Papst: ?Wir sind alle eins, egal ob Protestanten oder Orthodoxe“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen war der rote Faden seiner Katechese an diesem Mittwoch. In der Audienzhalle ging der Papst auf das Motto der diesjährigen Gebetswoche ein, das der Apostelgeschichte entnommen ist und den Empfang des Apostels Paulus auf Malta beschreibt. Der gefangene Paulus wurde nach einem schweren Schiffsunglück von den Maltesern ?ungewöhnlich freundlich“ empfangen, wie es auch im Motto der Einheitswoche heißt. Diese ?ungewöhnliche Freundschaft“ müsse auch in der Ökumene gelten:
?Da mag dir dann einer sagen: ,Ach, aber der ist doch ein Protestant, jener ein Orthodoxer.´ Ja, aber wir sind Geschwister in Christus. Es ist kein einseitiger Akt der Großzügigkeit, denn wenn wir andere Christen aufnehmen, nehmen wir sie wie ein Geschenk an, das uns gemacht wird. So wie diese Malteser – sehr gut diese Malteser! – werden auch wir dafür belohnt, weil wir das zurückbekommen, was der Heilige Geist aussät.“
Überall ist die Güte des Heiligen Geistes zu finden
Der Heilige Geist säe überall seine Güte aus, fügte Franziskus abweichend vom Redemanuskript hinzu. Mit der Aufnahme der ?anderen Christen“ würde man allen die Liebe Gottes aufzeigen. Zur ökumenischen Gastfreundschaft gehöre aber auch der Wunsch, die Erfahrung, die andere Christen mit Gott machten, und ihre Erwartungen an Gott, kennen zu lernen.
?Und das ist eine Gnade; das zu entdecken, ist eine Gnade. Ich denke an vergangene Zeiten, zum Beispiel in meinem Land. Als evangelische Missionare gekommen sind, ging eine kleine Gruppe von Katholiken hin, um ihre Zelte niederzubrennen. Das geht nicht: es ist nicht christlich. Wir sind Geschwister, wir sind alle Brüder und Schwestern, und wir müssen gastfreundlich zueinander sein.“
Danach erinnerte Franziskus an das Schicksal der Migranten, die wie Paulus riskante Reisen unternehmen, um Gewalt, Krieg und Armut zu entkommen.
?So wie Paulus und seine Gefährten machen auch die Migranten unserer Tage die Erfahrung der Gleichgültigkeit, der Feindseligkeit der Wüste, der Flüsse, der Meere... Oft lässt man sie in den Häfen nicht an Land gehen. Und leider begegnen sie manchmal auch der schlimmsten Form der Feindseligkeit, die es gibt: Sie werden von kriminellen Menschenhändlern ausgebeutet. Und das in der heutigen Zeit! Sie werden von einigen Regierenden als Zahlen, als eine Bedrohung für das Volk betrachtet. Und das in der heutigen Zeit!“
Als Christen müssten wir zusammenhalten und gemeinsam daran arbeiten, ?den Migranten die Liebe Gottes, die von Jesus Christus offenbart wurde, zu zeigen“, so der Papst weiter.
?Wir können und müssen bezeugen, dass es nicht nur Feindseligkeit und Gleichgültigkeit gibt, sondern dass jeder Mensch für Gott wertvoll ist und von ihm geliebt wird. Die noch immer zwischen uns bestehenden Trennungen verhindern, dass wir voll und ganz das Zeichen der Liebe Gottes zur Welt sind, die unsere Berufung und Mission ist. Wenn wir zusammenarbeiten, um die ökumenische Gastfreundschaft zu leben, insbesondere gegenüber denen, deren Leben am verwundbarsten ist, werden wir alle, alle Christen - Protestanten, Orthodoxe, Katholiken, alle Christen - bessere Menschen, bessere Jünger und ein geeinteres christliches Volk sein. Dies wird uns der Einheit, die Gottes Wille für uns ist, noch näher bringen.“
Die Gebetswoche endet an diesem Samstag mit einer Vesper um 17.30 Uhr in der römischen Basilika St. Paul vor den Mauern. Wir übertragen diese Feier live und mit deutschem Kommentar auf unserer Homepage und auf unserem .
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.