Fratelli tutti: Die P?pste und die Geschwisterlichkeit
Laura De Luca und Stefanie Stahlhofen– Vatikanstadt
?Wenn die Überzeugung, dass wir als Menschen Brüder und Schwestern sind, keine abstrakte Idee bleiben, sondern konkret Wirklichkeit werden soll, dann stehen wir vor einer Reihe von Herausforderungen, die uns aufrütteln und uns zwingen, neue Perspektiven einzunehmen und neue Antworten zu entwickeln“ – das schreibt Papst Franziskus in ?“. Und wie haben sich die Päpste vor ihm zu diesem Thema geäußert? So zum Beispiel:
Paul VI.: Geschwisterlichkeit ist keine Utopie
?Der Herr hat uns eine große Wahrheit gepredigt: ihr alle aber seid Brüder. Doch haben wir diese Idee der weltweiten Geschwisterlichkeit? Ja und Nein. Wir sagen es oft und denken, es wäre eine schöne Sache, aber utopisch, also nicht zu verwirklichen. Ein schöner Traum aber nicht praktikabel, nicht umzusetzen in der Realität. Und hier müssen wir uns selbst überzeugen, bevor wir die anderen überzeugen, dass Geschwisterlichkeit das Gesetz, das Prinzip, das Hauptkriterium in der Beziehung unter den Menschen sein muss.“
Das hat gesagt, bei einer Heiligen Messe anlässlich des dritten Weltfriedenstags. Er war es übrigens auch, der die katholischen Weltfriedenstage ins Leben rief und zwar in Folge seiner Enzyklika ?“ aus dem Jahr 1967. Während seines Pontifikats - also von 1963 bis 1978 - betonte Papst Paul VI. Immer wieder, dass es weltweite Geschwisterlichkeit gemäß dem Evangelium und der nötigen Ressourcenteilung brauche.
Pius XII.: Geschwisterlichkeit statt Krieg
Auf einen anderen Aspekt der Geschwisterlichkeit weist hingegen Papst Pius XII. (1939-1958) hin: Das Teilen des Leids. Etwa, und das war zu seiner Zeit der Fall, angesichts eines heraufziehenden Krieges:
?Wir, die wir mit nichts bewaffnet sind als mit dem Wort der Wahrheit, und jenseits von öffentlichem Wettbewerb und Leidenschaften stehen, wir sprechen zu Euch im Namen Gottes, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird ( Eph., III, 15) – im Namen Jesus Christus, unseres Herrn, der alle Menschen als Geschwister wollte, -im Namen des Heiligen Geists, Geschenk des höchsten Gottes und unversiegbare Quelle der Liebe in den Herzen.“
Mit dem Verweis darauf, dass wir alle Kinder Gottes sind, versuchte , den drohenden Krieg abzuwenden. Seine Worte und die Mahnung zur Gemeinschaft konnten den Zweiten Weltkrieg jedoch nicht aufhalten.
Geschwister helfen sich nicht nur, indem sie das Leid des anderen teilen, sondern auch, indem sie die Lasten der anderen mittragen. Diesen Aspekt betontenach einer Hochwasserkatastrophe in Italien:
?Und Euch, geliebte Kinder ganz Italiens, die ihr in einem edlen Wettstreit des Mitleids vom ersten bis zum letzten Bürger bereit wart, euren unglücklichen Brüdern und Schwestern zur Hilfe zu eilen, Euch gilt mein väterliches Zeugnis unserer Bewunderung, unseres Danks und damit verbunden auch der Aufruf, die Rettungsarbeiten mit immer größerer Kraft zu verstärken.“
Papst Franziskus: Teilen, statt verhungern lassen
Leid und Sorgen teilen, helfen in der Not - etwa angesichts von Naturkatastrophen – das ist seit jeher nicht nur geschwisterlich, sondern auch christlich. Ebenso wie das Brot brechen, das Essen mit den Bedürftigen teilten. Darauf hat auch noch einmal hingewiesen. Dort heißt es unter Punkt 189:
?Während wir uns in unsere semantischen und ideologischen Diskussionen verbeißen, lassen wir oftmals zu, dass auch heute noch Schwestern und Brüder verhungern und verdursten, obdachlos sind und ohne Zugang zur Gesundheitsversorgung.“
Johannes XXIII.: Für alle beten
Recht ähnlich äußerte sich bereits :
?Es muss vor allem unser Brot sein - das heißt, es im Namen aller erbeten. Der Herr, so mahnt schon Johannes von Antiochia, hat im Vaterunser gelehrt, ein Gebet zu Gott auch im Namen der Geschwister zu richten. Das heißt, er wünscht sich, dass zu Gott nicht nur Fürbitten aus eigenen Interessen gerichtet werden, sondern auch für die Anliegen der Nächsten.“
Damit mahnte Papst Johannes XXIII. in einer Zeit, in der noch viele Länder unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs litten, Nächstenliebe und Solidarität an. Im Vaterunser sei durch die Formel ?Unser tägliches Brot gib uns heute“ stets auch der andere eingeschlossen.
Johannes Paul II. : Geschwister – auch die Ausgestoßenen
Brot teilen mit besonders Bedürftigen, das lebte ein anderer Papst ganz konkret vor: . So auch am 3. Januar 1988, als er, begleitet von leichtem Besteckgeklapper im Hintergrund sagte:
?Es müssen Weg zur Verbesserung des Lebens gesucht werden. Denn wir alle wissen, was Jesus Christus heißt: Gott-Mensch. Gott ist Mensch geworden, einer von uns, unser Bruder. Wir wissen auch alle, dass er am Ende unser Richter sein wird – als Bruder. Dieses Gericht wird die Welt betreffen und die Art und Weise, wie wir einander Brüder und Schwestern gewesen sind. Indem wir Geschwister der anderen sind, aller verschiedenen Leute, besonders aber der Leidenden, der Armen, sind wir auch ihm Geschwister gewesen. (...)“
Benedikt XVI.: Eine Menschheitsfamilie
Im Anderen, wer auch immer es ist, wirklich ein Familienmitglied zu sehen – das ist gar nicht so leicht. Aber es ist nötig, das hat auch (2005-2013) im Jahr 2008 betont. Damals besuchte er Missionarinnen der Nächstenliebe und mahnte zum ?Dienst an den Brüdern und Schwestern“:
?Die Jungfrau Maria, die sich dem Allmächtigen ganz überlassen hat und durch die Ankunft des Sohnes Gottes mit allen Gnaden und Segen erfüllt worden ist, lehre uns, unser Dasein zu einem täglichen Geschenk an Gottvater zu machen, im Dienst an den Brüdern und Schwestern und im Hören seines Wortes und seines Willens. Geht auch ihr, liebe Brüder und Schwestern, durch die Straßen der Welt, wie die Heiligen Drei Könige, die aus der Ferne gekommen sind, um den König und Messias anzubeten.“
Benedikt XVI., der große Theologe aus Bayern, war es auch, der betonte, dass Geschwisterlichkeit auch in einer globalisierten Welt keinesfalls selbstverständlich ist:
?Auch wenn der zur Zeit im Gang befindliche Globalisierungsprozeß die Menschen näher aneinander rückt, macht er sie deshalb noch nicht zu Brüdern. Es handelt sich hier um ein umfassenderes Problem, da – wie mein Vorgänger . feststellte – die tiefe Ursache der Unterentwicklung die fehlende Brüderlichkeit ist (vgl. ).“, sagte . Geschwisterlichkeit war also den Päpsten auch vor Franziskus bereits immer wieder ein wichtiges Anliegen.
(vatican news – sst)
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