Angelus: ?Auf dem Weg des Herrn ist jeder zugelassen“
Christine Seuss - Vatikanstadt
Wie üblich ging der Papst bei seinen Überlegungen von der Tagesliturgie aus. Das gehörte Evangelium nach Markus (Mk 5,21-43) stellt die zwei Wunder des vom Tode auferweckten zwölfjährigen Mädchens und die Heiligung der an Blutungen leidenden Frau vor. Diese Wundertaten Jesu beschreibe der Evangelist ?fast wie einen Triumphmarsch zum Leben“, unterstrich Franziskus.
?Zuerst erzählt der Evangelist von einem gewissen Jairus, einem der Synagogenvorsteher, der zu Jesus kommt und ihn anfleht, zu seinem Haus zu kommen, weil seine zwölfjährige Tochter stirbt,“ führte der Papst aus. ?Jesus akzeptiert und geht mit ihm, aber auf dem Weg erreicht sie die Nachricht, dass das Mädchen gestorben ist. Wir können uns die Reaktion dieses Vaters vorstellen! Jesus jedoch sagt ihm: ,Sei ohne Furcht; glaube nur!´” Und in der Tat, im Haus des Vorstehers angekommen, scheucht Jesus alle Anwesenden außer den Eltern und seinen Begleitern hinaus und sagt zu der Toten: ,Talita Kum! Mädchen, ich sage dir, stehe auf!´“ Das Mädchen reagiert und steht auf, als würde sie ?aus einem tiefen Schlaf“ erwachen, erläutert Franziskus die Szene.
Doch damit nicht genug: In die Geschichte des Mädchens eingebettet präsentiert der Evangelist eine andere Geschichte, nämlich die der Frau, die an Blutungen leidet. Kaum hat sie den Umhang Jesu berührt, ist auch sie geheilt. Als Jesus sich nach der Person umsieht, die die göttliche Kraft aus ihm ?herausströmen“ ließ, sie ihm geradezu ?raubte“, wie Franziskus betonte, trat die Frau vor die Menge und beichtete, was sie getan hatte. ?Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen,“ sagte Jesus ihr nach Überlieferung des Evangelisten.
?Es handelt sich um zwei miteinander verflochtene Erzählungen, die ein einziges Zentrum haben: den Glauben; und sie zeigen Jesus als Quelle des Lebens, als denjenigen, der dem das Leben wiederschenkt, der ihm vollständig vertraut. Die beiden Hauptpersonen, also der Vater des Mädchens und die kranke Frau, sind keine Jünger Jesu, und dennoch werden sie aufgrund ihres Glaubens erhört. Daraus ersehen wir, dass auf dem Weg des Herren alle zugelassen sind, keiner muss sich als Eindringling fühlen, als Unbefugter oder einer, der kein Recht hat.“
Um Zugang zum Herzen Jesu zu finden, fuhr der Papst fort, sei nichts anderes nötig, als nach Heilung zu verlangen und sich ihm anzuvertrauen. Jeder müsse sich fragen: brauche ich Heilung? Und vertraue ich auf Jesus?, legte der Papst den rund 20.000 Pilgern ans Herz, die das Angelusgebet auf dem Petersplatz mitbeteten.
?Jesus sucht diese Menschen in der Menge und entzieht sie der Anonymität, er befreit sie von der Angst zu leben und zu wagen.“ Dies sei auch eine Aufgabe für jeden einzelnen von uns, unterstrich der Papst, der angesichts des gehörten Evangeliums erläuterte, dass unsere wahre Sorge nicht der körperliche Tod sein dürfe.
?Jesus ist der Herr, und vor Ihm ist der physische Tod wie ein Schlaf. Es gibt keinen Grund, zu verzweifeln. Der Tod, vor dem wir Angst haben müssen, ist ein anderer! Wenn wir fühlen, dass wir ein verhärtetes Herz haben, ein mumifiziertes Herz, davor müssen wir Angst haben. Das ist der Tod des Herzens,“ warnte Franziskus. Doch auch angesichts der Sünde, die das Herz verhärtet, sei das letzte Wort für Jesus noch nichtgesprochen, erinnerte der Papst. Denn seine Stimme erreiche uns auch in der Tiefe, gebe dem Mädchen und der Frau ihr Leben zurück: ?Leben und Glauben für alle beide. Bitten wir die Jungfrau Maria darum, unseren Weg des Glaubens und konkreter Liebe zu begleiten, insbesondere für diejenigen, die in Not sind. Und rufen wir sie um ihre mütterliche Fürsprache für unsere Geschwister an, die am Körper und an der Seele leiden“, schloss Franziskus seine Ansprache vor dem Mittagsgebet.
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