Papst tauft in der Sixtinischen Kapelle 32 Kinder
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Kindergeschrei unter den Fresken des Michelangelo: Es ist das einzige Mal im Jahr, dass der Papst in der Sixtina zelebriert, und es wird jedes Mal feierlich und dauert ziemlich lang. Die Täuflinge wurden zunächst mit dem Kreuzzeichen bezeichnet, dann wurden die Heiligen angerufen und die kleinen Erdenbürger mit dem Chrisam gesalbt. Einem jeden der kleinen Täuflinge goss Papst Franziskus Weihwasser über den Kopf, sprach dabei ihre Namen aus und taufte sie im Namen des dreifaltigen Gottes.
Die Predigt des Papstes war – so hatte es schon sein Vorgänger Benedikt XVI. gehalten – ohne vorbereiteten Text; auch das ist sonst nicht üblich. ?So wie Jesus hingegangen ist, um sich taufen zu lassen, so bringt ihr eure Kinder hierhin“, sagte Franziskus zu den Eltern und Paten.
Plädoyer für die Kindstaufe
?Jesus sagt zu Johannes: ?Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.‘ (Mt 3,15) Ein Kind taufen ist ein Akt der Gerechtigkeit für das Kind. Warum? Weil wir ihm mit der Taufe einen Schatz übergeben. Wir geben ihm in der Taufe ein Unterpfand: den Heiligen Geist. Das Kind geht aus der Taufe mit der inwendigen Kraft des Geistes hervor: des Geistes, der es verteidigen, der ihm helfen wird, sein ganzes Leben lang. Darum ist es so wichtig, schon die kleinen Kinder zu taufen – damit sie mit der Kraft des Heiligen Geistes heranwachsen.“
Das war ein Plädoyer für die Kindstaufe, wie sie im Christentum ungefähr seit dem 5. Jahrhundert üblich ist; zuvor war die Erwachsenentaufe gängig. Die Taufe ist das erste und grundlegende der sieben Sakramente; sie entspricht einem Auftrag Jesu an seine Jünger.
?Ihr tragt heute eure Kinder auf dem Arm, die den Heiligen Geist im Innern haben. Sorgt für sie, damit sie mit dem Licht und der Kraft des Heiligen Geistes aufwachsen – durch die Katechese, durch Hilfe, durch Unterricht, durch das Beispiel, das ihr zuhause gebt. Das ist es, was ich euch heute sagen will.“
Schreiende Kinder sind eine schöne Predigt
Aber Franziskus wäre nicht er selbst, würde er nicht noch einen ganz praktischen Ratschlag dranhängen: Gebt euren Kindern ruhig die Brust, lasst euch von der Sixtinischen Kapelle nicht einschüchtern, sagte er den Müttern. ?Und lasst sie ruhig weinen und schreien.“ Die Kleinen seien schließlich das feierliche Ambiente, die Wärme, die vielen Menschen drumherum nicht gewohnt.
?Und noch etwas, das ich schon letztes Jahr gesagt habe: Bei diesen Kleinen reicht es, dass einer ein C vorgibt, und schon fallen sie alle im Chor ein, und es gibt ein Konzert! Keine Sorge – das ist eine schöne Predigt, wenn ein Kind in der Kirche weint. Eine schöne Predigt… Vergesst nicht: Ihr tragt den Heiligen Geist in euren Kindern drin!“
(vatican news)
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