Radio-Akademie (5): Franziskus erkl?rt die 10 Gebote
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Am Sonntagabend senden wir den fünften und letzten Teil dieser Reihe.
Auffallend ist, dass der Papst aus Argentinien die Zehn Gebote konsequent im Licht Christi und des Neuen Testaments liest. Und dass er hinter ihrer Abfolge einen Sinn-Zusammenhang erkennt.
?Wir sind ausgegangen von der Dankbarkeit als Grundlage der Beziehung des Vertrauens und des Gehorsams: Gott, so haben wir gesehen, verlangt nichts, bevor er nicht selbst viel mehr gegeben hat. Er lädt uns ein zum Gehorsam, um uns vom Betrug des Götzendienstes zu erlösen, der so viel Macht über uns hat. Denn wenn wir die Selbstverwirklichung in den Götzen dieser Welt suchen, so macht uns das leer und versklavt uns, während das, was uns Format und Beständigkeit verleiht, die Beziehung zu ihm ist, der uns von seiner Vaterschaft her in Christus zu Kindern macht (vgl. Eph 3,14-16).
Herzverpflanzung
Das setzt nun einen ?Prozess der Segnung und der Befreiung“ voraus, ?die die wahre, echte Ruhe sind“, so argumentiert der Papst weiter, um vom ersten und zweiten aufs dritte Gebot zu kommen. ?Im Psalm heißt es: ?Bei Gott allein wird ruhig meine Seele, von ihm kommt mir Rettung‘ (Ps 62,2).“ Dieses ?befreite Leben“ führe uns ?zur Annahme unserer persönlichen Geschichte und versöhnt uns mit dem, was wir von der Kindheit an bis zum jetzigen Zeitpunkt erlebt haben“ – viertes Gebot. Es macht uns zu Erwachsenen, die in der Lage sind, der Wirklichkeit und den Menschen um uns herum das richtige Gewicht zu geben – fünftes bis achtes Gebot.
?Aber um so zu leben – also in der Schönheit der Treue, der Großherzigkeit und der Authentizität – müssen wir ein neues Herz haben, das vom Heiligen Geist bewohnt ist (vgl. Ez 11,19; 36,26). Ich frage mich: Wie geschieht diese Herzverpflanzung, vom alten Herzen zum neuen Herzen? Durch das Geschenk einer neuen Sehnsucht (vgl. Röm 8,6), die durch die Gnade Gottes in uns gesät wird, insbesondere durch die Zehn Gebote, die Jesus zur Vollendung gebracht hat, wie er in der Bergpredigt lehrt (vgl. Mt 5,17-48).“
Damit hat Franziskus nicht nur die beiden letzten Gebote noch einmal in seinen übergreifenden Sinnbogen eingeordnet. Sondern er landet, sicher nicht zufällig, bei der Bergpredigt, bei Jesus Christus.
Der Dekalog ist das Röntgenbild Jesu
?Der Dekalog ist das Röntgenbild dieses Lebens, er beschreibt es wie ein fotografisches Negativ, das sein Antlitz zum Vorschein bringt – wie beim Grabtuch von Turin. Und so befruchtet der Heilige Geist unser Herz und legt die Sehnsucht in es hinein, die sein Geschenk ist, die Sehnsucht des Geistes: Sehnsucht dem Geist gemäß, im Rhythmus des Geistes, mit der Musik des Geistes.“
?Wenn wir auf Christus schauen, sehen wir das Schöne, das Gute, das Wahre“, sagt Franzikus. Wir sehen die Gebote sozusagen in Menschengestalt. Sie sind damit ?keine Norm mehr für uns“, sondern Christus, ?der uns liebt, uns sucht, uns vergibt“.
?Und so verwandelt sich die wörtliche Negativität, die Negativität im Ausdruck der Gebote und wird zu einer positiven Haltung: lieben, für die anderen Raum schaffen in meinem Herzen, alles Wünsche, die Positivität säen. Und das ist die Fülle des Gesetzes, die Jesus gekommen ist, um sie uns zu bringen.“
?In Christus, und nur in ihm, hört der Dekalog auf, eine Verurteilung zu sein“, sagt Franziskus. Stattdessen wird er zur Wahrheit des Lebens, also zur Sehnsucht nach Liebe: ?Hier entsteht die Sehnsucht nach dem Guten“.
Bestellen Sie unsere CD!
Radio Vatikan hat sich in den Monaten Februar und März mit den Zehn Geboten beschäftigt: Unsere ?Radio-Akademie“ stellt die Deutungen vor, die Papst Franziskus diesem alten Text gibt.
Die ganze Serie (5 Folgen insgesamt) können Sie bei uns gerne auf CD bestellen, wenn Sie sie noch einmal in Ruhe nachhören wollen. Schreiben Sie einfach eine Mail an cd-at-vaticannews.de, dann senden wir Ihnen die CD gern gegen einen Unkostenbeitrag zu.
(vatican news)
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