Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Die offizielle Fassung finden Sie in Kürze auf der Internetseite des Vatikans.
?Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!
Die heutige Katechese ist der siebten Seligpreisung gewidmet, der der Friedensstifter, die als Kinder Gottes verkündet werden. Ich freue mich, dass diese Katechese unmittelbar nach Ostern kommt, denn der Friede Christi ist die Frucht seines Todes und seiner Auferstehung, wie wir in der Lesung des heiligen Paulus gehört haben. Um diese Seligpreisung zu verstehen, müssen wir die Bedeutung des Wortes Frieden erklären, die missverstanden oder bisweilen verharmlost werden kann.
Wir müssen zwischen zwei Vorstellungen von Frieden unterscheiden: Da ist zum einen die biblische Vorstellung, in der das schöne Wort Shalom erscheint, das Überfluss, Wohlstand, Wohlergehen ausdrückt. Wenn man sich im Hebräischen Schalom wünscht, dann wünscht man sich ein schönes, erfülltes, blühendes Leben, aber auch ein Leben in Wahrheit und Gerechtigkeit, die sich in Messia, dem Fürsten des Friedens, erfüllen wird (vgl. Jes 9,6; Mk 5,4-5).
Jesu Friede ist anders
Dann gibt es den anderen, weiter verbreiteten Sinn, wonach das Wort Frieden als eine Art innere Ruhe verstanden wird; ich bin ruhig, ich bin in Frieden mit mir selbst. Dies ist eine moderne, psychologische und eher subjektive Vorstellung. Man denkt gemeinhin, dass Frieden Ruhe, Harmonie, innere Ausgeglichenheit bedeutet. Diese Bedeutung des Wortes Frieden ist unvollständig und kann nicht verabsolutiert werden, denn im Leben kann Unruhe ein wichtiger Moment des Reifens sein. Oft ist es der Herr selbst, der Unruhe in uns auslöst, damit wir uns aufmachen und ihm entgegengehen. In dieser Hinsicht ist das ein wichtiges Element des Wachstums, wohingegen es vorkommen kann, dass die innere Ruhe von Lauheit, Gleichgültigkeit und falscher Anpassung herrührt und nicht von einer wirklichen geistigen Erlösung. Oft muss der Herr ein ?Zeichen des Widerspruchs‘ sein (vgl. Lk 2,34-35), der unsere falschen Sicherheiten erschüttert, um uns zum Heil zu führen. Und in diesem Moment kommt es uns so vor, als hätten wir keinen Frieden - dabei ist es der Herr, der uns auf diese Straße führt, damit wir den Frieden finden, den er uns gibt.
An diesem Punkt müssen wir uns daran erinnern, dass der Herr seinen Frieden anders versteht als den menschlichen Frieden, wenn er sagt: ?Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch‘ (Johannes 14,27). Der Friede Jesu ist ein anderer Friede. Anders als der Friede der Welt.
Fragen wir uns: Wie schafft die Welt Frieden? Wenn wir an kriegerische Auseinandersetzungen denken, enden Kriege normalerweise auf zwei Arten: entweder mit der Niederlage einer der beiden Seiten oder mit Friedensverträgen.
Ein Dritter Weltkrieg in Stücken
Wir können nur hoffen und beten, dass wir immer diesen zweiten Weg einschlagen; wir müssen jedoch bedenken, dass die Geschichte aus einer unendlichen Serie von Friedensabkommen besteht, die durch darauffolgende Kriege oder durch eine Verwandlung oder räumliche Verlegung des ursprünglichen Krieges widerrufen wurden.
Selbst in unserer Zeit wird ein Krieg ?in Stücken‘ in mehreren Szenarien und auf unterschiedliche Weise ausgetragen. Wir müssen zumindest vermuten, dass im Rahmen einer Globalisierung, die hauptsächlich aus wirtschaftlichen und finanziellen Interessen besteht, der Frieden der einen dem Krieg der anderen entspricht. Dies ist nicht der Frieden Christi!
Wahres Glück: Als Kinder Gottes zu leben
Wie gibt der Herr stattdessen seinen Frieden? Wir haben den heiligen Paulus sagen hören, dass der Friede Christi darin besteht, ?die beiden Teile zu vereinigen‘ (vgl. Eph 2,14), die Feindschaft aufzuheben und sich zu versöhnen. Und der Weg, dieses Friedenswerk zu vollenden, ist sein Leib. Denn er versöhnt alle Dinge und schließt Frieden durch das Blut seines Kreuzes, wie der Apostel selbst an anderer Stelle sagt (vgl. Kol 1,20).
Und hier frage ich mich, und wir alle können uns fragen: Wer sind also die Friedensstifter? Die siebte Seligpreisung ist die aktivste, explizit wirksamste; der verbale Ausdruck ist dem im ersten Vers der Bibel für die Schöpfung verwendeten ähnlich und deutet auf Initiative und Fleiß hin. Liebe ist ihrem Wesen nach immer kreativ und sucht Versöhnung um jeden Preis. Diejenigen werden als Kinder Gottes bezeichnet, die die Kunst des Friedens gelernt haben und sie praktizieren, die wissen, dass es keine Versöhnung ohne die Hingabe des eigenen Lebens gibt und dass man immer den Frieden suchen muss. Immer und auf jeden Fall! Vergessen wir das nicht. So muss man ihn suchen. Dies ist keine Frucht der eigenen Fähigkeiten, sondern Ausdruck der durch Christus (der unser Friede ist) empfangenen Gnade, die uns zu Kindern Gottes gemacht hat.
Das wahre Shalom und das wahre innere Gleichgewicht fließen aus dem Frieden Christi, der vom Kreuz herrührt und eine neue Menschheit hervorbringt, verkörpert in einer unendlichen Schar von erfinderischen und kreativen Heiligen, die sich immer neue Wege ausgedacht haben zu lieben. Dieses Leben als Kinder Gottes, die durch das Blut Christi ihre Brüder und Schwestern suchen und finden, ist wahres Glück. Selig sind, die auf diesem Weg gehen.
Noch einmal Euch allen im Frieden Christi: Frohe Ostern!“
(vatican news – ck/sk)
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