Papst: Nur eine gerechte Gesellschaft ist eine gesunde Gesellschaft
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
?Als Jünger Jesu haben wir uns vorgenommen, auf seinen Spuren zu wandeln, indem wir uns für die Armen entscheiden, den Gebrauch der Güter überdenken und für unser gemeinsames Haus Sorge tragen,“ stellte Franziskus mit Rückblick auf seine bisherigen Katechsen der Reihe ?Die Welt heilen. Auswege aus der Coronakrise“ fest. Wenn Jesus die Menschen von ihren Krankheiten und körperlichen Gebrechen geheilte habe, habe er sie auch in ihrem Inneren gesund gemacht, indem er ihnen die Sünden vergab und ihre sozialen Nöte in den Blick nahm. ?Jesus, der alle Geschöpfe erneuert und versöhnt, gibt uns die Gaben, die wir brauchen, um zu lieben und zu heilen, wie er es tat, um für alle zu sorgen – ohne Unterschied der Rasse, Sprache oder Nation,“ gab Franziskus zu bedenken.
Wir alle könnten also mit unseren Gaben und Fähigkeiten zur Heilung der Beziehungen beitragen. Doch erst wenn wir die Schönheit jedes Menschen und jedes Geschöpfes schätzen würden, könne auch ?ein großherziges und von Zärtlichkeit erfülltes Umweltengagement entstehen. Und dann können wir Christus in unseren armen und leidenden Brüdern und Schwestern erkennen, ihnen begegnen, ihre Klage und die Klage der Erde zu hören, die sich der ihren anschließt,“ führte der Papst weiter aus.
Die Gefahr der ?Normalität“...
Auf dem Weg in eine bessere Zukunft nach der Coronakrise ist ein Kurswechsel laut Franziskus unabdingbar. Die Erneuerung der Gesellschaft könne aber nicht über eine Rückkehr zur so genannten ?Normalität“ erfolgen:
?Diese Normalität war nämlich krank: erkrankt an Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Umweltzerstörung,“ so seine Bestandsaufnahme, die er wie folgt erläutert: ?Die Normalität, zu der wir berufen sind, ist die des Reiches Gottes, wo ‘die Blinden wieder sehen, die Lahmen wieder gehen, die Aussätzigen rein werden und den Armen das Evangelium verkündet wird?.“ In der Normalität des Reiches Gottes reiche das Brot für alle, weil jeder das Seine beitrage und alles gerecht geteilt werde, betonte Franziskus und klagte an:
?Ein kleines Virus schlägt weiter tiefe Wunden, legt unsere physischen, sozialen und spirituellen Schwachstellen bloß. Es hat die große Ungleichheit, die auf der Welt herrscht, aufgedeckt: die Ungleichheit der Chancen, die Ungleichheit der Güter, Ungleichheit beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, Ungleichheit der Technologie. Diese Ungerechtigkeiten sind weder natürlich noch unvermeidlich. Sie sind das Werk des Menschen, entspringen einem Wachstumsmodell, das keine Werte mehr kennt. Und so haben viele Menschen die Hoffnung verloren, Unsicherheit und Angst überhandgenommen.“
Die Letzten sollen die Ersten sein
Daher auch seine abschließende Absage an ein Wirtschaftsmodell, das nicht für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung steht: ?Wir brauchen dringend eine gute Politik und eine Sozialordnung, die Teilhabe, Fürsorge und Großzügigkeit belohnt und nicht Gleichgültigkeit, Ausbeutung und Eigeninteresse. Denn nur eine solidarische und gerechte Gesellschaft ist eine gesunde Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die Teilhabe erlaubt, in der die ‘Letzten? also genau so viel gelten wie die ‘Ersten?, stärkt die Gemeinschaft. Eine Gesellschaft, in der die Vielfalt respektiert wird, ist viel resistenter gegen jede Art von Virus.“
(vatican news)
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