Papst weiter. ?Gott ist Gott für alle, und in Jesus sind alle Mauern der Trennung endgültig niedergerissen.“
Die Erinnerung an Jesus sei dabei nicht Rückblick, sondern Vergegenwärtigung, hielt Franziskus fest. Jesus habe in den Jüngern weitergelebt, es sei sein Geist, der sie vorangehen, verkündigen, dienen ließ. Sein Geist, der sie Meere überqueren und Demütigungen aushalten ließ. Diese Erfahrung sei für die Christen damals wie heute gültig, so der Papst:
?Der Geist verleiht allem Leben. (…) Es ist das lebendige Feuer des Geistes, das dem Zeugnis und der Mission Kraft gibt.“
(vatican news - pr)
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