Papst Franziskus: Leben nicht der Logik der Technik überlassen
Claudia Kaminski - Vatikanstadt
In seiner Ansprache fasste der Papst die Schwierigkeiten, mit denen die Welt zu tun hat, zusammen: Familiäre und soziale Beziehungen seien zunehmend erschöpft und es bestehe die Tendenz, ?sich selbst in seine eigenen individuellen Interessen zu verschließen, mit schwerwiegenden Folgen für die große und entscheidende Frage nach der Einheit der Menschheitsfamilie und ihrer Zukunft“. Die technologische Entwicklung habe zwar dazu verholfen, unüberwindbar geglaubte Probleme zu bewältigen, aber neue Schwierigkeiten und Bedrohungen mit sich gebracht, beobachtete Franziskus.
Trotzdem sei die Technik charakteristisch für den Menschen. Sie stelle keine ?fremdartige und feindliche Kraft“ dar, sondern entspringe dem Einfallsreichtum des Menschen, der helfe, für die Bedürfnisse des Lebens zu sorgen. Die heutige Entwicklung der technischen Leistungsfähigkeit erzeuge allerdings einen gefährlichen Zauber: ?Anstatt dem Menschen Werkzeuge zur Erleichterung des Lebens an die Hand zu geben, läuft man Gefahr, das Leben der Logik der Geräte zu überlassen, die dann seinen Wert entscheiden“. Dies könne schädliche Folgen haben; so drohe die menschliche Vernunft auf eine entfremdete Rationalität von Effekten reduziert zu werden, die nicht als menschenwürdig angesehen werden dürfe.
Spezifischer Beitrag von Gläubigen: Menschenrechte
Angesichts der schweren Schäden, die wir dem Planeten, unserem gemeinsamen Haus, zugefügt hätten, sagte Papst Franziskus: ?Die globale Bioethik ist eine wichtige Front, an der man sich engagieren kann. Dieser Ansatz steht im Einklang mit der umfassenden Ökologie, die in der Enzyklika Laudato si' beschrieben und gefördert wird.“
Darüber hinaus sei es in der heutigen multikulturellen Welt notwendig, einen spezifischen Beitrag als Gläubige zu leisten. ?Dazu gehört auch die Aufnahme eines Dialogs über die Menschenrechte, in dem die entsprechenden Aufgaben deutlich hervorgehoben werden. In der Tat bilden sie den Boden für die gemeinsame Suche nach einer universellen Ethik,“ so Franziskus.
Weiter mahnte er, die Möglichkeit, in die lebende Materie in immer kleineren Größenordnungen einzugreifen, immer größere Informationsmengen zu erarbeiten sowie die Gehirnprozesse zu überwachen oder sogar zu manipulieren, habe enorme Auswirkungen.
Technologische Innovation nur zum Wohle des Menschen
Künstliche Intelligenz, Robotik und andere technologische Innovationen dürften jedoch nur zum Wohle der Menschheit und zum Schutz des Planeten beitragen: ?Die jedem Menschen innewohnende Würde muss beharrlich in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns gestellt werden.“ Man dürfe nicht Gefahr laufen, sogenannten intelligenten Maschinen voreilig richtig menschliche Fähigkeiten zuzuschreiben: ?Wir müssen besser verstehen, was Intelligenz, Gewissen, Emotionalität, emotionale Intentionalität und die Autonomie moralischen Handelns in diesem Zusammenhang bedeuten. Künstliche Geräte, die menschliche Fähigkeiten simulieren, sind in Wirklichkeit ohne menschliche Qualität“.
Aber, so Franziskus, sie verbreiteten sich in unserer Welt und veränderten das Szenario unserer Existenz radikal. Die laufende Debatte zeige bereits die gravierenden Probleme der Governance der Algorithmen, die große Datenmengen verarbeiten. ?Die Technologien zur Manipulation des Erbguts und der Gehirnfunktionen werfen ernste ethische Fragen auf“, sagte Franziskus.
Das gesamte menschliche Denken, die Sensibilität, den Psychismus auf der Grundlage der funktionalen Summe seiner physischen und organischen Teile zu erklären, helfe nicht dabei, das Entstehen von Phänomenen der Erfahrung und des Bewusstseins zu verstehen: ?Das menschliche Phänomen übersteigt das Ergebnis der berechenbaren Zusammensetzung der einzelnen Elemente. Auch in diesem Zusammenhang gewinne das Axiom, nach dem das Ganze den Teilen überlegen ist, neue Tiefe und Bedeutung“.
Notwendig sei in diesem Zusammenhang eine ethische Allianz zugunsten des menschlichen Lebens. was aber angesichts des rasanten Innovationstempos eine schwierige Aufgabe sei. Zwingend müsste das Wissen um immer ausgefeiltere technologische Geräte mit allen an Forschung und Pflege beteiligten Menschen geteilt werden.
Das Treffen findet am 25. Jahrestag der Gründung der Päpstlichen Akademie für das Leben statt. Zum Jubiläum hatte Papst Franziskus dem Präsidenten, Erzbischof Vincenzio Paglia einen Brief mit dem Titel ?Humana communitas“ geschickt und allen bisherigen Mitgliedern und Präsidenten für ihren kompetenten Dienst und ihr großzügiges Engagement in den vergangenen 25 Jahren gedankt.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.