Papst an Kirchenleute: Geht zurück zu den Wurzeln
Bernadette Weimer - Vatikanstadt
In diesem Zusammenhang zeigte der Papst auch einen möglichen Weg aus der ?Krise der priesterlichen Identität“ auf. Sein Appell: sich selbst zurücknehmen und zu den Wurzeln seiner Berufung zurückkehren. Dabei sei es besonders wichtig, sich der Wirklichkeit so zu stellen, wie sie ist, sagte der Papst in seiner Ansprache in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria. ?Wenn wir so den vergangenen Zeiten nachweinen, versteinern wir. Anstatt die ?Gute Nachricht‘ zu bekennen, verkünden wir eine aschgraue Botschaft, die niemandes Herz anzieht noch entflammt.“
Den Blick voraus und nicht zurück wenden – das war die Aufforderung des Papstes. Um sein Anliegen zu unterstreichen, bezog sich Franziskus auf den Evangelisten Lukas. Der beschreibt die Verkündigung der Menschwerdung nicht pompös und besonders, auch spielt die Szene weit ab vom Zentrum Jerusalem. Stattdessen erfolgt die Verkündigung in einem Haus in dem kleinen Dorf Nazareth, und sie ergeht an Maria, eine Laiin, eine Frau. ?Was hat sich verändert? Alles. Und in dieser Veränderung findet sich unsere tiefste Identität“, betonte der Papst.
Ein Weg aus der Krise
Um der ?Krise der priesterlichen Identität“ zu entkommen, ?müssen wir vielleicht aus den wichtigen und feierlichen Orten hinausgehen; wir müssen zu den Orten zurückkehren, wo wir berufen worden sind, wo klar war, dass die Initiative und die Kraft von Gott stammen“, schlug Franziskus vor. Denn: Unabsichtlich gewöhne man sich daran, den vorderen Platz im Alltag einzunehmen – in Versammlungen oder Gesprächen, am Tisch oder im Saal. Franziskus jedoch appellierte an die Kirchenmänner: Zurück zu den Wurzeln! Dafür zitierte er einen Teil seiner Predigt in der Chrisammesse 2014. ?Ich glaube, dass wir nicht übertreiben, wenn wir sagen, dass der Priester ein ganz kleiner Mensch ist. […] Der Priester ist der Ärmste der Menschen, wenn Jesus ihn nicht durch seine Armut reich macht, der Dümmste der Menschen, wenn Jesus ihn nicht geduldig lehrt wie den Petrus, er ist der Hilfloseste der Christen, wenn der Gute Hirt ihn nicht inmitten der Herde stärkt. Niemand ist kleiner als ein Priester, der nur seinen eigenen Kräften überlassen bleibt.“
Für andere da sein, sich mit ihnen freuen und mit ihnen leiden, dafür müsse mehr Zeit sein. Denn die Beziehung zu Gott folge keinem Regelwerk, es solle nicht darum gehen, dass die Kirche die Pflicht habe, Tugenden und Bemühungen anzuerkennen. ?Verwenden wir Stunden und Tage darauf, die AIDS-kranke Mutter zu begleiten, das als Waise zurückgebliebene Kind, die Großmutter, die sich um viele Enkelkinder kümmert, oder den Jugendlichen, der in die Stadt gekommen ist und verzweifelt ist, weil er keine Arbeit finden kann“, so der Papst. ?Indem wir mit ihnen leiden, zerfasert sich das unsere, teilt sich in tausend Stückchen, ist ergriffen und scheint sogar von den Menschen verzehrt zu werden.“
Nicht trennen, sondern einen
In besonderer Weise würdigte der Papst die Katechetin aus Mosambik, die zuvor in der Kathedrale gesprochen hatte. Sie solle daran erinnern, ?dass euch nichts die Begeisterung verlieren lässt, das Evangelium zu verkünden und euren Auftrag zu erfüllen, den ihr in der Taufe empfangen habt.“ Auch die Kirche Mosambiks solle teilhaben an einer intensiven Gemeinschaft aller Kirchen. Wie der Papst sagte, solle das Evangelium so verkündigt werden, dass eine Synthese zwischen den verschiedenen Formen der Verkündigungen in unterschiedlichen Kulturen entsteht. Dort habe auch die Kirche Mosambiks einen Platz: ?Sie darf nicht Teil des Problems von Kompetenzstreitigkeiten, Geringschätzung und Spaltung sein, sondern muss vielmehr eine Tür für die Lösungen sein, ein Raum, wo Achtung, Austausch und Dialog möglich sind“, unterstrich Franziskus. Diskussionen um interreligiöse Ehen, die Beziehungen zwischen Nationalitäten, zwischen Ethnien, stellten eine Herausforderung an die Kirche dar: Ziel sei nicht zu spalten, sondern zu einen. Dieser ?fortschreitende Prozess“ erfordere, dass sich ?jede neue Generation beteiligen muss. Es ist eine langsame und anstrengende Aufgabe, die verlangt, dass wir uns integrieren und bereit sind, zu lernen.“
(vatican news)
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