Papst Franziskus: Für eine ?Kirche der offenen Türen“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
?Die Kirche ist eine Kirche im Aufbruch, oder sie ist nicht Kirche. Sie ist auf dem Weg und macht immer mehr Platz, damit alle hineinkönnen, oder sie ist nicht Kirche. Eine Kirche mit offenen Türen – immer mit offenen Türen! Wenn ich hier in Rom oder anderswo Kirchen mit verschlossenen Türen sehe, dann ist das ein übles Zeichen. Kirchen müssen immer offene Türen haben, denn das zeigt, was eine Kirche überhaupt ausmacht: Sie ist immer offen!“
Franziskus bezog sich da auf sein Grundsatzschreiben kurz nach seiner Wahl die Grundlinien seines Pontifikats skizziert hat. ?Die Kirche ist berufen, immer das offene Haus des Vaters zu sein“, heißt es darin (Nr. 47). ?So stößt einer, wenn er einer Eingebung des Geistes folgen will und näherkommt, weil er Gott sucht, nicht auf die Kälte einer geschlossenen Tür.“
Die lange Reise des Wortes Gottes
Der Papst beschäftigt sich in den Katechesen bei seinen Generalaudienzen derzeit immer mit einem Ausschnitt aus der Apostelgeschichte. Diesmal ging’s um den Anfang des Wirkens des Völkerapostels Paulus.
?Man kann sagen, dass die Apostelgeschichte das Buch der langen Reise des Wortes Gottes ist: Das Wort Gottes wird verkündet, und zwar überall. Diese Reise beginnt nach einer starken Verfolgung. Diese hat nicht etwa zu einem Stop der Evangelisierung geführt, sondern ist eher zu einer Gelegenheit geworden, den Fokus zu erweitern und den Samen des Wortes noch weiter auszusäen. Die Christen haben keine Angst! Sie müssen fliehen, aber sie fliehen mit dem Wort, und sie streuen das Wort überall aus.“
Wem sollten nun aber die Türen der Kirche – bzw. der Kirchen – weit offenstehen? ?Den Heiden“, erklärte Franziskus. ?Denn die Apostel predigten zunächst nur den Juden, doch dann klopften die Heiden an die Tür der Kirche. Und diese Neuheit der offenen Türen für die Heiden führt zu einer sehr erregten Kontroverse.“
Es war sicher nicht ganz ohne einen Seitenblick auf die heutigen Zustände, dass der Papst dann die damalige, in der Apostelgeschichte geschilderte Debatte referierte. Um das rechte Verhältnis der Befolgung des mosaischen Gesetzes und des Glaubens an Christus sei es gegangen. Um den Streit zu lösen, sei schließlich in Jerusalem ein Apostelkonzil zusammengetreten.
?Da ging es um eine sehr heikle theologische, geistliche und disziplinarische Frage. Entscheidend waren die Reden von Petrus und Jakobus. Sie riefen dazu auf, den Heiden keine jüdische Beschneidung aufzuerlegen, sondern nur eine Zurückweisung des Götzendienstes mit seinen verschiedenen Ausprägungen. Aus der Diskussion ergibt sich der gemeinsame Weg.“
Ähnlich wünscht es sich der Papst wohl auch mit dem Synodalen in der Kirche. Im Vatikan tagt derzeit eine Bischofssynode zum Thema Amazonien; auch hier sind die Gemüter erhitzt, es geht im Kern um dasselbe wie damals in Jerusalem, nämlich wie weit sich der Christusglaube inkarnieren, auf lokale Gegebenheiten und Glaubensformen einlassen darf.
Ein Dialog aus Hinhören und geistlicher Unterscheidung
?Die Versammlung von Jerusalem gibt uns wichtige Aufschlüsse über die Art und Weise, wie wir Divergenzen angehen und die Wahrheit in der Liebe (vgl. Epheser 4,15) suchen sollten. Sie erinnert uns daran, dass die kirchliche Methode für die Lösung von Konflikten auf dem Dialog basiert – einem Dialog aus aufmerksamem Hinhören und auf geistlicher Unterscheidung im Licht des Heiligen Geistes. Das hilft uns, die Synodalität zu verstehen.“
?Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“: So beginnt der Text der Einigung, auf die sich die Streithähne von Jerusalem damals verständigt haben. ?Das ist Synodalität: die Anwesenheit des Heiligen Geistes. Andernfalls ist das nicht Synodalität, sondern ein Parlament oder etwas Derartiges…“
(vatican news)
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