Papst besucht Caritas Rom: Wir alle sind verletzlich
Anne Preckel - Vatikanstadt
In Rom war es ein regnerischer Freitagnachmittag, als das Vatikanauto vor der Caritas in Nähe des Hauptbahnhofs hielt. Papst Franziskus stieg aus und lächelte, er wirkte etwas müde, denn erst am Dienstag war er von einer langen Asienreise in den Vatikan zurückgekehrt. Die winkenden Gläubigen, Helfer und Bedürftigen, versammelt unter Regenschirmen, bereiteten dem Papst einen warmen Empfang.
Bewegendes Zeugnis
Franziskus ließ sich zunächst die Einrichtungen des Caritas-Zentrums zeigen: eine Zahnarztpraxis, die Kantine und ein Wohnheim für ältere Obdachlose. Kardinalvikar Angelo De Donatis, Bischof Gianpiero Palimieri und der Caritasdirektor Roms, Don Benoni Ambarus, führten ihn umher. Dann ging es in den vollbesetzten Konferenzsaal, wo um die 200 Vertreter aus 52 Caritas-Zentren gemeinsam mit Bedürftigen gespannt auf den Gast warteten.
?Ich habe dreizehn Monate im Caritas-Zentrum an der Via Marsala verbracht“, trug der Italiener Alessio Aringoli seine Geschichte vor. Er hatte ein normales Leben und einen kleinen Verlag, als plötzlich der Vater und jüngere Bruder starben: ?Meine Firma machte pleite, ich litt Hunger, eine Nacht verbrachte ich auf der Straße“, beschreibt Aringoli diese schwere Zeit: ?Die Caritas hat mich gerettet, meinen Körper und meine Seele: Sie haben mich ohne Fragen, Bedingungen, Bewertungen aufgenommen“. Das habe sein Leben verändert, ihn ?die Gnade des Herrn spüren lassen – nicht abstrakt, sondern ganz konkret“.
Auch eine freiwillige Helferin, die sich in Rom um Migranten kümmert, berichtete von ihrer Arbeit. Vielfältig seien die Herausforderungen in der Hauptstadt: ?Um all diese Probleme zu lösen, bräuchte man einen Zauberstab“, formulierte der Direktor der römischen Caritas, Don Ambarus, vor dem Papst, doch ?eine Stadt, in der einer weniger leidet, ist eine bessere Stadt!“
Wir alle sind verletzlich
Papst Franziskus schloss in seiner kleinen Ansprache an diese Zeugnisse an:
?Sie haben von Verletzlichkeit gesprochen, das hat mich gerührt. Sie haben eine Beziehung zur Verletzlichkeit der Menschen gefunden, weil Sie wissen, dass auch Sie es sind. Verletzlichkeit verbindet uns alle, wir alle sind verletzlich. Und um in der Caritas zu arbeiten, muss man dieses Wort erkennen, wiedererkennen, das zu Fleisch im Herzen geworden ist. Um Hilfe zu bitten ist zu sagen, ,Ich bin verletzlich‘, und gut kann man nur aus seiner eigenen Verletzlichkeit heraus helfen. Das ist eine Begegnung unterschiedlicher Verletzungen, verschiedener Schwächen, aber wir sind alle schwach, wir alle sind verletzlich.“
Der Papst ging auf die Geschichte Jesu ein:
?Auch Gott wollte (in Jesus) für uns verletzlich werden. Er ist einer von uns und hat gelitten: schon bei seiner Geburt hatte er kein Haus, er litt unter Verfolgung, floh in ein anderes Land, war Migrant, litt Armut. Gott hat sich verletzlich gemacht. Und deshalb können wir mit Jesus sprechen, denn er ist einer von uns! Wir können diese Vertrautheit haben, denn er ist einer von uns unterwegs, mit Jesus im Leben gehen, denn wir haben den gleichen Ausweis,: verletzlich, geliebt und gerettet durch Gott. Verletzlichkeit ist sozusagen unser Nachname.“
Dank an die Helfer
Franziskus dankte allen Angestellten der Caritas und den Helfern im Ehrenamt und ermutigte sie zu weiterem Einsatz: ?Ich danke euch und nur weiter so!“ Er erinnerte an das Beispiel des Barmherzigen Samariters. Dessen ?Verrücktheit aus Nächstenliebe“, sich um einen anderen in Not zu kümmern, biete genügend Zukunftsperspektiven für die nächsten 40 Jahre des Verbandes.
Die Caritas in Rom betreibt nach eigene Angaben 52 Einrichtungen, darunter Mensen, Unterkünfte, Tafeln und Beratungszentren. Franziskus' Besuch am Freitag ist der fünfte eines Papstes seit Bestehen des Verbandes. Johannes Paul II. war 1992 als erster dort. Franziskus eröffnete dort im Dezember 2015 das ?Jahr der Barmherzigkeit“ für sein Bistum.
(vatican news – pr)
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